50 Jahre Tatort: Was passiert von der Idee bis zur Sendung?
Die ARD-Krimireihe Tatort feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Wie entsteht eigentlich die Idee für die Filme? Und warum stecken bis zu drei Jahre Arbeit in einer Folge der erfolgreichen ARD-Krimireihe?
Falke, gespielt von Wotan Wilke Möhring, schiebt einem Kind ein Glas Milch hin.
"Komm, trink was. Ist gut. Und? Super gut. Ist super gut." Zitat aus "Die Feigheit des Löwen" (2014)
Falke und Milch, das ist wie Schimanski und Schimpfwörter, wie Stoever und Brockmöller und der Jazz. Dass er Milch liebt, steht in der Tatort-Bibel. Eine Liste von Details, die in jedem Tatort mit Falke auftauchen sollten. Sie enthalte das Grundprofil, erzählt Redakteur Donald Kraemer: "Der Mann ist so und so alt, der trinkt Milch, der wohnt alleine." Falkes Lederjacke, sein Kater Elliot und dass er in Hamburg lebt, aber in ganz Norddeutschland ermittelt, steht ebenfalls in dieser Tatort-Bibel. Mit diesen Grundbedingungen ausgestattet, können Autoren Drehbücher für die Filme entwickeln.
Drei Möglichkeiten gibt es dabei, wie Kraemer sagt: "Die eine ist, wir kriegen was zugeschickt, eine Idee von einem Autoren. Die zweite ist: Wir haben eine Idee hier im Haus, das könnte interessant sein. Dann sprechen wir gezielt Autoren und Produzenten an. Die dritte ist, dass man gemeinsam mit Autoren und Produzenten was entwickelt, aus einem Pool von Kreativen heraus."
Ein Jahr zwischen Idee und Drehbuch
In der Regel vergeht ein gutes Jahr zwischen der ersten Idee und einem Drehbuch, mit dem die Dreharbeiten beginnen können. Meistens sollte dann aber schon einiges vorbereitet sein, sagt Björn Vosgerau von der Hamburger Filmproduktionsfirma Wüste, die die Falke-Filme herstellt. So habe einer der Tatorte teilweise am Flughafen Hannover gespielt. "Und da mussten wir in der Entwicklung der Geschichte schon frühzeitig sehen, wo man das drehen kann." Andere Szenen würden erst vier bis sechs Wochen vor dem Dreh vorbereitet, vor allem Szenen in Innenräumen.
1,4 bis 1,7 Millionen Euro Budget hat ein Falke-Tatort. Ein Hollywood-Film hat 100 Mal mehr. Knallige Effekte seien beim Falke Tatort aber nicht so wichtig wie gute Geschichten, sagt Vosgerau. Zum Beispiel, wenn Falke auf dem Hamburger Kiez ermittelt. Denn ein authentisches Bild vom Kiez zu zeichnen, sei eine wahnsinnige Herausforderung - und das sei gelungen. Fast neun Millionen Leute schauten sich den Tatort "Die Goldene Zeit" mit Ermittler Falke an.
Rege Diskussionen auf Twitter
Tausende kommentieren die neuesten Tatorte live im Internet, beim Nachrichtendienst Twitter. Donald Kraemer verfolgt die Online-Diskussionen. "Um Minute 36 wird dann immer schon geraten, wer der Mörder ist", erzählt er. "Da merkt man dann, dass die Leute uns auf der Spur sind, was schade ist. Aber manchmal kommen sie gar nicht drauf, dann weiß man, man hat auch nicht alles richtig gemacht."
"Tatort machen ist wie Erste Liga spielen"
Tatort machen sei wie Erste Liga spielen, sagt er. Viel Erfolg, aber auch viel kritische Aufmerksamkeit. Produzent Björn Vosgerau hat auch einen Fußballvergleich: "Der Tatort ist wie die Nationalmannschaft, jeder weiß es besser." Das gehöre auch dazu. Aber: "Als Filmemacher neigt man dazu, es persönlich zu nehmen." Deswegen legen Björn Vosgerau und Donald Kraemer ihr Handy sonntagsabends, wenn Falke mal wieder ermittelt, lieber weit weg und konzentrieren sich auf den Film.
