Hurricane Festival-Blog 2022: Start mit Sonnencreme und viel Staub
NDR Musikjournalist Matthes Köppinghoff ist in diesem Jahr beim Hurricane Festival in Scheeßel dabei. In seinem Blog erzählt er von seinen Beobachtungen auf dem Festivalgelände.
Nach zwei Jahren Pandemiepause findet endlich wieder das Hurricane Festival statt: Bis Sonntag steigt auf dem Eichenring in Scheeßel eines der größten Musikfestivals in Deutschland. Mit großen Namen aus Rock, Pop, Alternative, Indie, HipHop und Elektro zieht die Veranstaltung wieder zehntausende Musikfans an.
NDR Musikjournalist Matthes Köppinghoff bloggt normalerweise vom Reeperbahn Festival in Hamburg: 2022 feiert er seine Premiere beim Hurricane in Niedersachsen und berichtet von seinen Beobachtungen.
Donnerstag ist Anreisetag beim Hurricane Festival
Wer mich noch nicht kennt: Ich bin Matthias Köppinghoff, genannt Matthes, und in diesem Jahr schreibe ich für den NDR den Hurricane Festival-Blog. In den letzten Jahren bin ich bis tief in die Nacht beim Reeperbahn Festival durch St. Pauli gezogen - 2022 darf ich zum ersten Mal vom Hurricane Festival berichten.
Das Unangenehme vorweg: Ich war schon sehr lange nicht mehr beim Hurricane. Genauer gesagt 14 Jahre nicht mehr, damals hatte ich gerade ganz frisch meinen Bachelor in der Tasche, feiern wollte ich das mit viel Musik bei einem Festival. Auch wenn mich meine damalige Freundin vor Ort sehr genervt hat, die Headliner Foo Fighters und Radiohead waren großartig. Smartphones gab es damals in meiner Bubble noch nicht, eigentlich gab es noch nicht mal Bubbles, dafür aber StudiVZ, und… naja, es ist wirklich lang her. 2008 war das, als ich in Scheeßel zum letzten Mal gezeltet habe.
Blick zurück ins Jahr 2020
Heute bin ich 39 und muss jeden Morgen Nacken- und Rückenübungen machen, um den Tag zu überstehen. Aber genug von mir. Vor einer gefühlten Ewigkeit also habe ich hier gute Konzerte (mein einziges Oasis-Konzert, 2005) und auch schlechte Auftritte (New Order, auch 2005) erlebt. Warum also bin ich erst 2022 wieder hier bei dem riesigen Festival in Niedersachsen? Und nicht schon beispielsweise 2021? Oder 2020?
Zumindest die Abwesenheit in diesem noch jungen Jahrzehnt kann ich erklären. Ich bin mir sicher, es kann niemand mehr hören, aber in meiner Pflicht als ultimativer Berichterstatter muss ich das leider kurz erwähnen: Als sich 2019 die ersten Leute Tickets für das Hurricane Festival 2020 gekauft haben, da war die Welt noch eine andere. In den ersten Wochen der Corona-Pandemie hatten viele doch die Vermutung: "Alles klar, das ist jetzt ein paar Wochen lang etwas komisch, aber das kann maximal nur ein paar Wochen dauern." Mir wurde die Tragweite von dem allen erst so richtig klar, als die großen Festivals nach und nach abgesagt wurden. Eins nach dem anderen, Roskilde, Rock am Ring, Hurricane - eben die ganzen Großveranstaltungen mit mehreren zehntausenden Musikfans. Nicht nur die waren ziemlich vor den Kopf gestoßen, auch die komplette Veranstaltungsbranche, die Bands, die Musiker*innen weltweit.
Eine andere Welt - aber das gleiche Lineup
In der Konsequenz wurden Konzerte und Festivals verschoben, so eben auch das Hurricane erst auf 2021, dann auf das Jahr 2022. Zwar gab es eine digitale Ausgabe des Hurricane, ein tolles virtuelles Festival; doch ich glaube, alle Beteiligten sind froh, dass es jetzt wieder "richtig" losgeht. Das Lineup von 2020 wird 2022 übrigens nachgeholt: Auch wenn manche Acts an manchen Tageszeiten recht deplatziert wirken, die Ticketkäufer*innen von 2019 für 2020 kommen so noch zu ihren gewünschten Künstler*innen.
In den letzten zwei Jahren hat sich die Welt verändert - auch für die Musik. Mittlerweile habe ich schon wieder recht viele Konzerte ohne Maske gesehen, aber es ist für mich immer noch komisch: Ein gewisses Gefühl der Anspannung ist da. Nicht Angst, aber ein Unwohlsein, ein neues Gewöhnen an viele Menschen an einem Ort. Und dann geht es ausgerechnet auf eine der größten Musikfestivals in Deutschland. Ich möchte in den nächsten Tagen bewusst das "C-Wort" umgehen, aber zwangsläufig werden meine Texte davon gefärbt sein. Ich könnte mir vorstellen, dass das hier vielen Besucher*innen so geht.
Donnerstag ist Aufbautag
Heute ist Donnerstag, und damit für viele Anreisetag. Auf dem Campingplatz trudeln schon die ersten Musikfans ein. Auf dem Festivalgelände sind die bisherigen Highlights die Leute, die Bühnen zusammenschrauben, etliche Dinge rumschleppen und fahren, Sachen aufbauen, die während der Veranstaltung zwar niemandem mehr auffallen, aber essenziell wichtig für einen runden und sicheren Ablauf sind. Derweil bemühe ich mich, nicht allzu doof im Weg rumzustehen, daher habe mir gerade die Hurricane Festival App runtergeladen und kann hier aber schon ein paar Highlights für Freitag notieren, wenn es so richtig losgeht.
Ich freue mich sehr auf Fontaines D.C., die Post-Punkband aus Irland will ich schon seit langem sehen. Giant Rooks spielen zeitgleich mit den schwedischen Skatepunk-Oldies von Millencolin, wahrscheinlich gebe ich aber den Jungs aus Hamm den Vortritt. Abends sind die großen Namen hier The Killers, Seeed und Martin Garrix. Insgesamt gilt aber für mich: sich treiben lassen! Den Anfang macht übrigens das #HurricaneSwimTeam, von denen erzähle ich euch morgen mehr.
Und so wird das Wetter
Gefühlt gibt es beim Hurricane Festival zwei Wetter-Situationen: Entweder es ist irre matschig, dazu kalt, regnerisch und windig. Oder es ist brüllend heiß, sehr staubig und man fängt sich schneller als gedacht einen Sonnenbrand ein. Aktuell scheint es 2022 die letztere Variante zu geben, damit bin ich aber (noch) sehr glücklich: Ich habe mich vorsorglich mit Sonnenschaum eingecremt (Duftsorte: Melone, ich kann es absolut nicht empfehlen), daher rieche ich wie ein kleiner Obstsalat und klopfe mir regelmäßig den Staub vom Hut.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich mich sehr auf die viele Musik freue und mir das alles sehr viel Spaß macht? Mache ich und tut es - ich bin sehr gespannt auf die nächsten Tage.
Hurricane Festival-Blog 2022: Start mit Sonnencreme und viel Staub
NDR Musikjournalist Matthes Köppinghoff erzählt in seinem Blog von seinen Festival-Beobachtungen auf dem Festivalgelände.
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