Ernst Ludwig Kirchner: Doku porträtiert umstrittenen Künstler
Ernst Ludwig Kirchner gilt als Pionier des deutschen Expressionismus. Bis zum 25. Juni ist das Filmporträt "Ernst Ludwig Kirchner - Furchtbar genial" in der Arte Mediathek zu sehen.
Ernst Ludwig Kirchners Gemälde zeigen häufig entblößte Frauen, nackte Mädchen, den Rausch der Großstadt und exotische Welten. Ausdrucksvoll, in schrillen, bunten Farben. Sein künstlerisches Werk wirft aus heutiger Perspektive Fragen auf: War Kirchner ein Sexist? Ein Pädophiler? Und malte er schwarze Modelle mit kolonialistischem Blick aus der Sicht eines weißen Überlegenheitsdenkens?
Arte-Doku betrachtet Kirchner aus heutiger Zeit
In einem Film-Portrait des Künstlers auf Arte geht die Regisseurin Susanne Brand der Frage nach, wie wir Ernst Ludwig Kirchner heute sehen. Vor dem Hintergrund heutiger Debatten, insbesondere im Hinblick auf die MeToo-Debatte und die pädophilen Missbrauchsskandale in Kirche und Gesellschaft, lässt sich Kirchners Kunst kaum unabhängig davon betrachten.
Kirchners verstörende Kunst: Geniale Provokation oder skandalöse Darstellungen?
Kunsthistoriker sind sich uneinig. Muss man nicht die Bilder vom Anfang des 20. Jahrhunderts auch aus ihrer Zeit heraus verstehen? Doch aus heutiger Sicht wirken manche von Kirchners Bildern verstörend.
"Ein nacktes, achtjähriges Mädchen auf einen Mann mit gespreizten Beinen zu setzen, das ist Missbrauch", sagt der Kunsthistoriker Felix Krämer. Belege für pädophile Neigungen der Brücke-Künstler gibt es nicht. Krämer vermutet dahinter eher die Lust an der Provokation. Ernst Ludwig Kirchner schuf bewusst Skandale, um sich selbst zu inszenieren. Das zeigt die neue Dokumentation "Ernst Ludwig Kirchner - Furchtbar genial", die bis zum 25. Juni in der Arte-Mediathek ist. Das Kulturjournal berichtet in der Sendung vom Montag, 19. April, ab 22.45 Uhr über den Film.