Lübeck: 26-Jährige kuratiert erste Ausstellung
In der Kunsthalle St. Annen in Lübeck hat jetzt eine 26-jährige Französin zum ersten Mal eine Ausstellung kuratiert. Seit März arbeitet sie an der Schau "60er - 70er Die Zukunft ist nah".
Emma-Louise Arcade muss wohl im Depot vor einer riesigen Vielfalt an Bildern der 60er- und 70er-Jahre gestanden haben. Sie hatte die Qual der Wahl: Welches Bild soll in die Ausstellung und welches nicht? Eher ein Bild mit gedeckten Farben und verschiedenen Formen oder ein buntes auf dem das Meer zu sehen ist? Einfach fiel die Entscheidung nicht. Sie hatte sich die Bilder aus den 60er- und 70er-Jahren ganz anders vorgestellt, eher bunt und lebensfroh, doch das sind nicht alle.
Die Volontärin der Kunsthalle St. Annen kuratiert zum ersten Mal eine Ausstellung. Seit März arbeitet sie daran - heute wird sie eröffnet.
Emma-Louise Arcade beschreibt, wie sie vorgegangen ist: "Wir haben ganz viel Zeit im Depot verbracht, um uns alle Werke anzugucken, was wir überhaupt haben. Wir wussten natürlich, was für Highlights wir in der Sammlung haben. Danach haben wir Entscheidungen getroffen, was passt gut zusammen, was für Themen gibt es überhaupt. Das hat Zeit gekostet."
Eigener Geschmack plus wissenschaftlicher Blick
Emma-Louise Arcade hat es am meisten Spaß gemacht, die Werke für ihre Schau auszusuchen, weil sie da komplett frei in ihrer Entscheidung war. Sie hat zunächst nach ihrem Geschmack entschieden und am Ende hat sie ihren wissenschaftlichen Blick über ihre Auswahl schweifen lassen und hat noch mal neu sortiert - eine Herausforderung: "Es muss eine Logik entstehen, das muss wissenschaftlich sein. Ich kann nicht einfach sagen, ok das ist meine Ausstellung, die mir sehr gut gefällt, ich hoffe es gefällt euch auch, sondern im Hintergrund muss auch was Wissenschaftliches stehen. Wir haben die Werke ausgewählt und dann haben wir geguckt, ok, jetzt müssen wir intensiv die Werke analysieren und recherchieren, was das Ganze verbindet."
Emma-Louise hat die Ausstellung in vier Themengruppen aufgeteilt: "Mensch sein", "Natur", "Moderne Welt" und "Form-Farbe-Licht". Präsentiert werden Künstlerinnen und Künstler wie zum Beispiel Harald Duwe, Ernst Wilhelm Nay oder auch Heide Rose-Segebrecht: "Die 60er- und 70er-Jahre haben keine logische Abfolge von verschiedenen Kunstgenres, sondern sind wirklich komplex. Die Künstler haben viel experimentiert, teilweise Richtung Zukunft. Sie haben aber auch Richtung Vergangenheit geschaut, was da noch los war und deswegen kann man nicht sagen, die Zukunft ist da, sondern die Zukunft ist nah."
Ausstellung zeigt Epoche zwischen den Kunstgenres
Die 26-jährige Kunsthistorikerin wurde bei der Planung ihrer ersten Ausstellung aber nicht alleine gelassen. Co-Kurator Alexander Bastek, Museumsleiter des Behnhaus/Drägerhauses stand ihr bei Fragen immer zur Seite. Er hat von der Zusammenarbeit profitiert, sagt er: "Ein frischer, junger Blick auf die Kunst - das bringt einen immer weiter und hilft einem. Vor allem auch, als es an die Texte ging und darum, dass noch mal in ein paar Begriffe und Worte zu fassen, was wir hier ausstellen. Da merke ich schon: Da schaut Frau Arcade auch mit ihrem internationalen Blick als Französin. Sie hat auch Aspekte zu Tage gefördert, die mir wahrscheinlich so entgangen wären."
Die Bilder der 60er- und 70er-Jahre gehören nicht unbedingt zur Pop-Art. Neben bunten Bildern, gibt es auch eintönige Werke mit abstrakten Formen. Das hätte Emma-Louise Arcade künstlerisch nicht von diesen Jahrzehnten gedacht. "Das Werk von Hans Schubert ist figurativ, also man kann eine menschliche Figur erkennen, das ist sehr stark vom Kubismus inspiriert. Die 60er- und 70er-Jahre sind immer noch eine Verbindung zwischen Kunstgenres, die in der Vergangenheit liegen, aber sie versuchen trotzdem weiter Richtung Modernität zu gehen." Emma-Louise Arcade freut sich über ihre Ausstellung und ist gespannt, was die Gäste dazu sagen werden: "Ich bin ein bisschen aufgeregt natürlich, aber das ist auch eine große Freude. Also ich hab auch Familie und Freunde, die kommen und ich bin auch sehr stolz, was wir hier geleistet haben. Natürlich ist es auch immer ein bisschen stressig wegen der Sprache, aber ich muss einfach durchhalten und dann wird alles gut."
Lübeck: 26-Jährige kuratiert erste Ausstellung
Emma-Louise Arcade kommt aus Frankreich und arbeitet als Volontärin in der Kunsthalle St. Annen in Lübeck. Nun hat sie ihre erste Ausstellung kuratiert.
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Kunsthalle St. Annen
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