Eva Kruse: Jazz-Bassistin mit Hang zum Inselleben
Die gebürtige Hamburgerin Eva Kruse zählt zu den wichtigsten Jazz-Bassistinnen der Szene. Seit Jahren lebt sie auf einer autofreien Schäreninsel vor Göteborg. Ein Ortsbesuch.
Jazz und Zimtschnecken, das gibt es in "Eva’s Jazz-Café" bei Eva Kruse, der Bassistin von Weltrang. Sie gründete die Band, die Anfang des Jahrtausends die Welle des "Young German Jazz" einleitete: das Eva Kruse Trio, später Trio [em] mit Eric Schaefer und Michael Wollny.
Die Bassistin ist in Hamburg geboren, wuchs in Brunsbek in Schleswig-Holstein auf, studierte in Berlin und lebt seit einigen Jahren auf einer autofreien Schäreninsel vor Göteborg in Schweden. Für Nils Landgren ist Eva Kruse die erste Wahl am Bass bei "Christmas With My Friends" , Kruse spielt im Julia Hülsmann Oktett und sie gehört zur Jazzbaltica wie der Sand zum Strand. Seit 2017 leitet sie ein Musikprojekt mit geflüchteten Jugendlichen. Kurz vor dem ersten Lockdown 2020 nahm Eva Kruse ein neues Album mit ihrer Band auf, das sie in den nächsten Monaten live vorstellen wird: "New Legend".
Eva Kruse ist auch im Alltag eine Jazzerin
"Ich denke ich bin schon sehr Jazzmusiker", sagt Kruse und lacht. "Auch wenn ich an andere Bereiche im Leben denke, wie Kochen und wie gestalte ich den Garten. Es gibt immer eine Art Struktur und gleichzeitig erlaube ich mir ziemlich flexibel zu sein und zu improvisieren und dadurch funktioniert es für mich sehr gut."
Eva Kruse hat zwei Kinder und lebt auf Brännö, einer Insel vor Göteborg. Die Bassistin hat bereits in jungen Jahren eine Weltkarriere im Jazz hingelegt. Am Ende ihrer Studienzeit gründete sie für ihr Diplomkonzert ein später legendäres Trio: "Eric Schäfer kannte ich aus dem Studium, Michael Wollny kannte ich aus dem Bujazzo. Da hab ich mir gedacht, mit Eric und Michael das könnt doch gut zusammen passen."
Aktuelles Album "New Legend" mit Insel-Bezug
Eva Kruse hat als Kind zunächst klassisches Klavier gelernt, sie ist in Trittau und Volksdorf zur Schule gegangen. Mit 14 hat sie in einer Jugendband in Bargteheide E-Bass gespielt, aber dann entdeckte sie den Kontrabass, ein Schlüsselerlebnis: "Es war bei einer Arbeitsphase des Landesjugendjazzorchesters Schleswig-Holstein, als abends die Jam Sessions stattfanden und ich die etwas älteren Musiker hab jammen hören. Das hat mich geflasht, was da möglich ist an Kommunikation, diese Spielfreude im improvisatorischen Zusammenspiel und da habe ich gedacht, das will ich auch machen."
Ein Song vom neuen Album "New Legend" heißt "Still On The Mo" - On the Mo, das bedeutet, auf dem Lastenmoped fahren, denn die Schäreninsel vor Göteborg, wo Eva Kruse lebt, ist autofrei, und der Kontrabass muss ja zur Fähre transportiert werden. Eva Kruse konzertiert auch gerne auf der eigenen Insel: Sie hat sich, durch Corona erzwungen, einen Traum erfüllt, eine eigene Reihe mit wechselnden Auftrittsorten in der Region: "Eva’s Jazz-Cafe". Da gibt es in der Pause ihre selbstgemachte Zimtschnecken. Sie leitet auch ein integratives Musikprojekt mit geflüchteten Jugendlichen. Bass spielt die 43-Jährige auch bei der renommierten Bohuslän Bigband in Stockholm, einer weltbekannten Formation. Und natürlich mit ihrem Quintett, in dem ihre Cousine Tjadina Wake-Walker Oboe spielt, eine außergewöhnliche Besetzung.
Farbeimer statt Kontrabass - total mediativ
Doch nun muss Eva Kruse schnell los, zu einem Neben-Job, der durch die Corona-Pandemie nötig wurde. Auch da streicht Kruse, aber nicht den Kontrabass, sondern eine Fassade: "Das ist total meditativ, fünf Stunden streichen, da muss ich nix anderes machen, das ist toll", sagt die Musikerin und lacht.