Felix Lehrmann trommelt für die Stars der Musikbranche
"Instrument des Jahres 2022" ist das Drumset. Felix Lehrmann, einer der technisch brillantesten Drummer Deutschlands, etwa für Sarah Connor und Till Brönner, erzählt bei NDR Kultur über seine Karriere.
Felix Lehrmann entstammt einer ostdeutschen Musikerfamilie und fing früh mit dem Schlagzeugspielen an. Mit 17 Jahren wurde er Profi, heute gilt er als einer der technisch brillantesten und stilistisch flexibelsten Schlagzeuger Deutschlands. Seit Jahren produziert und tourt Felix Lehrmann mit Sarah Connor, Dendemann und vielen anderen renommierten Pop-Acts. Er ist aber auch im Jazz zu Hause und wurde gerade von Till Brönner für dessen Weihnachtstournee verpflichtet.
Felix Lehrmann über die Anfänge und Vorbilder
Die Ost-Rock-Welt deines Vaters - waren das dann auch deine ersten musikalischen Vorbilder? Oder hast du die international gesucht?
Felix Lehrmann: Nein, schon absolut. Die Bands von meinem Vater waren immer auch meine Lieblingsbands und auch die ersten beiden Lehrer, die ich hatte, das waren auf jeden Fall Schlagzeuger, mit denen mein Vater Bands hatte. Das lag auf der Hand, das war der geringste Widerstand.
Gab es einen Moment, wo es vom Hobby, von der Freizeitbeschäftigungen übergegangen ist zu dem, wo du sagst - das ist mein Leben? Hat es einen Aha-Moment gegeben?
Lehrmann: Irgendwie war es schon immer klar - in unserer Familie ist Musiker einfach ein angesehener Beruf und die Möglichkeit, Musiker zu werden war einfach gegeben. Insofern wurden wir da nie Steine in den Weg gerollt. Mit elf, zwölf Jahren habe ich in Berlin das erste Mal Joe Zawinul live gesehen. Das war wirklich ein Aha-Moment, wo ich auch gesagt habe: "Genau das möchte ich bis zum Ende meiner Tage machen."
Es ist ein angesehener Beruf in deiner Familie, sagst du, aber wahrscheinlich sind dir auch immer wieder Leute begegnet, die gesagt haben: "Naja, du kannst schon Schlagzeug spielen, aber du musst doch auch schon einen Beruf ausüben" ...
Lehrmann: Das stimmt. Das passiert mir auch immer noch, dass die Frage kommt: "Kannst du davon leben?" Mittlerweile habe ich mir angewöhnt zu sagen: "Ja, ich arbeite nebenberuflich noch als Stripper." Aber das funktioniert schon ganz gut mit der Musik auf jeden Fall.
Man könnte jetzt meinen, du hast ein Schlagzeugstudium hinter dir, das hast du aber nicht.
Lehrmann: Nein, habe ich nicht. Ich habe Abitur gemacht, damals noch 13 Jahre. Ich hatte dann ein Stipendium für Berkeley in Boston, also eine sehr renommierte Schule. Die haben mir ein 100-prozentiges Stipendium gegeben, aber ich bin da nie aufgetaucht, weil ich direkt nach der Schule die Chance hatte, in Yvonne Catterfelds Band einzusteigen. Wir schreiben das Jahr 2004. Da war Yvonne wirklich ein Nummer-1-Act mit über 100 Auftritten im Jahr. Ich hatte direkt die Möglichkeit, zu arbeiten und mit einem Kopfsprung in das Profibusiness einzusteigen. Da habe ich nicht zweimal überlegt.
Und hast du das mal bereut? Oder hätten die dir im Grunde eh nicht viel mehr beibringen können als das, was du dir in all den Jahren Praxis angeeignet hast?
Lehrmann: Man kann immer wieder etwas lernen, das hört nie auf. Ich schätze mich als sehr selbstreflektierten Menschen ein, der auch wirklich die Defizite erkennt und aufdeckt und ständig daran arbeitet. Insofern war mir völlig klar, was ich zu tun habe. Ich war aber an dem Punkt schon bereit, auf Tour zu gehen und zu sagen: "So, ich mache das jetzt einfach und das wird funktionieren."
Ich habe es nie bereut, bin wirklich heilfroh, dass ich das alles genauso gemacht habe. Ich sehe es mittlerweile auch nicht mehr ein - das klingt jetzt selbstüberschätzend -, dass die Talente, die aus Deutschland kommen - warum sollen die nach Amerika gehen? Wieso müssen alle, die ein bisschen spielen können, ihr Talent nach Übersee schleppen? Das macht für mich überhaupt keinen Sinn, weil es schon lange nicht mehr das gelobte Land ist, das einem immer noch suggeriert wird.
Ist das für dich nicht irgendwie doch nervig oder enttäuschend, dass du nicht so im Rampenlicht stehst?
Lehrmann: Es ist ehrlich gesagt das Beste, was mir passieren kann. Ich möchte auch nicht mit den ganzen Popsternchen tauschen, die da im Rampenlicht stehen und überall erkannt werden. Das habe ich mir genauso ausgesucht. Ich finde es wundervoll.
Moderation: Jan Wiedemann
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