HSV sagt Nein zu den Kühne-Millionen
120 Millionen Euro bietet Investor Klaus-Michael Kühne dem HSV als Finanzspritze - und will dafür unter anderem mehr Anteile. Der Fußball-Zweitligist lehnt das Angebot vorerst ab: Es sei "in dieser Form nicht umsetzbar", erklärte e.V.-Präsident und Aufsichtsratschef Marcell Jansen.
Das Präsidium habe den klaren Auftrag erhalten, "die Grenzen für Anteilsverkäufe in unserer Satzung zu verankern" und zugleich die Rechtsform der 50+1-Regelung der DFL und die Interessen und Mitbestimmung der Mitglieder sicherzuellen, wird Jansen in einem Interview auf der HSV-Website zitiert. Das Angebot von Logistik-Unternehmer Kühne sehe er "vor allem als weiteren Impuls, mit dem wir uns beschäftigen werden".
Der Milliardär verlangt für mögliche Investitionen deutlich mehr Mitspracherecht im Verein und will seinen Aktienanteil beim HSV auf 39,9 Prozent erhöhen. Im Gegenzug soll der HSV e.V. seine Anteile von 75,1 Prozent auf 50,1 verringern. Damit besäße Kühne eine Sperrminorität im Verein und könnte Entscheidungen der Vereinsgremien blockieren.
Jansen: "Werde mich persönlich mit Herrn Kühne austauschen"
Das Maximum für auswärtige Investoren steht derzeit bei 24,9 Prozent. Eine Änderung der Satzung ist nur durch eine Dreiviertelmehrheit in der Mitgliedschaft zu erreichen. Diese lehnt das mehrheitlich aber ab. Das Präsidium, so Jansen, habe 2021 den Auftrag erhalten, die bestmögliche Rechtsform für den HSV zu bewerten. Im Gespräch ist die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien.
Jansen stellte dem 85-Jährigen dennoch ein Gespräch in Aussicht: "Ich werde mich direkt und auch persönlich mit Herrn Kühne zu seinem Angebot austauschen."
Unterstützung für Wüstefeld und Boldt
Es gebe mit "Vereint 2025" einen klar definierten Fahrplan für den Verein. Abseits der sportlichen Ziele seien die wirtschaftliche Stabilisierung und die Transformation "wichtige Schritte, die wir als Aufsichtsrat im Hintergrund und mit vollem Einsatz begleiten werden". so Jansen.
Zum Streit zwischen den Vorständen Jonas Boldt (Sport) und Thomas Wüstefeld (Finanzen) sagte der 36-Jährige: "Wir haben beiden Vorständen klar unser Vertrauen ausgesprochen und stehen hinter den jeweiligen Planungen und Zielsetzungen." Der Vorstand aus Boldt und Wüstefeld werde "von uns vollumfänglich unterstützt."
Stadionsanierung ohne Kühne
Wüstefeld hatte einen Tag zurvor verkündet, dass auch ohne die Kühne-Millionen die erforderliche Stadionsanierung beginnen könne. Dem NDR sagte der Medizin-Unternehmer, er habe dem Aufsichtsrat der HSV Fußball AG am vergangenen Freitag "die Lösung und das Vorgehensmodell" für die mindestens benötigten 23 Millionen Euro präsentiert und anschließend grünes Licht von den Kontrolleuren erhalten. Beim akquirierten Geldgeber handelt es sich um die Versicherungsgruppe HanseMerkur, seit Saisonbeginn Hauptsponsor des HSV.