Fans im Stadion von Hansa Rostock © IMAGO / Fotostand

"Keine Weiber" - Wirbel um Fanmagazin bei Hansa Rostock

Stand: 31.08.2022 09:50 Uhr

Intolerante Plakate und fragwürdige Fanregeln beim Fußball-Zweitligisten Hansa Rostock rufen nun auch die Politik auf den Plan. "Homophobe und frauenfeindliche Äußerungen sind keinen Millimeter zu dulden", sagte Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke).

Jüngst waren im Heimspiel der Rostocker gegen den FC St. Pauli Plakate mit homophoben Äußerungen gezeigt worden, von denen sich der Club dann distanzierte. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt.

Für zusätzlichen Gesprächsstoff sorgt nun ein seit geraumer Zeit vor Heimspielen in Rostock verteiltes Fanmagazin. In den dort veröffentlichten Regeln für die Südtribüne im Ostseestadion heißt es: "Keine Weiber in den ersten drei Reihen."

Gleichstellungsbeauftragte: Fragwürdiges Fußballbild

Mecklenburg-Vorpommerns Gleichstellungsbeauftragte Wenke Brüdgam (Linke) zeigte sich empört. "Was macht das denn mit fußballbegeisterten Mädchen, die ins Stadion gehen?" Ein Fußballbild, "in dem Frauen verächtlich als 'Weiber' bezeichnet werden, muss hinterfragt werden", forderte die Politikerin, die nach eigenen Angaben selbst jahrelang Fußball spielte, in der "Schweriner Volkszeitung".

"Kein Sprachrohr des FC Hansa"

Auf Nachfrage hieß es vom Verein: "Dem FC Hansa ist das Fanzine, das von Fans für Fans gemacht wird, bekannt. Es handelt sich dabei also um keine offizielle Publikation des Vereins und auch um kein Sprachrohr des FC Hansa. Die Regeln für das Stadion - so auch für die Südtribüne - ergeben sich aus der Stadionordnung und nicht aus einem Fanzine."

Nach Auskunft des Clubs würden Frauen und auch Kinder in den ersten drei Reihen der Südtribüne stehen: "Im Schnitt ist die Frauenquote auf der Südtribüne sogar höher als auf anderen Tribünen des Ostseestadions." Von dem Magazin als Ganzem würde sich der Verein nicht distanzieren, wohl aber von einigen Aussagen und Inhalten.

Hansa: Meinungsfreiheit gehört zur Fankultur

Im Übrigen gehöre es "zu einer lebendigen und demokratischen Mitglieder- und Fankultur", dass jeder im Verein seine Meinung frei äußern könne - auch Kritik an Entscheidungen des Vereins sei legitim: "Fans und Mitgliedern soll und muss es möglich sein, eigene Standpunkte, Meinungen und auch Kritik zu kommunizieren. Das bedeutet aber nicht, dass der Verein bestimmte Beiträge und Meinungen teilt und sich von einzelnen Inhalten auch distanziert."

Der Verein betonte, er habe "Frauen und Mädchen schon immer bestärkt, sich für Hansa und den Fußball zu begeistern und sich aktiv bei uns einzubringen".

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 31.08.2022 | 19:30 Uhr

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