Plakat des Filmfest Emden Norderney © picture alliance/dpa | Sina Schuldt Foto: Sina Schuldt

Meret Becker mit Emder Schauspielpreis ausgezeichnet

Stand: 12.06.2022 21:42 Uhr

Das Filmfest Emden-Norderney wurde mit dem französischen Sozialdrama "Wie im echten Leben" eröffnet. Bis zum 15. Juni gibt es 170 Film-Veranstaltungen, Schauspielerin Meret Becker ist dort geehrt worden.

von Kristin Hunfeld

Das französische Sozialdrama "Wie im echten Leben" eröffnete die 32. Ausgabe des Filmfestes Emden-Norderney. In dem Film von Regisseur Emmanuel Carrère spielt Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche eine renommierte Schriftstellerin, die heimlich als Putzkraft anfängt, um ein Buch über prekäre Arbeitsbedingungen in Frankreich zu schreiben. Sie spielt eine Pariser Schriftstellerin, die zwecks Recherche für ihr neues Buch, incognito als Putzkraft auf der Englandfähre anheuert und im Hafenstädtchen Ouistreham in der Normandie lebt.

Filmszene mit Juliette Binoche aus "Wie im echten Leben" von Neue Visionen Filmverleih © Neue visionen Filmverleih
Der Eröffnungsfilm "Wie im echten Leben" mit Juliette Binoche kommt Ende Juni in die Kinos.

Alle anderen Rollen sind von Laien besetzt. Evelyne Porée, die Vorarbeiterin der Putzkolonne im Film und Hélène Lambert, die neben Binoche die zweite Hauptrolle spielt, haben eigene Erfahrungen mit prekären Putzjobs. "Wir sind sehr glücklich, stellvertretend für das ganze Team hier zu sein. Wir hoffen, dass dieser Film mehr Aufmerksamkeit für die schlechten Arbeitsbedingungen, die schlechte Bezahlung schafft und dass Reinigungskräfte mehr Anerkennung und Wertschätzung bekommen. Wir bringen das unseren Kindern bei, Respekt für andere Menschen zu haben."

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Berauschender Start ins Filmfest Emden-Norderney

Es war ein Eröffnungsabend wie in früheren Jahren. Lange Schlangen am Eingang, dichtes Gedränge im Foyer und auf den Treppen. Für Filmfest-Geschäftsführerin Nora Dreyer ist das "absolut berauschend. Die Säle sind voll, alle drei Säle ausverkauft, im Kurtheater Norderney sieht's ähnlich aus."

Festivalleiter Rolf Eckard, der das Festival einst gegründet hat und maßgeblich für das Programm zuständig ist, freut sich ebenfalls: "Wir sind natürlich vorsichtig und passen auf, bei den Veranstaltungen, wo man mal wieder mit 'nem Glas in der Hand rumläuft, aber wir feiern wieder auch ein bisschen Normalität."

Schwerpunkt verlagert: Viele französische Filme im Programm

Das Festival hat seinen Schwerpunkt in den letzten Jahren ein wenig verlagert: Während früher neue britische und irische Produktionen stark vertreten waren, gibt es mittlerweile auch viele französische Filme. "Hier haben eine Reihe Franzosen gewonnen", erklärt Eckard die Veränderung. Das habe "dazu geführt, dass es interessant für französische Filmemacher*nnen ist, ihre Filme in Emden zu präsentieren und dass wir aus Frankreich wesentlich mehr Einreichungen bekommen als aus Großbritannien."

Der Eröffnungsfilm kommt Ende Juni in die deutschen Kinos - auch das ist eine Entwicklung, die schon länger beim Emder Filmfest zu beobachten ist. In diesem Jahr hat ein Fünftel der Langfilme im Wettbewerb bereits einen deutschen Verleih und einen terminierten Kinostart. "Natürlich haben wir ein Auge darauf, dass wir viele Filme im Programm haben, die noch keinen deutschen Verleih haben." Diese könnten in Emden fürs deutsche Kino entdeckt werden.

Fünf Jahre Arbeit am britischen Dokumentarfilm "Finite - Climate of Change"

Wenn ihm das passieren würde, wäre Rich Felgate sehr glücklich. Für seinen Dokumentarfilm "Finite - Climate of Change" hat der 29-jährige Brite Aktivisten in Nordostengland und im Hambacher Forst begleitet bei ihren Protesten gegen Kohleabbau und Waldabholzung und hat selbst monatelang in Zelten gelebt. "Es fühlt sich ein bisschen unwirklich an, jetzt hier zu sein. Ich habe fünf Jahre an dem Film gearbeitet, mit sehr wenig Geld. Ich hoffe, dass er wütend macht, aber auch Hoffnung, dass wir, wenn wir gemeinsam handeln, gegen die Zerstörung unserer Zukunft angehen können."

Zukunftsthemen spielen große Rolle beim Festival

Um Zukunftsthemen, wie Festivalleiter Rolf Eckard sie nennt, geht es in vielen Filmen, um den Kampf gegen den Klimawandel, gegen Ungerechtigkeit und für eine bessere Welt. Aber auch um kleine, persönliche Geschichten, wie Freundschaft, Eifersucht und Liebe oder die Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Dafür reisen die Besucherinnen und Besucher auch von weiter weg nach Emden, wie diese Stammgäste aus Brühl bei Köln und aus Oldenburg: "Ich bin noch nie enttäuscht worden, was die Filme anbelangt. Emden ist ein super Festival, es ist ein Festival, wo man Regisseure kennenlernen kann, wo man Schauspieler sieht. Eine Woche lang Film pur!"

Meret Becker mit Emder Schauspielpreis ausgezeichnet

Noch bis zum 15. Juni sind beim Festival mehr als 70 lange und kurze Filme zu sehen - viele davon zum ersten Mal in Deutschland, manche sind auch Weltpremieren. Wie immer kommen auch viele Filmschaffende. Prominentester Gast ist in diesem Jahr die Schauspielerin Meret Becker. Sie ist mit dem Emder Schauspielpreis ausgezeichnet worden und hat am Wochenende einige ihrer Filme in den Kinos vorgestellt.

Anschließende Filmgespräche wieder möglich

Beim Publikum beliebt - und nach Ende der strengen Corona-Regeln wieder möglich - sind auch die spätabendlichen Filmgespräche im Emder Grandcafé und im Kurtheater auf Norderney. Ein Teil der mehr als 170 Vorstellungen wird auch auf der Nordseeinsel zu erleben sein. Insgesamt ist ein Preisgeld von 65.000 Euro in zehn Kategorien ausgelobt. Die Publikumspreise, darunter auch der NDR Filmpreis für den Nachwuchs, werden am Sonntag vergeben.

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Das Festival wurde mit dem französischen Drama "Wie im echten Leben" eröffnet - und hat nun Schauspielerin Becker geehrt.

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NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 09.06.2022 | 06:40 Uhr

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