Jan Garbarek spielt Saxophon © picture alliance / dpa | Andrzej Grygiel Foto: Andrzej Grygiel

Meister des Saxofons: Jan Garbarek feiert 75. Geburtstag

Stand: 03.03.2022 16:09 Uhr

Saxofonist Jan Garbarek feiert seinen 75. Geburtstag. Mit expressivem Jazz begann er in den 70er-Jahren. In Deutschland war Garbarek besonders mit der Vokalgruppe Hilliard Ensemble erfolgreich. Ein Porträt.

von Ulrich Habersetzer

Vier Stimmen erheben sich und erfüllen den Kirchenraum. Saxofontöne schleichen sich dazu. Sie schwingen sich auf, schmiegen sich an die Stimmen an. Alle fünf verschmelzen, trennen sich wieder. Ein eigentümlicher und ungewöhnlicher Klang. Damit hat der norwegische Saxofonist Jan Garbarek und das englische Hilliard Ensemble für Aufsehen, für Streit, aber auch für große Freude gesorgt. Ihr Album "Officium" von 1994 war ein riesiger Erfolg.

Aber auch für seine kernigen Grooves und die markanten Melodien vom Sopransaxofon der Jan Garbarek Group lieben ihn die Fans. Dabei begann alles mit 14 Jahren. Garbarek interessierte sich überhaupt nicht für Musik, oder für das Saxofon, aber dann hörte er das Stück "Countdown" des afroamerikanischen Saxofonisten John Coltrane im Radio und das änderte sein Leben. Jan lernte Saxofon und spielte schon mit 17 Jahren beim Jazzfestival im norwegischen Molde.

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Keith Jarrett beim "Jazz in the Garden" in Berlin 1972. © picture-alliance / akg-images / Binder | Binder
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Keith Jarrett Quartet (1974)

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Weiter Horizont und persönlicher Sound

Unterschiedliche Menschen prägten ihn nachhaltig: der subtil-avantgardistische Pianist Georg Russell, der ihn zum Profimusiker machte; der visionäre Produzent Manfred Eicher, bei dessen Label ECM Garbarek seit 1970 unter Vertrag ist; der Etno-Free-Jazzer Don Cherry, der ihm neue Wege aufzeigte; und Keith Jarrett, ein Pianist aus Allentown, Pennsylvania. Er war eine Offenbarung für Jan. Alles klang frisch und neu. Zwar spielten sie nur fünf Jahre zusammen, aber die Musik der Band ist legendär.

Klassik von Grieg und Strawinsky, aber besonders auch Blasinstrumente aus aller Welt haben Jan Garbarek und seine Musik beeinflusst und man hört sie in seinem Spiel: "Ich liebe es, Blasinstrumente aus aller Welt zu hören. Sie dringen in mein Ohr ein. Sie sind angenehm für mich und interessant. Und sie kommen irgendwie in meinem Spiel heraus."

Jan Garbarek, einer mit ganz weitem Horizont und einer mit persönlichem Sound. Er hat den europäischen Jazz mitgestaltet, auch wenn er nie "Jazz" zu seiner Musik sagen würde: "Nein, ich halte es nicht für Jazz, aber ich bin sehr froh, dass ich keinen Namen dafür finden muss."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 04.03.2022 | 07:20 Uhr

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