Eine Dame mittleren Alters mit dunkelem, schulterlangem Haar lächelt freundlich in die Kamera © Ulrike Gast privat

Ulrike Gast formt Klanggemeinschaften in Lübeck

Stand: 30.04.2025 14:05 Uhr

Mit drei Chören, einer Passion für die Orgel und einem besonderen Gespür für Stimmen prägt die Kantorin das kirchenmusikalische Leben in der Hansestadt.

Früh begann Ulrike Gast mit dem Orgelspiel, gewann damit den Wettberwerb "Jugend musiziert". 1987 begann die gebürtige Göttingerin ein Kirchenmusikstudium an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Was hat sie zur Kirchenmusik geführt und was bedeutet ihr ihre Aufgabe als Kirchenkreiskantorin der Propstei Lübeck heute?

Ulrike Gast: Als Pastorentochter habe ich Kirchenmusik von klein auf erlebt. Ich war ein Kind, das immer gerne und viel gesungen hat - und neugierig darauf war, verschiedene Instrumente kennenzulernen. Am Ende bin ich leidenschaftlich beim Klavier und der Orgel geblieben - und wollte diese Instrumente auch studieren. Zum Studium gehörten außerdem Chorleitung, Gesang, Tonsatz und weitere Fächer.
Nach dem A-Examen habe ich zusätzlich Gesang studiert, was heute für meine professionelle Arbeit mit Laienchören sehr wichtig ist. Mit der Musik möchte ich Menschen berühren und begeistern.

Wie gestalten sich die Unterschiede und Möglichkeiten in deiner Arbeit mit den drei sehr unterschiedlich aufgestellten Chören?

Ulrike Gast: Ich leite die Jakobi-Kantorei mit rund 70 Mitgliedern und den Domchor Lübeck mit etwa 45 Sängerinnen und Sängern. Beide Chöre gestalten sowohl eigenständig Projekte in Dom und St. Jakobi, in Gottesdiensten und Konzerten, als auch gemeinsame Großprojekte – zuletzt zum Beispiel das Brahms-Requiem.
Der Frauenchor ist ein eigenständiger Kammerchor mit einem ganz anderen, oft ausgefalleneren Repertoire. Durch die unterschiedlichen Besetzungen und Profile ergeben sich viele spannende Möglichkeiten bei der Programmwahl.

Was motiviert dich in deinem Arbeitsalltag und welche Bedeutung kann Kirchenmusik heute für Menschen haben?

Ulrike Gast: Mich begeistern vor allem die besonderen Momente, wenn ich spüre, wie die Chorgemeinschaft zusammenwächst und der Klang sich durch gemeinsame Arbeit und Stimmbildung stetig weiterentwickelt. Wenn ein Werk schließlich aufgeführt wird und ich die Dankbarkeit und Freude der Sängerinnen und Sänger erlebe, weiß ich: Genau deshalb mache ich das! Kirchenmusik hat darüber hinaus eine große Kraft. Sie kann auch Menschen berühren, die sich von der Kirche entfernt haben. Sie schenkt Trost, Freude, Gemeinschaft und kulturelle Tiefe. Über das gemeinsame Musizieren entsteht ein starkes Gefühl der Verbundenheit - für alle Generationen.

Das Interview führte Jennifer Philipp

 

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