Die junge Schauspielerin Marilyn Monroe mit einem Dalmatinerhund neben sich © picture-alliance / Mary Evans Picture Library
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AUDIO: Autorin Anja Rützel über Hunde und ihre berühmten Besitzer (6 Min)

Welthundetag: Anja Rützel über Hunde und ihre berühmten Besitzer

Stand: 11.10.2023 08:00 Uhr

Journalistin, Autorin und Hundebesitzerin Anja Rützel schreibt im Sachbuch "Schlafende Hunde" über Promis und ihre Haustiere. Ein Gespräch über die Vierbeiner und Stars wie Marilyn Monroe, Richard Wagner und Michel Houellebecq.

Schlafende Hunde sollte man bekanntlich nicht wecken. Aber "Schlafende Hunde" kann man auf jeden Fall gut lesen. Das Sachbuch handelt von berühmten Menschen und ihre Haustiere - und darum, dass wir durch diese Mensch-Tier Beziehungen noch mal ein ganz anderes Bild von Menschen bekommen. Da geht es dann von Richard Wagner und Ruffs über Marilyn Monroe und Meth bis hin zu Michel Houellebecq und Lump.

Frau Rützel, erzählen Sie mal beispielhaft, welche neuen Seiten haben Sie an diesen Menschen durch die Hunde entdeckt?

Das Cover des Sachbuchs "Schlafende Hunde" von Anja Rützel © KiWi Verlag
"Schlafende Hunde" von Anja Rützel ist beim Kiwi Verlag erschienen.

Anja Rützel: Es fängt schon bei der Queen Elizabeth II. mit ihren Corgis an. Das könnte man ja für so einen für so eine Marotte halten und sagen, das gehört halt zu ihr. Das ist fast ein bisschen Folklore. Wenn man sich aber so ein bisschen mit dieser Geschichte von ihr und ihren Corgi-Dynastien beschäftigt, merkt man, dass die das richtig ernst genommen hat.

Ein Corgi war ein klassischer Hütehund, der die Schafe in die Waden gezwickt hat, um sie zusammen zu treiben. Die Corgis der Queen waren fast alle richtig gut trainiert. Und das war so ein Abbild davon, dass sie eigentlich lieber so eine vornehme Landfrau gewesen wäre, mit einem schönen Anwesen, statt eine Königin mit anstrengendem Job.

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Richard Wagner ist für mich eine Rechtfertigung. Wenn ich, wie viele Hundemenschen, so ein bisschen Duziduzi-mäßig mit meinem Hund spreche, in diesem Singsang, schämt ich mich manchmal ein bisschen. Wagner war aber auch so. Der hat seiner Frau Briefe geschrieben, wo er sich in einer ähnlich verhätschelten Sprache nach seinen Hunden erkundigt hat. Da denke ich, wenn es für Wagner fein war, ist es für mich auch okay.

Macht es denn den Menschen erst einmal grundsätzlich sympathischer für Sie, wenn Sie wissen 'Okay, der hat so ein Tier und baut eine Liebe zu diesem Tier auf'?

Rützel: Es macht ihn auf jeden Fall nahbarer. Es gibt auch Menschen, die mit ihren Hunden so umgehen, wo ich denke 'oh, das finde ich jetzt gar nicht gut'. Es ist für mich tatsächlich viel sagend, was denn Charakter angeht. Wenn man zu so einer liebenswerten Kreatur gemein ist - wie ist man dann erst zu Menschen, die viel fehlbarer sind als Hunde?

Ich habe immer das Gefühl, wenn ich den Menschen mit seinem Hund sehe, habe ich ein besseres Bild, als wenn ich einfach nur mit ihm spreche. Ich finde es ziemlich vielsagend.

Wenn Sie mich mit meinem Hund sehen würden, eine vierjährige Berner Sennenhündin, das liebste Tier der Welt, das auch in den Unterricht kommt. Ein völlig verfressenes Tier. Würde das etwas über mich aussagen?

Rützel: Berner Sennenhunde haben für mich die Ausstrahlung von totaler Gutmütigkeit und Arglosigkeit. Ich würde sie anders einschätzen, wenn sie einen Staffordshire-Terrier hätten oder einen Yorkshire-Terrier, oder wenn sie mit einem top-frisierten Königspudel kämen. Also einen Grundeindruck kann man schon ablesen.

Also ist es auch kein Klischee, dass man so sagt ja, Mensch und Hund passen irgendwie zusammen, haben die gleichen Eigenschaften, vielleicht manchmal auch die gleiche Frisur.

Ein junger Dackel an der Leine übt den Hundeblick © Friso Gentsch/dpa +++ dpa-Bildfunk ++ Foto: Friso Gentsch
Antje Rützel sagt: "Ich mag die Idee, dass der Hund einen vielleicht an Punkten fordert, wo man selbst noch ausbaufähig ist."

Rützel: Ich sehe meinem Hund nicht so ähnlich. Das ist ein hocheleganter, halb Windhund. Aber mein Tierarzt hat damals, als ich zum ersten Mal mit dem in die Praxis kam, gesagt, jeder kriegt den Hund, den er braucht. Das finde ich eine schöne Idee.

Ich glaube schon, dass Mensch und Hund sich im Idealfall einpegeln, was ihre Bedürfnisse angeht. Also im Idealfall haben sportliche Menschen auch sportliche Hunde und Menschen, die ein bisschen träger sind, nicht so einen High-Energy-Border-Collie. Aber ich mag die Idee, dass der Hund einen vielleicht an Punkten fordert, wo man noch selbst ausbaufähig ist. Deswegen finde ich den Gedanken schön.

Es ist so, dass Menschen schon sehr lange Hunde haben. Sie haben zum Beispiel auch ins 17. Jahrhundert geblickt, mit Friedrich II. und seinem Hund Busch. War die Mensch-Hund-Beziehung vor 300 Jahren anders? War man da noch nicht so eng mit seinem Hund wie heute?

Rützel: Die war deutlich pragmatischer. Es gab fast ausschließlich Hunde mit Jobs. Wenn man nicht gerade dem Adel angehörte, hatte man einen Hund, damit der das Haus bewacht oder Wagen zieht, wie die Berner Sennenhunde früher die Milchkannenwagen gezogen haben.

Das kam erst überraschend spät. Queen Victoria war eine Vorreiterin, die im Volk die Idee beliebt gemacht hat, einen Hund zu haben. Weil das einfach ein schönes Tier ist, das sich so eng an einen anschließen möchte.

Das alte Loriot-Zitat, dass das Leben ohne Mops möglich, aber sinnlos ist - wenn wir das allgemein auf Hunde beziehen: Würden Sie das unterschreiben?

Rützel: Es macht schon alles sehr viel angenehmer, in guten Zeiten. Es ist schön, wenn man einen spazieren geht und nicht alleine dabei ist. Gerade so in fordernden Lebenslagen und Weltenlagen, ist es total schön, wenn jemand bei einem ist, der nichts weiß von den Gräueln der Welt. Wo man das auch ein bisschen vergessen kann. So geht es mir meistens.

Das Gespräch führte Jan Wiedemann.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 10.10.2023 | 16:20 Uhr

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