Mario Basler bei Türkgücü Osnabrück - Motivator in der Kreisliga
Mario Basler ist zurück im Fußball-Geschäft. Weil er eine Wette verlor, übernimmt der 53 Jahre alte Europameister von 1996 bei C-Kreisligist Türkgücü Osnabrück bis Saisonende ehrenamtlich die Aufgabe des Chef-Trainers.
Der Medienauflauf bei seiner Vorstellung am Montagabend war enorm - was Basler für den ersten launigen Spruch des Abends nutzte: "Ich bin froh, dass ich kein Nationaltrainer geworden bin. Das ist zweitletzte Liga - das wisst ihr schon?", fragte er in Richtung der Journalisten. Gelächter unter den Anwesenden. Basler lieferte das, was man von ihm erwartete.
Eigentlich wollte der 53-Jährige, der ein Squash-Spiel verlor und als Wetteinsatz seine Trainerdienste bei Türkgücü Osnabrück angeboten hatte, sich noch auf dem Court um die Tätigkeit in der Kreisliga herummogeln: "Ich wette nur, wenn ich weiß, dass ich gewinne. Wie ich gemerkt habe, dass ich verliere, wollte ich noch eine Verletzung vortäuschen. Aber das ging dann zu schnell mit der Niederlage", erzählte Basler, der seit mehreren Jahren in Osnabrück lebt, schmunzelnd.
"Ich kenne die Kreisliga nicht, das war nie meine Ambition. Ich habe als 14-Jähriger beziehungsweise 15-Jähriger in Thekenmannschaften gespielt. Da haben sich viele Kneipen um mich gestritten. Aber nicht wegen dem Alkohol, sondern dem Fußballerischen." Mario Basler
"Basler-Effekt" soll für Spaß und mehr Zuschauer sorgen
Und so trainiert der ehemalige Nationalspieler nun bis Ende der Saison ehrenamtlich den auf Platz zwei der C-Kreisliga liegenden Club Türkgücü. Eine Station, auf die er sich freue, so Basler, und die er als "spannend" beschrieb. "Meine Aufgabe ist nicht, die Mannschaft viel besser zu machen. Sie haben es bereits gut gemacht, sonst wären sie nicht Zweiter", lobte der neue Trainer die bisherige Arbeit beim Verein.
Groß verändern wolle er in den Abläufen nichts. Seiner Mannschaft möchte er aber so viel wie möglich von seinem Wissen und seiner Erfahrung mitgeben - "wenn's die Knochen mitmachen". Vor allem aber soll seine Popularität dafür sorgen, dass mehr Zuschauer zu den Spielen kommen, um den letzten Motivationsschub bei seinen Kickern herauszukitzeln.
Es geht dem 53-Jährigen um Spaß - im Spiel und im Training. Der könnte seinen Spielern allerdings schnell vergehen. Denn ihr neuer Coach kündigte für das erste gemeinsame Training am Dienstag zum Kennenlernen grinsend ein "drei- bis vierstündiges Lauftraining" an. "Wenn die Jungs mich aufregen, dann kann es auch mal eine Trainingsform ohne Ball geben."
Lebemann Basler - Alkohol, Zigaretten und Schlägereien
Es war wohl nur ein Scherz. Doch ein solcher Satz hätte dem einstigen Profi Basler sicher nicht geschmeckt. In seiner aktiven Zeit galt der Mittelfeldspieler neben dem Platz als "Enfant terrible", das stets von Skandalen begleitet war. "Super-Mario" rauchte, trank Bier, überzog den Zapfenstreich und prügelte sich in einer Münchener Discothek sowie einer Regensburger Pizzeria. Beim FC Bayern wurde er suspendiert, in die Nationalmannschaft nach einer durchzockten Nacht vor einem Länderspiel nicht mehr eingeladen. Viel Einsicht zeigte der Pfälzer während seiner Profi-Karriere nicht. Stattdessen lieferte er sich lieber Wortgefechte mit Journalisten und Vereinsoffiziellen, was ihm die eine oder andere Geldstrafe einbrachte.
Durchbruch bei Werder Bremen und bewegte Karriere
An seiner Klasse auf dem Platz bestand hingegen kein Zweifel. Auf seine aktive Zeit angesprochen bezeichnete Basler sich am Montag selbst als "außergewöhnlichen Fußballer". Nach ersten Profistationen beim 1. FC Kaiserslautern, Rot-Weiss Essen und Hertha BSC wurde der Pfälzer Mitte der 1990er-Jahre bei Werder Bremen zum gefeierten Star. Unter Trainer Otto Rehhagel avancierte der Mittelfeldspieler zum Leistungsträger, gewann 1994 den DFB-Pokal und wurde in der Saison 1994/1995 mit 20 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga.
Danach wechselte Basler zu Bayern München, gewann weitere Titel, verlor aber auch das Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United. Unter Rehhagel schnürte der Freistoß-Spezialist danach noch einmal für Kaiserslautern die Schuhe, seine Profi-Karriere ließ er 2004 nach einem Jahr bei Al-Rayyan in Katar ausklingen. Für die deutsche Nationalmannschaft absolvierte Basler 30 Spiele und erzielte dabei zwei Treffer.
"Mir konnte man nix beibringen, ich konnte ja alles. Das hat Otto Rehhagel probiert oder Ottmar Hitzfeld - aber meistens haben sie gesagt: Bleib drin und spiel am Samstag. Und das habe ich gemacht." Mario Basler
Basler unterhält die Massen - auch abseits des Platzes
Als Trainer lief es für "Super-Mario" bisher eher durchwachsen, vorrangig war er bei unterklassigen Mannschaften tätig. Seinen Fußballlehrerschein ließ er 2019 auslaufen, hatte mit dem Geschäft eigentlich abgeschlossen. Seine Prominenz nach der Profi-Karriere verdankt er auch seinen zahlreichen Fernsehauftritten. Egal ob bei der Quiz-Show "Wer weiß denn sowas", "Promi-Big-Brother" oder "Schlag den Star" - der vielseitige 53-Jährige scheut das Rampenlicht nicht.
Als meinungsstarker Experte mit Hang zur einfachen Lösung ist er auch gern gesehener Gast in Fußball-Talkshows. Das wird auch so bleiben: "Der Verein weiß, dass ich eigentlich sehr viele Termine habe. Aber wenn es möglich ist, bin ich natürlich bei den Spielen da", sagte Basler am Montag. Für diese Fälle bleibt der bisherige Trainer Ali Ucar dem Club erhalten und fungiert als Baslers Unterstützer. Zumindest bis Saisonende. Was danach passiert? Darauf wollte sich Basler am Montagabend nicht festlegen.
