Neue Bücher im August: Graphic Novels
In den vergangenen Wochen sind wieder zahlreiche neue Bücher auf den Markt gekommen - unter ihnen auch eine Menge neuer Graphic Novels. Drei davon stellen wir Ihnen vor, die eins gemeinsam haben: Sie handeln von starken Persönlichkeiten.
"Meine geniale Freundin" von Chiara Lagani und Mara Cerri
Neapel in den 50-er Jahren: Zwei blitzgescheite Mädchen, Lena und Lila, lernen sich kennen und werden Freundinnen. Jahre später verschwindet Lila plötzlich spurlos - und Lena schreibt ihre Erinnerungen auf. Der 4-teilige Roman von Autorin Elena Ferrante wurde zum Bestseller. 5 Millionen Exemplare wurden verkauft. Nun, Jahre später, haben sich die Zeichnerinnen Chiara Lagani und Mara Ceri den Stoff vorgenommen und als Graphic Novel umgesetzt und verwandeln Ferrantes detailreiche Sprache in farbige Gemälde im Buchformat. Durch Überlagerungen von Zeichnungen und den Mix verschiedener Techniken, wie Aquarell oder Buntstift, erschaffen sie sogar eine Lebendigkeit auf den Seiten. Freude, Wut oder Angst werden unmittelbar spürbar. Aus der Kraft von Ferrantes Sprache werden wunderbar kraftvolle Bilder mit Zeit und Raum für die Figuren und somit eine gelungene Adaption eines Welterfolgs.
"Motörhead - Der Aufstieg der lautesten Band der Welt" von David Calcano und Mark Irwin
"Aufrichtigkeit" ist das erste Wort in der Graphic Novel von David Calcano und Mark Irwin. Es kommt aus dem Mund von Lemmy Kilmister - dem Frontmann der Band Motörhead. So ist auch der Titel des autorisierten, gleichnamigen Comics. Selbst nannte die Band ihren Stil Rock'n'Roll. Doch die Jungs gehören zu den Vätern des Heavy Metal. Im Mittelpunkt steht natürlich er: Lemmy, der 2015 gestorben ist. Ihn würdigt Doro Pesch, die deutsche "Queen of Metal", in einem sehr persönlichen Vorwort. Aufrichtig ist auch dieses Buch. Es zeigt Lemmy von Beginn an, wie er war: rau, selbstverliebt, ehrlich. Der Strich passt sich dem an. Wild und stark sind die Outlines. Ein Format geben nur die Maße des Buches vor. Auf den Seiten geht es oft wild, laut und dunkel zu. Selbst sonnige Tage erscheinen im ständig dunklen Schwarz- Grau-Lila wie eine einzige Nacht. Mit dem richtigen Soundtrack auf den Ohren wumst die Graphic Novel noch um einiges mehr - aber auch ohne reißt sie mit und erklärt Lemmy zu einem der nettesten und aufrichtigsten Rock'n'Roll-Onkel. .
"Ducks - Zwei Jahre in Ölsanden" von Kate Beaton
Wenn Ex-US-Präsident Barack Obama einen Comic in die Top Ten seiner persönlichen Top-100-Bücherliste setzt, muss es sich schon um ein besonderes Buch handeln: Kate Beatons "Ducks". Keine Sorge, Walt Disneys Entenfamilie um Donald und Co. ist hier weit entfernt - etwa so weit wie Kiel von Kanada. Und genau dort, an der kanadischen Westküste, spielt das autobiografische Buch von Kate Beaton. Der Inhalt ist kurz erzählt: Nach ihrem Studium will die damals 21-jährige Anthropologin ihren Studien-Kredit so schnell wie möglich zurückzahlen. Am schnellsten geht es für sie in den sogenannten Ölsanden - im Westen Kanadas, wo per Fracking Öl aus dem Boden gewonnen wird. Wie in einer Reality-Doku erzählt Beaton in klaren und einfachen Bildern vom einsamen, rauen und fatalistischen Leben. Wir lernen einen höchst sensiblen und willensstarken Menschen kennen. "Ducks" ist aber auch eine 450-Seiten-dicke Metapher für unseren derzeitigen Umgang mit der Natur und unseren Umgang miteinander. Ein ehrliches und warmherziges Werk zugleich - absolut lesenswert.