Hannover 96: Forsche Töne von Clubchef Kind - Zieler mahnt
Hamburg gegen Hannover war lange ein Spiel zweier gestandener Fußball-Erstligisten. Im dritten Jahr nacheinander ist das Nordduell am Sonnabend (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) aber bloß zweitklassig.
Der HSV ist aktuell ein Aufstiegskandidat, 96 will das wieder werden - die Frage ist nur, wie? 96-Mehrheitsgesellschafter Martin Kind hat klare Vorstellungen. Möglichst schnell soll es gehen. Seine Zielvorgabe für die kommende Saison: im "oberen Drittel" dabei zu sein, denn: "Ein gewisser Anspruch muss schon sein." Und um diesen Ansprüchen zu genügen, will Kind einen Trainer aus der Bundesliga verpflichten und einen 40-Millionen-Euro-Haushalt finanzieren.
Torwart Zieler vermisst Demut
Nicht alle im Verein teilen diese forschen Pläne. Torwart Ron-Robert Zieler beispielsweise mahnt generell mehr Besonnenheit an. "Wir als Verein müssen ein Stück weit mit mehr Demut an die Sache herangehen und wir müssen uns als Verein stabilisieren", sagte der 33-Jährige. In der Tat ist es wohl ziemlich vermessen, nach den drei vergangenen Zweitligajahren mit vier verschiedenen Trainern, drei verschiedenen Sportdirektoren und keinesfalls berauschenden Platzierungen (6., 13. und aktuell Rang 14) öffentlich schon wieder vom Aufstieg zu reden.
Kind: "Gute Voraussetzungen"
Kind hat diese Erwartungshaltung einerseits wegen der "Finanzierungssicherheit", die er bei 96 gegeben sieht. Die Lizenz hat Hannover ohne Auflagen und Bedingungen erhalten: "Wir haben ganz gute Voraussetzungen." Dazu zählt er andererseits auch das neue sportliche Führungsteam, das 96 in bessere Gewässer steuern soll. Sportchef Marcus Mann habe "ein Jahr lang Erfahrungen gesammelt, ihm vertraue ich", so Kind. "Das wird erstmals seine Mannschaft sein."
Vor der jetzigen Saison mischte Mann nur sporadisch mit bei den Transfers. Nun hat er mit dem designierten Trainer Stefan Leitl einen starken Partner, mit dem er bereits den neuen Kader plant. "Es ist alles abgeklärt" mit dem Noch-Fürther Leitl, sagt Kind. In den nächsten Tagen sollen die Formalitäten erledigt sein: "Der Trainer ist die erste wichtige Entscheidung."
Dabrowski: Beliebt, aber nicht mehr erwünscht
Christoph Dabrowski, der Hannover zum Klassenerhalt geführt hat, spielt in Kinds Zukunftsplänen keine Rolle mehr. Sportlich ist das nachvollziehbar, allerdings war Dabrowski in der Mannschaft offenbar sehr beliebt. Mehrere 96-Akteure bekundeten immer wieder ihre Sympathien für ihn. Auch Zieler sagt: "Es ist kein Geheimnis, dass ich Dabro sehr schätze." Er habe die Mannschaft in einer alles andere als leichten Situation auf Platz 16 übernommen und sie stabilisiert.
17 Millionen Euro für den Spieler-Kader
Das reicht dem ungeduldigen Clubchef Kind offenbar nicht. Seine vielen Trainerwechsel der vergangenen Jahre und auch die möglichen Verpflichtungen von Spielern wie Phil Neumann (Holstein Kiel), Aaron Seydel (Darmstadt 98), Max Besuschkow (Jahn Regensburg), Havard Nielsen (Greuther Fürth) oder Fabian Kunze (Arminia Bielefeld) sprechen eine klare Sprache. Die aktuellen Pläne und die finanziellen Möglichkeiten nach zwei Jahren Coronakrise sind ein Signal an die Konkurrenz.
Nach Kinds Erwartung soll Leitl "der Architekt" der neuen Mannschaft werden. Im geplanten 40-Millionen-Etat stehen 17 Millionen Euro für Spieler und Trainer zur Verfügung. Zum Vergleich: Die Fürther Mannschaft, mit der Leitl vor einem Jahr in die Bundesliga aufstieg, kostete lediglich zehn Millionen Euro.