"Schweigend steht der Wald": Thriller um urdeutschen Mythos
In ihrem Regiedebüt setzt sich Saralisa Volm mit dem urdeutschen Mythos Wald auseinander. "Schweigend steht der Wald" ist ein düsteres Märchen und eine Kriminalgeschichte um die Weigerung, Schuld aufzuarbeiten.
Forstpraktikantin Anja Grimm hat einen sechsten Sinn. Sie liest den Wald so wie keiner von uns. Im Jahr 1999 soll sie einen Wald in der Oberpfalz kartieren und stößt auf Unregelmäßigkeiten.
Die junge Frau kennt die Gegend, sie war in den 1970er-Jahren zum Familienurlaub schon einmal in dem Dorf am Waldesrand. Damals ist hier ihr Vater spurlos verschwunden.
"Ich möchte sie bitten im Haingrieß von der Leiche meines Vaters graben zu lassen. Und ich möchte Anzeige erstatten."
"Anzeige?"
"Gegen Xaver Leibach. Wegen Mordes an meinem Vater, Johannes Grimm. Mein Vater ist hier vor 20 Jahren im Wald verschwunden. Sie haben bestimmt davon gehört."
Filmszene
Auch heute passieren merkwürdige Dinge: Besagter Xaver erschlägt seine Mutter, nimmt sich selbst in der Psychiatrie kurz darauf das Leben. Schicht für Schicht trägt Anja Grimm den Waldboden ab und legt Schicht für Schicht ein düsteres Geheimnis frei.
"Schweigend steht der Wald": Düsteres Märchen
Ruhe, Schweigen, Verdrängen, vor allem Verdrängen von eigener Schuld - das sind die großen Themen in "Schweigend steht der Wald". Das Regiedebüt der Schauspielerin und Produzentin Saralisa Volm, nach einer Roman- und Drehbuchvorlage von Wolfram Fleischhauer, ist ein atmosphärisch dichter Thriller, der alles andere als heimelig ist, der tief eintaucht in die Vergangenheit der bayrischen Provinz.
Es sind vor allem die düsteren Bilder des Waldes, die zeigen, dass der Wald ein Geheimnis hat: Maden und Würmer, die sich durch das Erdreich wühlen sowie Momentaufnahmen aus der Vogelperspektive. Alle im Dorf wissen davon, aber alle schweigen, selbst die Jungen, denn sie wissen: Wenn sie reden, haben sie selbst keine Zukunft. Der Wald hier ist ein mythischer Ort. Nicht zufällig heißt Anja, gespielt von Henriette Confurius, Grimm mit Nachnamen. "Schweigend steht der Wald" ist ein furioses Debüt, ein düsteres Märchen, eine Kriminalgeschichte um die Weigerung, Schuld aufzuarbeiten - mit pessimistischem Ausgang.
Schweigend steht der Wald
- Genre:
- Thriller | Krimi
- Produktionsjahr:
- 2022
- Produktionsland:
- Deutschland
- Zusatzinfo:
- Mit Henriette Confurius, Noah Saavedra, August Zirner, Robert Stadlober, Johanna Bittenbinder, Johannes Herrschmann u.v.a.
- Regie:
- Saralisa Volm
- Länge:
- 95 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- ab 27. Oktober 2022