Bremens Niclas Füllkrug (vorne) und Torschütze Niklas Schmidt bejubeln einen Treffer. © IMAGO / Kirchner-Media

Noch ein Punkt zum Aufstieg: Werder spürt heißen Atem des HSV

Stand: 09.05.2022 09:02 Uhr

Nach dem Arbeitssieg in Aue reicht Werder Bremen ein Punkt gegen Jahn Regensburg zur sicheren Rückkehr in die Bundesliga. "Aber wir haben schon einige Chancen liegen gelassen", mahnt Torjäger Niclas Füllkrug.

von Andreas Bellinger

Schalke feiert, der Hamburger SV hält nun mehr als einen Strohhalm in der Hand - und Werder Bremen? Den Grün-Weißen fehlt nach dem mühsamen 3:0 (0:0) bei Erzgebirge Aue am letzten Spieltag gegen Jahn Regensburg noch ein Punkt zum sicheren Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. So weit, so schön. Wenn da nicht der mitunter rätselhafte Schlendrian wäre, der die Bremer gerne auch im Weserstadion befällt - wie zuletzt bei der Niederlage gegen Holstein Kiel. Doch auch in den Partien zuvor konnten die Werderaner auf heimischem Rasen nicht gerade überzeugen, quälten sich gegen Absteiger Ingolstadt sowie Sandhausen und Nürnberg zu dürftigen Unentschieden.

Werder mit den besten Karten im Fußball-Krimi

Ein solches Remis würde beim Saison-Halali gegen den Jahn am nächsten Sonntag (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) gleichwohl reichen, nachdem Darmstadt 98 den Bremern mit einer 1:2-Niederlage in Düsseldorf behilflich war. Aber Vorsicht: Sowohl Darmstadt, das Paderborn zu Gast hat, als auch der im Schlussspurt bärenstark wirkende "Comebacker" HSV (bei Hansa Rostock) haben nur drei Punkte Rückstand - und im Vergleich zu Werder (+20) die bessere Tordifferenz (HSV +31, Darmstadt +22).

Beste Zutaten also für einen Fußball-Krimi, bei dem Werder die beste Ausgangsposition und alles in eigener Hand hat, dem FC Schalke 04 in die Eliteklasse zu folgen.

Lethargie und Abseits-Glück

"Es war ein Arbeitssieg", sagte Marco Friedl, der mit seinem Tor in Aue kurz nach der Pause die Lethargie der ersten Hälfte ein wenig vertreiben konnte. Zwar hatte Werder auch im ersten Durchgang Chancen, patzte auf der anderen Seite aber gleich bei Aues erstem Angriff und hatte Abseits-Glück. Dass es schwer werden würde gegen den feststehenden Absteiger aus dem Erzgebirge, der sich - ob der peinlichen 0:6-Schlappe in Darmstadt sowieso - mit Anstand verabschieden wollte, wussten die Bremer. Und konnten sich trotz der Rückkehr des erfahrenen Abwehrtrios Ömer Toprak, Milos Veljkovic und Christian Groß nicht in Szene setzen. Zu langsam, zu ungenau, vielleicht auch zu ängstlich agierten die Grün-Weißen.

Baumann: "Wir brauchen eine Topleistung"

Ein wahrlich lausiges Spiel, das sich in einer Woche nicht wiederholen dürfe, mahnte Frank Baumann im NDR und forderte: "Jetzt müssen wir auch den letzten Schritt noch gehen." Der Sportchef wollte erst gar nicht versuchen, den schwachen, wenn auch erfolgreichen Auftritt schönzureden, der mehr als nötig die Nerven aller Werder-Anhänger strapaziert hatte. Seine Warnung kam dem Ernst der Sache angemessen. "Es kann viel passieren; wir brauchen eine Topleistung."

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Ein Lapsus wie gegen Kiel, als ein 2:0-Vorsprung verspielt wurde, würde die Arbeit der wechselvollen Saison zunichte machen. "Da müssen wir cleverer sein", so Baumann. Gut ins Spiel kommen, die Chancen endlich wieder verwerten und dem "hartnäckigen Gegner" den Zahn ziehen, nennt er als Rezept für den Aufstieg.

Vabanquespiel mit Toprak geht schief

"Es war ein hartes Stück Arbeit, aber die Mannschaft hat Moral bewiesen, hat mental standgehalten und im entscheidenden Moment die Tore gemacht", analysierte Trainer Ole Werner gewohnt zurückhaltend. "Nun müssen wir gegen Regensburg noch mal nachlegen. Der Blick geht nur auf uns, nicht nach links, nicht nach rechts." Wenig erfreut war er, dass das Vabanquespiel, Abwehrchef Toprak nach Verletzung und in Absprache mit dem Spieler und der medizinischen Abteilung aufzubieten, schon nach 36 Minuten endete. Gut möglich, so wird an der Weser bereits spekuliert, dass es das letzte Spiel des 32-Jährigen für die Grün-Weißen war.

"Der Blick geht nur auf uns, nicht nach links, nicht nach rechts." Werder-Trainer Ole Werner

Zitterspiel statt Souveränität

Als immense Schwächung der Defensive wirkte das Fehlen des allseits geachteten Führungsspielers gegen die mehr oder minder harmlosen Sachsen nicht. Dennoch war Werner "erleichtert, dass das Spiel jetzt vorbei ist, dass wir die Punkte im Sack haben". Tatsächlich zitterten auch die offiziell 1.763 zugelassenen Werder-Fans quälend lange mit ihrer Mannschaft, die zwar kontrolliert zu Werke ging, absolute Souveränität aber vermissen ließ. Mag sein, dass der Schrecken aus dem Heimspiel gegen Kiel noch nachwirkte. Und die Möglichkeit eines neuerlichen Scheiterns auf der Zielgeraden beim Ex-Kieler Werner insgeheim auch eine Rolle spielt.

Torschütze Schmidt: "Alles in der eigenen Hand"

Wie knapp es hätte werden können, überdeckten die Tore von Niclas Füllkrug ("Das 3:0 hört sich einfacher an, als es war.") und Niklas Schmidt, die erst in der Nachspielzeit ein standesgemäßes Ergebnis herausschossen. "Ich bin froh, denn wir haben in dieser Saison schon einige Chancen liegen gelassen", so Füllkrug, der selbstkritisch die schwache Offensive kritisierte. "Aber wir sind geduldig geblieben und haben am Ende unsere Qualität gezeigt."

Tatsächlich schwächelt Werders Sturm wohl auch, weil Marvin Ducksch als Spielgestalter, Standard-Geber und Torschütze momentan überfordert scheint. "Es ist noch ein Spiel, wir dürfen keine Sekunde nachlassen", warnt Schmidt, der Ducksch in der Schlussphase auch als Torschütze und Motivator vertrat: "Es tut sehr gut, wieder alles in der eigenen Hand zu haben. Das gibt neues Selbstvertrauen."

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: Pressmaster

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Sportclub | 08.05.2022 | 22:35 Uhr

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