Hansa Rostock genießt eine rundum gelungene Saison
Sie selbst hatten von einer "riesigen Herausforderung" gesprochen. Doch diese hat der Fußball-Zweitligist Hansa Rostock überzeugend gemeistert. Der Aufsteiger hat den Klassenerhalt vor dem eigenen Zeitplan gefeiert. Zudem wurden kräftig Schulden getilgt.
Als im vergangenen Sommer der Spielplan für die Zweite Liga veröffentlicht wurde, dürfte es so manchen Fan des Neulings FC Hansa Rostock gegeben haben, der sich vor allem das Programm zum Finale der Serie genau angesehen hat. Schließlich war ja in Sachen Saisonziel - dem Klassenerhalt - angesichts der hohen Qualität der Liga von einem Zittern und Bangen bis zum Schluss auszugehen.
Der Terminkalender wies aus: Am 33. Spieltag beim Mitaufsteiger Ingolstadt 04 und zum Abschluss eine Partie im Ostseestadion gegen den Hamburger SV. Und dann, so das Kalkül der Fans, sollte am 15. Mai in der eigenen Arena die große Party zum Klassenerhalt steigen.
Rostock feiert schon nach vorletztem Heimspiel
Es ist anders gekommen. Nicht in Bezug auf das Grundsätzliche, den Klassenerhalt. Aber: Gefeiert wurde bereits nach dem Heimspiel am vergangenen Sonnabend gegen den SC Paderborn (0:0).
Schön anzusehen war die Partie weiß Gott nicht. Doch das Remis sorgte dafür, dass die "Kogge" schon am drittletzten Spieltag die Ziellinie passiert hat und die Partien in Ingolstadt und zu Hause gegen den HSV sorgenfrei angegangen werden können. "Das ist etwas Großes, das kann man dann auch feiern. Das hat man sich verdient", sagte Hansa-Trainer Jens Härtel dem NDR nach der Partie gegen den SCP.
In der Tat: Für einen Aufsteiger ist dies eine sehr starke Leistung. Und sie ist der vollauf verdiente Lohn dafür, dass man über die gesamte Serie hinweg nur für einen kurzen Zeitraum in Abstiegsgefahr geraten war.
"Es wird für uns eine riesige Herausforderung, den Klassenerhalt zu schaffen", hatte Hansa-Sportvorstand Martin Pieckenhagen vor dem Beginn der Serie gesagt. Schon vor dem Saisonende lässt sich sagen, dass dieses Kapitel für den Verein auf gleich mehreren Ebenen ein erfolgreiches ist.
Aufstieg hat sich für Hansa bezahlt gemacht
Die Rückkehr in die Zweite Liga hat ganz erheblich dazu beigetragen, dass die Fremdverbindlichkeiten um rund ein Drittel gesenkt werden konnten. Insgesamt geht es hier um gut 8,3 Millionen Euro.
In dieser Saison verzeichnet der Club Umsatzrekorde unter anderem beim Merchandising und bei der Vermarktung. Der Ligaverbleib verschafft dem Verein, der noch vor nicht allzu langer Zeit finanziell mit dem Rücken an der Wand gestanden hatte, eine gute Position für die weitere Tilgung der Schulden. Knapp 15 Millionen Euro beträgt das Defizit noch.
Härtel: Zum richtigen Zeitpunkt gewonnen
Ganz entscheidend für den Klassenerhalt sei laut Härtel die Fähigkeit der Mannschaft gewesen, mit Druck gut umzugehen. "Wir haben immer im richtigen Moment gewonnen. Sehr wichtig war der Sieg in Dresden. Nach einer Durststrecke dort zu punkten, gerade in dem Derby, hat enorm geholfen. Dann natürlich auch der Sieg auf Schalke oder zu Hause gegen St. Pauli. Das waren extrem wichtige Punkte, mit denen keiner gerechnet hat", sagte Härtel.
Die sportliche Führung des Clubs hat den Umstand, dass die Mannschaft bei ihrer Mission "Klassenerhalt" stetig vor dem Zeitplan gelegen hatte, zur frühzeitigen Zukunftsplanung genutzt. So wurden schon die Vertragsverlängerungen der Spieler Damian Roßbach, John Verhoek, Maurice Litka und Hanno Behrens bekanntgegeben. Am Montag folgte auch noch jene mit Mittelfeldspieler Simon Rhein.
Und auch die Kontrakte mit Härtel, dem dienstältesten Hansa-Trainer seit der Wende, und seinem langjährigen Assistenten Ronny Thielemann wurden bereits um ein weiteres Jahr verlängert.
Er freue sich darüber, "weiterhin ein wichtiger Teil des Hansa-Maschinenraums" sein zu können, erklärte Härtel. Dass eine Kogge eigentlich ein Segelschiff war und ist - einerlei! Bei der Hansa-Kogge schien es in dieser Saison ja so, als habe es wahrlich einen Motor gegeben - so zügig, wie das Ziel erreicht wurde. Deutlich vor dem Zeitplan.
