Tag 1: Von Lübeck nach Reinfeld
Tag 1: Lübeck. Holstentor. Schöner und typischer kann der Beginn unserer diesjährigen Pilgerwoche auf der Via Baltica nicht sein. Etwa 500 km haben wir von der deutsch-polnischen Grenze in Swinemünde bis nach Lübeck in den vergangenen drei Jahren ja schon geschafft. "Schlappe" 3.000 km liegen noch vor uns ... Denn das Ziel eines Jakobsweges ist klar: Santiago de Compostela. Okay, das ist Zukunftsmusik. Wir peilen in diesem Jahr erstmal das Alte Land an und der erste Pilgertag soll uns nach Reinfeld führen.
Kristina, Klaas, Philipp und ich starten bei schönstem Wetter und guten Mutes. Klaas hat für uns vier ein Heftchen mit Texten, Psalmen und Gebeten für den Pilgerweg vorbereitet, dazu ein kleines Liederheft und für jeden ein Tagebuch, um seine persönlichen Gedanken aufzuschreiben. Das Motto des ersten Tages heißt: Wer bin ich? - Was suche ich? Ja, was suche ich eigentlich auf dem Weg? Warum pilgere ich ? Und was unterscheidet das vom Wandern? Schon kurz hinter Lübeck sind wir in solchen Gedanken und Gesprächen. Jeder bringt seine Erfahrungen, seine ganz eigenen Wünsche und auch Hoffnungen mit. Antworten gibt es noch nicht.
Obwohl wir ein recht zügiges Gehtempo haben (alle sind noch frisch und munter), ist der Unterschied zum Tempo, dass wir auf der nahen Autobahn hören, enorm. Beim Pilgern ist die Reisegeschwindigkeit eben eine andere als normalerweise. Da ist Zeit für ein Gespräch mit Diddi, dem Imbißbudenbesitzer am Weg, bei dem wir einen Kaffee trinken, oder einen Besuch in der Kirche von Klein Wesenberg. Philipp spielt Orgel, wir singen. Es sind schöne, innige Momente. Wir überqueren mehrmals an diesem Tag die Trave, machen auf einem Baumstumpf Mittagspause, bewundern eine 200-jährige Eiche in Reeke, entdecken Pilze im Wald und stehen abends am See in Reinfeld.

Es war ein gelungener Start unserer Pilgertour, auch wenn wir die Nacht leider nicht in einer zünftigen Pilgerherberge verbringen werden, sondern in einem kleinen Hotel. Leider gibt es in Reinfeld (noch) keine Herberge. Wie schön, dass wir zum Abschluss dieses sonnigen Tages am Reinfelder See das moderne und ungewöhnliche Denkmal für Mathias Claudius entdecken, der hier seine Kindheit und Jugend verbrachte. "Der Mond ist aufgegangen ..." Gute Nacht, wir freuen uns morgen auf den Weg zum Kloster Nütschau.
