Bitterböse Komödie: "Das Brautkleid" am Hoftheater in Hamburg
"Das Brautkleid", die bitterböse Komödie von Stefan Vögel, hat am Freitag im Kleinen Hoftheater in Horn Premiere gefeiert. Ein Rosenkrieg mit Schwächen - aber einem Schluss, der viel rettet.
Juliane Kohlmeister hat sich ihre Hochzeitsnacht anders vorgestellt - ganz anders. Statt Champagner im Bett, statt lustvollem Ausleben ehelicher Pflichten: Katastrophe! Denn: Ihr Porsche-fahrender Gatte Philipp - beruflich ein Controller, privat ein Kontroll-Freak - hat total besoffen noch in der Nacht das unermesslich teure Brautkleid seiner Frau im Internet verkauft. Philipp Kohlmeister, gespielt von Harun Yildirim, war sauer, dass 8.000 Euro aus der gemeinsamen Haushaltskasse in ein Stück Stoff mit Tüll geflossen sind. Und am nächsten Morgen? Weg, für nur einen Euro.
Bühne wird zum Ort eines Rosenkrieges
Das gemütliche Kleine Hoftheater wird zum Ort eines Rosenkriegs. Juliane, Katrin Zierof als wutentbrannte Ehefrau, macht den Gang nach Canossa. Besser: den Gang zu Elke Weissgerber, die das Kleid geschossen hat und ihr Glück kaum fassen kann.
"Gut, dass du zurückrufst, jetzt halt dich fest, ich hab mein Brautkleid gefunden, ein echtes Lafarge für einen Euro!!!" Szene aus dem Stück "Das Brautkleid"
Es geht ganz schön böse zu
Schauspielerin Wiebke Rohloff verleiht der Figur sehr robusten Charme als fiese Egoistin. Die Noch-Nicht-Ehefrau eines grundehrlichen Tischlers denkt erst gar nicht daran, das Kleid an Juliane zurückzugeben - außer: diese zahlt ganze 10.000 Euro für die Rückgabe. Ganz schön böse geht es hier zu.
"Du hast 18.000 Euro für dieses Ding da bezahlt? Sag mal, Juli, bist du völlig wahnsinnig geworden?"
"Philipp, ICH habe 18.000 für dieses Ding da bezahlt, also macht dir mal keine Sorgen, kümmere dich um dein Controlling."
Szene aus dem Stück "Das Brautkleid"
Gute Regie - ein wenig schleppendes Stück
Claudia Isbarn hat Regie geführt - und was ihr wirklich gut gelingt: sehr prägnante, sehr unterschiedliche Charaktere zu schaffen. Was leider nicht so gut funktioniert: Das Stück von Stefan Vögel selbst. Das schleppt sich wie ein klitschnasses Brautkleid über die Schwelle. Die Pointen kommen eher müde rüber.
Unerwartete Wendung am Schluss
Wobei, richtig schön wird es kurz vor Schluss - mit einer unerwarteten Wendung, die hier nicht verraten wird. So viel sei gespoilert: Das Kleid spielt noch eine große Rolle, aber völlig anders als gedacht. So kommt diese etwas langatmige Komödie zu einem guten, weil überdrehten und abgedrehten Schluss. Man lernt: Die "Klamotte" macht noch kein Eheglück.
