Eine übergroße Pistole mit Knoten im Lauf vor blauem Himmel. © picture alliance / Daniel Kalker Foto: Daniel Kalker

Kriegsdienst mit der Waffe aus Gewissensgründen verweigern

Stand: 22.03.2022 11:50 Uhr

Gewalt gegen Menschen einzusetzen, ist eine harte und dramatische Entscheidung. Für Christen keine Selbstverständlichkeit. Allerdings: Nicht jeder will mit einer Waffe in der Hand kämpfen.

von Pastor Michael Ellendorf

Aber ich finde schon: Jeder Mensch hat das Recht, sich zu verteidigen, wenn er angegriffen wird. Ein Land hat das Recht, Widerstand zu leisten, wenn es von einem anderen mit Krieg überzogen wird. Wie die Ukraine von Russland.

Kriegsdienstverweigerer brauchen politisches Asyl

Und genauso hat jeder einzelne Mensch das Recht, den Kriegsdienst mit der Waffe zu verweigern. Auch zu desertieren. Internationale Organisationen, die Kriegsdienstverweigerer und Deserteure unterstützen, berichten von einer zunehmenden Zahl - aus der Ukraine, aus Russland und aus Belarus. Die können nicht bleiben, wo sie sind. Da wären sie von Schikane, Strafverfolgung und Tod bedroht. Die müssen raus. Die brauchen politisches Asyl.

Späte Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren

Und da wird’s schwierig, hier und da gelten sie dann doch immer noch als Feiglinge und Drückeberger. Zur Erinnerung: In Deutschland hat es bis 2008 gedauert, bis Wehrmachtsdeserteure vollständig rehabilitiert wurden. Als während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien dort Zigtausende den Dienst mit der Waffe verweigerten, wurde das in der EU nur sehr selten als Grund für die Gewährung politischen Asyls anerkannt. Stattdessen mussten sie sich verstecken, in ständiger Gefahr, entdeckt und bestraft zu werden. Das soll sich nicht wiederholen.

Das Recht, den Dienst an der Waffe zu verweigern

Ich finde es richtig, dass die Evangelische Kirche in Deutschland dazu aufruft, Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aufzunehmen und ihnen Asyl zu geben. Menschen, die eine Gewissensentscheidung getroffen haben, die es ihnen verbietet, mit der Waffe in der Hand zu kämpfen. Das ist ihr Recht. Und wir sollen sie in Schutz nehmen. So wie alle anderen Flüchtlinge.

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Ein Mann steht in einem Gebäude in Kiew, das bei dem dritten russischen Luftangriff auf die ukrainische Hauptstadt innerhalb der letzten 24 Stunden stark beschädigt wurden. © Aleksandr Gusev/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 23.03.2022 | 09:40 Uhr

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