Jazzalbum der Woche: "Songs against Loneliness" von Eva Klesse
Vom Schlagzeug aus - besser: durch ihre Schlagzeugspiel - führt Bandleaderin Eva Klesse ihr um Wolfgang Muthspiel erweitertes Quartett mit großer Feinfühligkeit durch Songs gegen Einsamkeit.
Songs ohne Worte gehen mitten ins Herz, gerade weil sie wenig festlegen. Ob es groovt, Akzente setzt, Energie steigert, ob es federnd, zart oder kraftvoll Geschichten erzählt, schon nach wenigen Tönen ist Eva Klesses rhythmische und kompositorische Handschrift erkennbar. Eine warme Stimmung prägt die Musik, mit viel Freiheit für die exzellente Band (Philip Frischkorn, Marc Muellbauer, Evgeny Ring und diesmal auch mit Wolfgang Muthspiel).
Die puristische und dabei selbstbewusste Art, mit der Klesse die Musik ihres erweiterten Quartetts zusammenhält, spiegelt ihre klare Haltung wieder. Wenn die Schlagzeugerin darüber spricht, was Musik vermag, nämlich Einsamkeit vertreiben, Menschen verbinden, Verständnis für andere Kulturen und Lebensweisen schaffen, wird deutlich: Was könnte heute wichtiger sein?
Erste Instrumentalprofessorin Deutschlands
Vielleicht noch Nachwuchsförderung. Die 36-jährige hatte selbst zunächst Medizin studiert, bevor sie sich dafür entschied, mit Klängen mehr bewirken zu können. Eva Klesse ist eine Pionierin, die vor fünf Jahren Furore machte als erste Instrumentalprofessorin Deutschlands - in Hannover.
Wer so intensiv zuhören und das Beste aus seinen Kolleg*innen und aus dem Moment herausholen kann, hat auch Mut zur Stille, zur Pause, zum Raum. So bringt Eva Klesse, nach der für Musiker*innen so herausfordernden Pandemiezeit ein meisterhaftes Album wie dieses heraus: locker und frei, authentisch, spannend, ein Fest für Ohren und Seele.
"Songs against Loneliness"
- Genre:
- Jazz
- Zusatzinfo:
- Label:
- enja yellowbird
- Veröffentlichungsdatum:
- 21.10.2022
- Preis:
- 19,99 €