Booker-Preisträgerin: Erfolgsautorin Hilary Mantel ist tot
Die britische Schriftstellerin Hilary Mantel ist tot. Sie wurde mit historischen Romanen berühmt. Für ihre Bestseller "Wölfe" und "Falken" erhielt sie den höchsten britischen Literaturpreis - den Booker Prize.
Berühmt geworden ist Hilary Mantel mit der Trilogie über Thomas Cromwell, den Berater des Königs Henry VIII. Über drei Bände beschrieb sie den Aufstieg und Fall des genialen Politikers, das Intrigenspiel am Hofe. Doch wie kam es dazu, dass sie ausgerechnet Cromwell in den Mittelpunkt ihres wohl bedeutendsten und vor allem umfassendsten Werkes stellte?
Hilary Mantel tauchte ein in die Welt 16. Jahrhunderts
Faszination, Begeisterung für eine bemerkenswerte Persönlichkeit: "Er war der Sohn eines Schmieds. Er hatte keine Beziehungen, die ihm helfen konnten, keine universitäre Ausbildung", erzählte die Autorin. Er konnte seinen Weg machen, allein wegen seiner intellektuellen Brillanz. Aus der Dunkelheit ganz nach oben und nach ein paar guten Jahren, folgte der Tower of London und die Axt."
Über Jahre hinweg hat die Autorin sich ins 16. Jahrhundert versetzt, recherchiert, Informationen zusammengetragen, um den historischen Roman über England zur Zeit der Tudors zu schreiben. In ihrem Buch sagt Thomas Cromwell, es gebe nichts dagegen einzuwenden, die Vergangenheit neu zu erfinden, solange es plausibel sei.
Mantel: Mit Booker Prize geehrt, von der Queen geadelt
Für viele Begegnungen, die Hilary Mantel in ihrer Trilogie beschrieben hat, gibt es keine Quellen, keine schriftliche Wiedergabe. Dabei sei doch gerade in Hinterzimmern die Politik gemacht worden, wenn zwei Männer sich dort besprachen. "Ich vereinfache nicht, ich verdrehe die Geschichte nicht", sagte Mantel. "Was ich möchte: die Zeit wieder ins Licht rücken. Diesen Mann ins Licht rücken, sodass die Leserinnen und Leser sich ein Bild machen können."
Was viele gerne angenommen haben. Die Bücher sind Bestseller. Für zwei Bände der Trilogie erhielt sie jeweils den renommierten Booker Prize. Mantel hat weitaus mehr geschrieben und zahlreiche Auszeichnungen erhalten. 2014 wurde sie von Queen Elisabeth II. geadelt.
Zwischen Schmerz, Glück und Humor
Mantel wuchs in einer irisch-katholischen Familie auf, die seit zwei Generationen in England lebte. Mit 19 erkrankte sie schwer, hatte wegen falscher Behandlungen oft Schmerzen. Sie studierte Rechtswissenschaften und heiratete. Nach einer Operation konnte sie keine Kinder bekommen, was sie bereute, wie sie der BBC sagte.
Und trotzdem - unterstreicht sie - habe sie Glück gehabt: "Ich konnte schreiben. Da bist du dein eigener Chef und kannst die Arbeitszeiten selbst bestimmen. Ja, manchmal bin ich eine Person, die in der Öffentlichkeit steht. Aber die meiste Zeit kann ich machen, was mich gerade fasziniert und beschäftigt."
Dass sie schreiben konnte, merkte sie schon bald. Doch sie konnte sich nicht vorstellen, davon leben zu können. Deswegen plante sie, zunächst neben der Arbeit zu schreiben. Mantel sinnierte in Interviews auch schon mal über Macht und Politik und bewies oft, dass sie einen besonderen Humor hatte. Gefragt, ob der umstrittene und längst zurück getretene Berater von Boris Johnson, Dominic Cummings, der oft Hemd ohne Krawatte und Sakko trug, Ähnlichkeiten habe mit Thomas Cromwell antwortete sie: Nein, denke sie nicht. Thomas Cromwell sei besser gekleidet gewesen.