Jemand legt seine Hände auf die Hand eines anderen. © Colourbox Foto: Motortion

Segen soll Herz und Seele schützen

Stand: 04.08.2022 09:45 Uhr

Nachts im Urwald, in der Schöpfung. Da hört diese Welt zum allerersten Mal Segensworte, erzählt die Bibel. Als aus Abend und Morgen der fünfte Tag wird, füllt sich das Paradies mit Gesang.

von Pastor Oliver Vorwald

Denn Vögel schweben jetzt unter der Feste des Himmels; Wale ziehen durch die Weiten der Meere. Ins Leben gerufen, allein durch Gottes Wort. Die Wipfel, Wälder und Tiefen füllen sich mit Liedern. "Und Gott segnete sie", heißt es in der Schöpfungsgeschichte.

Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden. Genesis 1,22

"Segen ist kein Unverwundbarkeitszauber"

Erst Fische, Vögel; Hund, Katze, Maus. Dann Eva und Adam, die Menschen. Die Geschöpfe des sechsten Tages sind die Nummer zwei in der Abfolge der Gesegneten. Im Lateinischen heißt segnen "benedicere". Davon leitet sich gebenedeit ab, das zum Wortlaut des Ave-Maria-Gebets gehört. Benedicere bedeutet, "jemandem Gutes zu-sprechen". Aber Segen ist kein Unverwundbarkeitszauber. Seine Kraft soll vor allem Herz und Seele schützen. Häufig sind Segensworte - übrigens in vielen Religionen - mit Gesten verbunden. Weite Arme, duftende Salböle, aufgelegte Hände. Sie lassen Segen spürbar werden. So wie in der Geschichte, als die Kinder zu Jesus kommen …

Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie. Markus 10, 13 bis 16

Segen verbindet Generationen über Grenzen hinweg

Segen spielt in der Bibel eine wichtige Rolle. Segen verbindet. Alles, was lebt. Menschen, Liebende, Alt und Jung, Generationen, Völker über jedwede Grenze hinweg. Darüber hinaus Himmel und Erde. Segen lässt die Liebe Gottes zum Leben sichtbar werden. Deshalb werden in der Bibel keine Waffen gesegnet. Gottes Liebe weitersagen, darf jede, jeder. Beispielsweise mit dem aaronitischen Segen. Sein Wortlaut soll über 3.000 alt sein. Erstmals gesprochen im Sandmeer der Sinai, in einer lebensfeindlichen Umwelt als Zuspruch. Er ist bis heute im jüdischen und im christlichen Gottesdienst zu hören:

Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 4. Mose 6, 24 bis 26

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 06.08.2022 | 19:15 Uhr

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