Tag 4: Von Duvenstedt nach Hamburg
Tag 4: Nach der Herausforderung ist vor der Herausforderung
Die Nacht nach der längsten Etappe haben wir wohl alle geschlafen wie Steine - und dann auch noch in einer Kirche. In dieser aufzuwachen, ließ den Tag schon besonders starten.
Dann allerdings musste man ja aufstehen - mit über 30 Kilometer vom letzten Tag in den Knochen. Plötzlich wurde ich wegen der nächsten langen Etappe, die uns von Duvenstedt an der Alster entlang bis in die Innenstadt von Hamburg führen sollte, nervös. Noch einmal fast 30 Kilometer.
Wie jeden Morgen starteten wir den Tag mit einem Morgengebet. Der Satz, der mir am meisten hängen blieb, war "Fürchte Dich nicht!". Dieser Satz sollte zu meinem persönlichen Mantra des Vormittages werden. Die Strecke wieder aufnehmend, wo wir sie verlassen hatten, folgten wir den Jakobsmuscheln runter zur Alster, die am Anfang noch eher ein Bächlein ähnelte, aber schnell an Breite gewann. Ein wunderschöner Waldweg, dem wir gerne folgten. Jede Windung des Flusses haben wir mitgenommen, um uns ja nicht zu oft zu verlaufen - dafür reichten heute die Kräfte bestimmt nicht! Ich war allerdings vor allem mit meinem Körper beschäftigt.
Premiere bei "Pilgern im Norden"
Der vorherige Tag ließ mich stark zweifeln, ob ich die heutige Etappe überstehen würde. Doch dann geschah ein kleines Wunder nach ca. zwölf Kilometern - in einem schönen Café direkt an der Alster. Nach einem kleinen Snack und einem Kaltgetränk war ich wie ausgewechselt. Es ging mir super und ich spürte keine Schmerzen. Es konnte weitergehen! Ich genoss, dass wir der Hamburger City immer näher kamen.
Irgendwann stellte sich heraus, dass wir wohl im Dunkeln ankommen würden, weil unsere müden Knochen nicht mehr so schnell vorwärts kamen und wir noch einige Kilometer vor uns hatten - das erste Mal in der Zeit, in der Heike und Philipp die Via Baltica pilgern!
Mit beflügelten Füßen Richtung Michel

Doch dann hatten wir plötzlich schon die Außenalster "am Wickel" und gerade Heike und Philip wurden von der Heimat gezogen und bekamen beflügelte Füße. Wir genossen die Aussicht und wunderten uns, wie lange man in Hamburg durchs Grüne laufen kann, ohne von Straßenschluchten verschluckt zu werden. Erst kurz vor dem Hauptbahnhof verlässt der Jakobsweg die Alster und verläuft über die Lange Reihe zum Bahnhof weiter in die Innenstadt, an Kirchen und Rathaus vorbei weiter bis zum Michel.
Inzwischen war es dunkel geworden und wir waren froh, dass wir nicht über einen nachtdunklen Acker, sondern durch's erleuchtete Hamburg pilgern. Endlich kamen wir am Michel und damit an unserem Tagesziel an. Wir fanden Unterschlupf im Seemannsheim mit Aussicht auf den Michel, wo gerade der Turmbläser zu erkennen gab, dass es 21.00 war. Wieder werden wir gut schlafen. Gute Nacht!
