CSD-Demo in Hamburg mit Rekordbeteiligung
Bei der Demo zum Christopher Street Day (CSD) in Hamburg waren nach Veranstalterangaben am Sonnabend rund 250.000 Menschen auf der Straße. Nach Angaben der Polizei demonstrierten etwa 225.000 Menschen, 25.000 standen am Straßenrand und schauten zu.
"Wir sind super zufrieden und unbeschreiblich glücklich", sagte der Sprecher des veranstaltenden Vereins Hamburg Pride, Manuel Opitz. Das Bedürfnis der Menschen, wieder auf die Straße zu gehen und sich lautstark für Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz einzusetzen, sei riesengroß gewesen. Für die Veranstalter war der CSD in Hamburg ein kraftvolles Zeichen dafür, "dass wir die zunehmende Gewalt gegenüber queeren Menschen nicht hinnehmen und dass wir uns nicht einschüchtern lassen", sagten Nicole Schaening und Christoph Kahrmann von Hamburg Pride. Für Hamburg war es der bislang größte CSD seit Beginn der Demonstrationen im Jahr 1980.
Gegen zunehmende Gewalt
Das CSD-Motto lautet dieses Jahr "Auf die Straße! Vielfalt statt Gewalt". Es nimmt Bezug auf die wachsende Gewalt gegenüber queeren Menschen. Bundesweit seien 2021 mehr als 1.000 Straftaten von Hasskriminalität gegenüber Menschen der queeren Community polizeilich gemeldet worden, in Hamburg seien es mit 67 Straftaten mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor gewesen, so der Verein Hamburg Pride.
30 Trucks, über 80 Gruppen und Vereine
Nach Angaben des Vereins waren 82 Gruppen für den Demonstrationszug angemeldet, rund 30 Trucks fuhren mit. Unter den angemeldeten Gruppen waren zahlreiche LGBTIQ+-Initiativen, darunter das Lesbennetzwerk Hamburg und der Queer Refugees Support Hamburg, Vereine und politische Parteien. Um 12 Uhr startete die Demo in der Langen Reihe. Um sich solidarisch zu zeigen, hatten einige Geschäfte und Anwohner entlang der Route Regenbogenfahnen und bunte Ballons an Fenster und Balkone gehängt. Der Zug bewegte sich dann über die Ernst-Merck-Straße, Glockengießerwall bis zur Steinstraße und Mönckebergstraße.
Tschentscher: "Niemanden benachteiligen"
Mehrere Stunden bewegte sich der Demonstrationszug durch die Hamburger Innenstadt. Unter den Teilnehmenden war auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD): "Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität benachteiligt wird. Das gilt in Hamburg am Christopher Street Day und allen anderen 364 Tagen im Jahr", sagte er.
Mit dabei war auch die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank. "Es ist ein grandioses Gefühl", sagte die Grünen-Politikerin. Es sei ein herrliches Bild, das Hamburg nach Deutschland und in die Welt aussenden werde. "Beim Kampf um gleiche Rechte und Akzeptanz sind wir weit gekommen, aber noch längst nicht weit genug", sagte der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), der für den CSD nach Hamburg gekommen war.
Die Demo endete gegen 17 Uhr am Gänsemarkt mit einer Schlusskundgebung. Ganz in der Nähe, am Jungfernstieg findet noch bis Sonntagabend um 22 Uhr das Straßenfest zum CSD in Hamburg statt. Die Sperrung von Ballindamm und Jungfernstieg soll am Montag um 6 Uhr aufgehoben werden.
Party auf St. Pauli
Für das CSD-Finale sollte sich das Geschehen nach der Demonstration auch in den Stadtteil St. Pauli verlagern. Dort wartet mit dem Pink Pauli Festival die laut Veranstalter größte CSD-Abschlussparty, die es jemals in Hamburg gab. In insgesamt 15 Locations sollte auf der Reeperbahn bis tief in die Nacht gefeiert werden, etwa mit Dragqueen Olivia Jones.
Seit 1980 gehen Menschen in Hamburg zum CSD auf die Straße
Der Christopher Street Day erinnert an den 28. Juni 1969, als Polizeikräfte die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar "Stonewall Inn" in der Christopher Street stürmten und so mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transsexuellen auslösten. Der CSD soll auf die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen aufmerksam machen. Seit 1980 gehen alljährlich in Hamburg Menschen auf die Straße, um sich für Akzeptanz und Gleichberechtigung aller Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten einzusetzen.
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