Moderator Felix Knopp (l.) überreicht der Schauspielerin Fritzi Haberlandt den Deutschen Theaterpreis "Der Faust". © dpa Bildfunk Foto: Markus Scholz
Moderator Felix Knopp (l.) überreicht der Schauspielerin Fritzi Haberlandt den Deutschen Theaterpreis "Der Faust". © dpa Bildfunk Foto: Markus Scholz
Moderator Felix Knopp (l.) überreicht der Schauspielerin Fritzi Haberlandt den Deutschen Theaterpreis "Der Faust". © dpa Bildfunk Foto: Markus Scholz
AUDIO: Deutscher Theaterpreis "Der Faust" 2023 in Hamburg verliehen (4 Min)

Fritzi Haberlandt in Hamburg mit "Faust"-Theaterpreis ausgezeichnet

Stand: 27.11.2023 14:25 Uhr

Fritzi Haberlandt hat am Samstag in Hamburg den Theaterpreis "Der Faust" 2023 erhalten: in der Kategorie "Schauspiel". Opernintendant Klaus Zehelein wurde bei der Gala im Thalia Theater für sein Lebenswerk geehrt.

von Severine Naeve

"Ich freue mich so. Scheiße, ich habe jetzt ganz viele Wetten verloren." Die aus vielen Theater-, Film- und TV-Produktionen bekannte und in Berlin geborene Schauspielerin Fritzi Haberlandt legte mit ihrer Dankesrede einen der sympathischsten Auftritte des Abends hin. Ausgezeichnet wurde sie für ihre Darstellung in "Angabe der Person" von Elfriede Jelinek am Deutschen Theater in Berlin.

Es ist ein Stück, das traurige Aktualität gewonnen habe, weil es um Antisemitismus geht, sagte Haberlandt: "Jelinek geht es ja auch viel um die Geschichte, was passiert ist und warum wir eine besonders große Verantwortung haben und wie ungerecht alles danach war. Wir haben das Stück jetzt nach langer Zeit wieder gespielt - und mir sind wirklich die Sätze im Hals stecken geblieben. Dass man darüber jetzt wieder nachdenken muss und dass das hier so aktuell geworden ist, hat mich sehr traurig gemacht."

Schauspieler Felix Knopp moderiert und singt

Die "Faust"-Verleihung wurde sehr kurzweilig moderiert von Thalia-Ensemblemitglied Felix Knopp, der auch im Stück "Barocco" mitspielt, aus dem im Verlauf des Abends verschiedene Ausschnitte gezeigt wurden. Knopp hatte den Abend zudem auch selbst singend auf der Bühne eröffnet. Danach fasste er in Worte, welche Zweifel in diesen schwierigen Zeiten über allen Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen schweben: "Das ist für mich die Kraft des Theaters, diese Gleichzeitigkeit von allem, das auszuhalten, das Schreckliche und das Schöne, gleichzeitig."

Perspektivpreis der Länder für Hamburger Fundus Theater

Erster Preisträger des Abends war das Fundus-Theaterprojekt aus Hamburg, das den Perspektivpreis der Länder erhielt - für sein partizipatives und forschungsorientiertes Kindertheater. Mit dem Projekt "FC Fundus" geht es derzeit an Schulen. Das Fußballtheaterstück finde beim jungen Publikum großen Anklang, so Geschäftsführerin Gundula Hölty. "Wir sind von Kindern beauftragt worden, einen Fußballverein zu machen. 'Theater muss wie Fußball sein', haben die gesagt. Und deshalb sind die auch begeistert, wenn wir Theater machen und auch Fußball spielen."

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Preisträgerin Boecker: "Das war ein sehr harter Stoff"

Unter den Auszeichnungen waren auch schwierige Stoffe. So hatte die Siegerin der Kategorie "Darstellerin Musicaltheater", Vera-Lotte Boecker, sehr mit ihrer Rolle im Stück "Bluthaus" gehadert, das an der Bayerischen Staatsoper aufgeführt wurde. Darin geht es um sexuellen Missbrauch in der Familie. Boecker empfand dies als große Herausforderung: "Es ist mir so nah gegangen - uns allen, nicht nur mir. Irgendwann war die Trennung zur Bühnenfigur nicht mehr da. Das war ein sehr harter Stoff und darum war auch das Team so wichtig."

Zusammenspiel von Bühne und Video bei "Arabella" ausgezeichnet

Der "Faust"-Preis wird in zwölf Kategorien verliehen, darunter "Genrespringer" für spartenübergreifende Formen des Theaters. In der Kategorie "Raum" werden herausragende Arbeiten aus den Bereichen Bühnenbild, Lichtdesign und Videodesign gewürdigt. Gewonnen haben den "Faust" in dieser Kategorie Manuel Braun, Jonas Dahl und Rainer Sellmaier für "Arabella" an der Deutschen Oper Berlin und das Zusammenspiel von Bühne und Video in der Inszenierung.

Klaus Zehelein für sein Lebenswerk ausgezeichnet

Ein Mann auf einer Bühne am Rednerpult. © dpa Bildfunk Foto: Markus Scholz
Klaus Zehelein bei seiner Dankesrede, nachdem er den "Faust" für sein Lebenswerk erhalten hat.

Der große Theatermann Klaus Zehelein wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Chefdramaturg, Opernintendant, Dozent für Theaterwissenschaft - der 83-Jährige hat sein Leben der Bühne gewidmet. Dafür wurde er im Thalia Theater mit stehenden Ovationen gefeiert. Für ihn bedeute Theater, viel zu riskieren, so Zehelein: "Das Risiko ist die eigentliche Konstante der Theaterarbeit."

Fritzi Haberlandt: "Ich liebe dieses Theater"

Das Bühnenprogramm der "Faust"-Verleihung war vergleichsweise kurz, wenn man an viele stundenlange Verleihungszeremonien in der Filmbranche denkt. Das Fachpublikum im vollbesetzten Haus trug ebenso zum kurzweiligen Abend bei. Glitzerkleider, Paillettensakkos in Regenbogenfarben, zahlreiche spektakuläre Outfits stießen im Thalia Theater aus der Menge hervor. Das Haus in der Hamburger Innenstadt ist ein Ort, der der "Faust"-Preisträgerin Fritzi Haberlandt besonders am Herzen liegt: "Ich liebe dieses Theater. Mit 16 habe ich hier gesessen und wollte nur spielen, und dann habe ich hier gespielt und jetzt: 'Faust'-Preis."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Sonntag | 26.11.2023 | 14:20 Uhr

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Theater

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