Das Gespräch
Sonntag, 10. März 2024, 13:00 bis
13:30 Uhr
Von 1884 bis 1915 war das heutige Namibia Kolonialgebiet des Deutschen Kaiserreichs. 1904 erhob sich die Volksgruppe der Herero gegen die Deutschen, ein Jahr später schloss sich die Volksgruppe der Nama an. Der Aufstand wurde von den deutschen Kolonialtruppen brutal niedergeschlagen, Konzentrationslager wurden errichtet, Tausende von Herero und Nama starben. Das Geschehen gilt heute als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts.
Noch immer aber sind die Bemühungen um eine Versöhnung nicht erfolgreich gewesen. Ein jahrelang verhandeltes Versöhnungsabkommen stand 2021 zur Unterzeichnung bereit, doch Opferverbände der Herero und der Nama lehnen es ab, sie seien in die Verhandlungen nicht ausreichend eingebunden gewesen.
Harald Hecht, Vorsitzender des "Forums deutschsprachiger Namibier", zeigt sich dennoch zuversichtlich: "Die Versöhnungsbemühungen werden bis zu den namibischen Wahlen im November vermutlich noch nicht zu Ende gekommen sein. Aber bis September nächsten Jahres rechne ich uns gute Chancen aus."
Harald Hechts Vorfahren waren um die Jahrhundertwende ins damalige "Deutsch-Südwestafrika" gekommen, sein Urgroßvater war Mitglied der deutschen "Schutztruppe", später erwarb die Familie eine Farm.
Zu den fast 19.000 Objekten aus der Kolonialzeit, die noch immer in deutschen Museen und Universitätssammlungen lagern, sagt Hecht: "Natürlich müssen sie zurückgegeben werden. Bei manchen Objekten wird das noch dauern. Auf namibischer Seite müssen gewisse Rituale eingehalten, müssen Feierlichkeiten abgehalten werden, damit die Gegenstände in Würde zurückgegeben werden können."
Das Gespräch führte Richard Klug, Auslandskorrespondent der ARD für das südliche Afrika.