Apotheker streiken in Hamburg gegen Honorar-Kürzungen
Wer am Mittwoch noch ein Medikament aus der Apotheke benötigte, stand am Nachmittag womöglich vor verschlossenen Türen. Apothekerinnen und Apotheker waren von ihren Berufsverbänden zum Streik aufgerufen worden.
Die Apothekerverbände zeigten sich mit der Resonanz zufrieden. "Es läuft sehr gut", sagte der Geschäftsführer des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein und des Hamburger Apothekervereins, Georg Zwenke, der Deutschen Presse-Agentur am Nachmittag. Die Motivation der angesichts hoher Kostenbelastungen frustrierten Apotheker sei sehr hoch. Bei dem Ausstand ging es ums Geld, genauer um das Apothekenhonorar, das für verschreibungspflichtige Medikamente anfällt. Das will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im kommenden Jahr um rund 120 Millionen Euro jährlich kürzen - übrigens mit dem gleichen Gesetz, gegen das auch schon die Kassenärzte auf die Barrikaden gehen.
Hamburger Apotheken droht Millionenverlust
Hamburger Apotheken würden dadurch 2,7 Millionen Euro weniger bekommen. Für die 375 Apotheken in der Stadt sind das durchschnittlich mehr als 7.000 Euro jedes Jahr, rechnete Zwenke vor. Apotheken, die weniger mit Kosmetik, Halsbonbons und anderen rezeptfreien Produkten verdienen und hauptsächlich Rezepte einlösen, sind besonders betroffen. Und die liegen dann oft in Vierteln, in denen die Versorgung sowieso schlechter ist, sagte Zwenke.
Kunden haben Verständnis für den Streik
Kundinnen und Kunden hatten Verständnis für die Aktion, wie Zenke mitteilte. Zahlreiche Apothekerinnen und Apotheker suchten das Gespräch mit ihnen, um über die Situation aufzuklären. Auch Apotheken, die sich nicht am Streik beteiligten, wiesen mit Flyern darauf hin. Sie arbeiteten seit der Corona-Pandemie durchgehend am Limit, hieß es darauf. Zusätzlich würden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Tag zu Tag schwieriger. Durch die geplante Honorarkürzung sei die flächendeckende, wohnortnahe und hochwertige Arzneimittelversorgungn massiv gefährdet.
Notdienst-Apotheken vom Streik nicht betroffen
Auch in anderen Bundesländern waren Apothekerinnen und Apotheker zum Streik aufgerufen. Im Norden betraf das Schleswig-Holstein und auch Niedersachsen, darüber hinaus dann auch Brandenburg und das Saarland. Vom Streik ausgenommen waren die Notdienst-Apotheken. "Wir wollen nicht die Versorgung lahmlegen, sondern die Bevölkerung aufklären", hieß es vom Apothekerverein.