Stand: 31.08.2018 23:05 Uhr

Tag 2: Von Reinfeld zum Kloster Nütschau

von Klaas Grensemann

Tag 2: Thema des Tages: Wer ist Gott für dich? Ein leichter Muskelkater erinnert an die ersten 20 km von gestern. Heute führt uns die zweite Etappe nach nur 15 km ins Kloster Nütschau. Auf diese Station freue ich mich besonders. Klöster waren immer schon wichtige Herbergen für Pilger.

Für die Benediktiner im Kloster Nütschau gehört die Gastfreundschaft für Pilger sehr selbstverständlich dazu. In der Ordensregel des Heiligen Benedikt heißt es, die Brüder sollen „alle Gäste wie Christus aufnehmen“. Beim Gehen mit den anderen hätte ich gern einen dieser Brüder dabei gehabt. Wer ist Gott für dich? Ob Mönche als "Profis im Glauben" andere Antworten auf diese Frage haben als wir Pilger heute auf dem Weg?

Ich merke, heute sind unsere Gespräche sehr intensiv, was Gott und Glauben jeweils für uns bedeutet. Ein Stichwort führt zum nächsten. Was tröstet dich? Ist der Glaube immer tröstlich? Als Mitarbeiter der Kirche weiß ich: Es gibt Momente im Leben, da kann man keine tröstenden Worte finden. Rituale sind dann hilfreich. Ein Gebet sprechen zum Beispiel, gerne auch mit Worten, die gar nicht meine sind, aber meine werden können. Beten auf Hoffnung hin. Gott verändere ich damit nicht, aber mich kann es verändern. Meine Sichtweise.

Klaas Grensemann und Heike Götz sitzen lachend auf einer Bank  Foto: Annkathrin Bornholdt
Auf der Bank vor der Klosterkapelle ist Platz, um sich nach dem Pilgertag auszuruhen.

Unsere Gespräche rühren vieles in mir an und ich merke, dass das auch anstrengend ist. Aber auch schön. Die Landschaft, durch die wir heute pilgern, spiegelt das ein wenig. Stoppelfelder, eine großes Feld voller Steine. Und dann die Strecke auf dem Radweg immer an der Trave entlang. Es ist traumhaft schön, durch diese Natur zu gehen. So kommen wir nach Bad Oldesloe und sind ganz verzückt von diesem Städtchen mit den schönen Gassen und der Trave, die sich durch die Altstadt schlängelt.

Auf dem Marktplatz an der Peter-und-Paul-Kirche gibt es Kaffee und Eis in einer kleinen Eisdiele. Wir genießen ein lange Pause. Nicht nur für unsere Füße - auch für unser Denken und Fühlen. Als wir schließlich weitergehen ist es plötzlich schon Nachmittag. Nütschau erreichen wir so erst um kurz nach halb sechs. Den Beginn des Abendgebets verpassen wir. Zum Glück gibt es um 21 Uhr noch die Komplet. Aber vielleicht haben wir heute auch schon genug gebetet - mit den Füßen und Kopf und Herz.

Wer ist Gott für dich? Eine Antwort darauf muss noch weiter wachsen.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 31.08.2018 | 06:20 Uhr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

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