Aus für Kraftwerk Moorburg: Fragen und Antworten
Das umstrittene Hamburger Steinkohlekraftwerk Moorburg soll im kommenden Jahr vom Netz gehen. Was hat das für Auswirkungen? NDR 90,3 Energieexperte Dietrich Lehmann beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was bedeutet das Aus für Verbraucherinnen und Verbraucher? Wird der Strom künftig teurer?
Kurzfristig wohl kaum merklich. Strom wird ja wie an der Börse gehandelt, da bieten die Erzeuger Energie an - und Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Klar gibt es erst mal etwas weniger Angebot, wenn mit Moorburg ein riesiges Kraftwerk ab Jahresanfang nicht mehr dabei ist. Aber im Schnitt der vergangenen Jahre gab es eigentlich im Norden schon zu viel Strom. Man erkennt das an den vielen Windrädern in Schleswig-Holstein, die auch bei einer ordentlichen Brise immer wieder stillstehen.
Was ist mit Firmenkunden?
Etwas anders sieht es für die Industrie aus. Großkunden wie die Kuperhütte Aurubis haben meist Sonderverträge. Und da ist die Sorge schon berechtigt, dass die künftig vielleicht mehr zahlen müssen.
Was sind die Bedenken?
Der Industrieverband Hamburg fürchtet nach dem Aus für Moorburg um die Versorgungssicherheit. Ebenso die CDU: Deren Umweltexperte Stephan Gamm warnte, dass Hamburg in windärmeren Monaten bis zu 90 Prozent mit Strom aus Moorburg versorgt werde. "Mit der Abschaltung des Kernkraftwerkes Brokdorf Ende 2021 wäre das Kohlekraftwerk Moorburg das letzte verbleibende Großkraftwerk in Norddeutschland", sagte er. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) widersprach: "Niemand braucht Sorgen zu haben, dass Hamburg oder die Hamburger Industrie jetzt nicht mehr ausreichend mit Strom versorgt werden kann. Es wird hier keine Blackouts geben."
Was passiert auf dem Gelände des Kraftwerks Moorburg, wenn es abgeschaltet ist?
Kerstan geht davon aus, dass das Kraftwerk abgerissen wird, und zwar auf Kosten von Vattenfall. Es gibt aber auch die Idee, dass man zumindest einen Teil stehen lassen könnte, um das Kraftwerk mit Biomasse zu betreiben, also zum Beispiel mit Holz statt mit Kohle. Zunehmend konkreter wird die Idee von Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos), auf dem Gelände eine Art Fabrik für Wasserstoff zu errichten, dabei wird Strom, etwa aus Windkraft, in Wasserstoff umgewandelt. Es gebe bereits "konkrete Gespräche mit Industriepartnern zur Errichtung eines 100 Megawatt Elektrolyseurs", sagte Westhgemann. Anfang kommenden Jahres will er Details und möglicherweise auch schon einen Betreiber präsentieren. Wobei spätestens auch seit Dienstag Umweltsenator Kerstan das Thema für sich reklamiert, da gibt es also Konfliktstoff im Senat.
