Literaturnobelpreis: Kuriose Geschichten rund um die Vergabe
Sie wollen beim Literaturnobelpreis-Smalltalk mitreden? Hier ein paar kuriose Fakten!
Seit der Literaturnobelpreis 1901 zum ersten Mal verliehen wurde, gibt es rund um die Verleihung viel Meckerei und Eitelkeiten. Manch einer hatte den Preis laut eigener Aussage "absolut verdient". Andere wollten ihn gar nicht. Am meisten gefreut haben sich sicherlich die Überraschten, die sich fragten, warum da plötzlich so viele Journalisten vorm Haus stehen. Ein paar kuriose Geschichten rund um den Literaturnobelpreis.
Deutschsprachige Preisträger: Von Mommsen bis Handke
Aus Deutschland und dem deutschsprachigen Raum gab es als Preisträger zunächst Theodor Mommsen (1902), Rudolf Eucken (1908), Paul Heyse (1910), Gerhart Hauptmann (1912), Carl Spitteler (1919) und Thomas Mann (1929). Die Presse war über die Auszeichnung von Thomas Mann begeistert - der Autor selbst allerdings nicht so. Denn er hat den Preis vornehmlich für die "Buddenbrooks" erhalten - dabei hielt er später entstandene Werke - beispielsweise "Der Zauberberg" - für viel besser.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hießen die deutschsprachigen Preisträger und Preisträgerinnen Hermann Hesse (1946), Nelly Sachs (1966), Heinrich Böll (1972), Elias Canetti (1981), Elfriede Jelinek (2004), Herta Müller (2009) und Peter Handke (2019). Nicht zu vergessen: Günter Grass (1999), der da sagte: "Wenn man über 20 Jahre lang ständiger Kandidat ist, nimmt man das so hin und sagt: Das hält jung. Nun habe ich den Preis bekommen und es beginnt offenbar unaufhaltsam das Altern."
Literaturnobelpreisträger Eucken: "Habe ihn absolut verdient"
Rudolf Eucken, ein Autor der Lebensphilosophie aus Aurich, hat den Preis 1908 erhalten. Eucken soll famoserweise gesagt haben: "Ich habe die Statuten des Preises alle aufmerksam gelesen. Ich habe ihn absolut verdient."
Die Statuten besagen, dass mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden soll, "wer das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen hat". Ziemlich dehnbar, dieser Anspruch. Also sind einige Menschen mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden, bei denen man das nicht sofort erwartet hätte: Winston Churchill zum Beispiel, für seine Geschichtsschreibung und seine Reden. Oder der spanische Finanzminister José Echegaray, der die Traditionen des spanischen Schauspiels wiederbelebt habe, so die Begründung.
Rudyard Kipling: Lob für seine "männliche Stärke"
Rudyard Kipling, der Verfasser des Dschungelbuchs, hat den Preis "in Anerkennung der Beobachtungsgabe, der ursprünglichen Einbildungskraft sowie der männlichen Stärke in Auffassung und Schilderungskunst" erhalten. Das klingt heutzutage zumindest fragwürdig.
Der Auswahlprozess, wer das Vorzüglichste und so weiter geschrieben hat, dauert lange. Ein Jahr vor Bekanntgabe bittet das Nobelkomitee 600 bis 700 Personen schriftlich um Vorschläge. Nur Lebende dürfen nominiert werden. Dann wird die Liste von 350 schließlich auf fünf reduziert, und durch deren Werk wühlt sich die Schwedische Akademie dann in den folgenden Monaten.
Kuriose Geschichten rund um die Bekanntgabe
Es gibt keine große Zeremonie für die Bekanntgabe. Der Australier Patrick White hat von seiner Auszeichnung nur mitbekommen, weil plötzlich ganz viele Journalisten vor seinem Haus standen - dabei hasste er Journalisten. Günter Grass war beim Zahnarzt. Und Doris Lessing erfuhr 2007 von ihrer Ehrung von Pressevertretern auf dem Bürgersteig, als sie mit Einkaufstüten beladen nach Hause kam. "Oh, Jesus", rief die Autorin aus. "Ich bin sicher, sie erwarten jetzt irgendwelche großartigen Bemerkungen."
Zaudernde Preisträger
Bob Dylan hat 2016 nach der Bekanntgabe lange gar nicht reagiert. Es dauerte zwei Wochen, bis er sagte, dass er ihn annehmen würde. Er reiste jedoch nicht nach Stockholm, dafür kam Patti Smith.
Jean Paul Sartre lehnte den Preis ab, in etwa mit der Frage: Warum sollen 50 weiße Männer, die schlechte Bücher schreiben, entscheiden, ob ich ein guter Autor bin? Das Preisgeld wiederum hätte er gern genommen. Boris Pasternak durfte den Preis auf Druck der sowjetischen Führung 1958 nicht annehmen. Sein Sohn nahm ihn dann nach dem Ende der Sowjetunion posthum entgegen.