Szene aus dem Film "The Menu" © The Walt Disney Company

"The Menu": Cineastischer Horror-Gaumenschmaus mit Ralph Fiennes

Stand: 17.11.2022 13:44 Uhr

Fast schon performativ verhandelt "The Menu" das Verhältnis von Essen als Kunst. Mark Mylods Satire mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle als Sternekoch und Anya Taylor-Joy als Kundin bleibt bis zur letzten Minute unberechenbar.

von Anna Wollner

Margot: Passen da alle drauf?
Tylor: Locker, es sind zwölf Gäste.
Margot: Wie wollen die da Gewinn machen?
Tylor: Mit 1.250 pro Kopf.
Margot: Futtern wir da eine Rolex? Filmszene

Wie schmeckt das beste Essen der Welt?

Nein, es ist keine Rolex, die die zwölf ausgewählten Gäste auf der Insel Hawthorne zu essen bekommen. Es ist das beste Essen der Welt, zwölf Gänge, komponiert und aufeinander abgestimmt. "Nicht essen, sondern schmecken" ist das Motto.

Eingeladen hat der Sternekoch Julian Slowik, ein eitler, eleganter Perfektionist, gespielt von Ralph Fiennes, der die Küche mit militärischem Drill führt, das ganze Anwesen wie ein Anführer einer Sekte überwacht und von seinen Mitarbeitenden bewundert wird.

Unter den Gästen - neben dem selbsternannten Feinschmecker Tylor und seiner Begleitung Margot, gespielt von Nicholas Hoult und Anya Taylor-Joy - sind unter anderem ein altes Millionärsehepaar, eine Gastrokritikerin, ein Verleger, ein ehemals berühmter Schauspieler und eine Gruppe Geschäftsmänner. Alle handverlesen von Slowik selbst.

"The Menu": Abrechnung mit dem Kult des guten Essens

"The Menu" ist eine Versuchsanordnung, folgt der strikten Reihenfolge des Menüs, perfide geplant vom Sternekoch, dem irgendwann der Wahnsinn in den Augen steht. Es ist eine Abrechnung mit dem Kult des guten Essens, egal zu welchem Preis, mit der immer größer werdenden Erwartungshaltung der betuchten Gäste, unterhalten zu werden. Unterhalten werden sie, nur anders als gedacht.

Regisseur Mark Loys, bisher spezialisiert auf Serien wie "Succession" oder "Game of Thrones", präsentiert eine mehrbödige Horrorsatire mit tiefschwarzem Humor, inszeniert als Kammerspiel. Bis auf wenige Ausnahmen spielt fast alles im Restaurantraum mit offener Küche. Wie auf einer Bühne präsentiert das Team Gang um Gang.

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Anya Taylor-Joy versprüht große Freude

Slowiks Gegenspielerin ist Margot, kurzfristig eingeladen von Tylor und ein Fremdkörper in diesem Szenario - für Anya Taylor-Joy schauspielerisch eine große Freude, die man ihr anmerkt. "Margo selbst ist ein Mysterium", sagt Anya Taylor-Joy im Interview. "Sowohl für das Publikum als auch für die Anwesenden im Restaurant. Sie selbst performt. Sie spielt mit den anderen. Ich fand genau das interessant. Zu Beginn spielen alle in diesem Raum eine Rolle, aber je weiter der Abend voranschreitet, desto mehr zeigen sie ihr wahres Gesicht. Ich fand es spannend, für Margo ein eigenes Leben zu kreieren. Wenn sie ihr wahres Gesicht zeigt, sieht man ihre Wahrhaftigkeit und man kann gut zwischen ihrer Rolle und ihrem wahren Ich unterscheiden."

Die Gäste werden zu Statisten in ihrem eigenen Leichenschmaus. Fast schon performativ verhandelt "The Menu" das Verhältnis von Essen als Kunst, inszeniert es als lebenswichtiges Abhängigkeitsverhältnis und deklariert es als leere Konsumhülle. Es ist ein Film, der von der ersten bis zur letzten Minute unberechenbar ist und es im großen Finale in seiner Konsequenz derart übertreibt, dass es ein cineastischer Gaumenschmaus ist.

The Menu

Genre:
Horror | Komödie
Produktionsjahr:
2022
Produktionsland:
USA
Zusatzinfo:
Mit Ralph Fiennes, Anya Taylor-Joy, Nicholas Hoult u.v.a.
Regie:
Mark Mylod
Länge:
107 Minuten
FSK:
ab 12 Jahre
Kinostart:
ab 17. November 2022

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 16.11.2022 | 07:55 Uhr

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