Kiels Steven Skrzybski (l.) im Zweikampf mit Hamburgs Miro Muheim. © IMAGO / Eibner

HSV ohne Walter, aber mit Selbstvertrauen gegen Holstein Kiel

Stand: 18.03.2023 09:53 Uhr

Nach dem 2:4 in Karlsruhe hagelte es Kritik am Fußball-Zweitligisten HSV. Kosten die riskante Spielweise und die Abwehrschwäche den ersehnten Aufstieg? Heute kommt nun ausgerechnet "Angstgegner" Holstein Kiel ins Volksparkstadion.

Gegen die Schleswig-Holsteiner haben die Hanseaten von neun Zweitliga-Duellen lediglich ein einziges gewonnen: In der Hinrunde der laufenden Saison mit 3:2. Ansonsten kann die Bilanz gegen die "Störche" durchaus als Blaupause für die anfällige Spielweise des HSV dienen: 16 Gegentreffer kassierten die Hamburger gegen Kiel und spielten dabei kein einziges Mal zu null.

Walter-Sperre für Rapp kein Vorteil

Dass der HSV heute (13 Uhr, im NDR Livecenter) ohne den wegen seiner Roten Karte gesperrten Trainer Tim Walter auskommen muss, ist für Holstein Kiels Coach Marcel Rapp kein Vorteil: Im ausverkauften Volksparkstadion sei es ohnehin schwierig, zu den Spielern durchzudringen, sagte Rapp am Donnerstag: "Aber das Trainerteam ist da und denkt wie der Trainer. Der HSV wird deshalb trotzdem seine Leistung bringen können. Es wäre vermessen zu sagen, das Spiel käme zum richtigen Zeitpunkt."

"Wenn sie rausgucken, steht da der Bekloppte, steht da der Alte - das wird halt diesmal nicht so sein. Ich bin überzeugt, dass sie auch ein Spiel ohne mich hinkriegen." HSV-Coach Tim Walter über seine Sperre

Auch Walter selbst sieht in seiner Abwesenheit kein Problem: "Die Hauptarbeit findet bei uns ohnehin immer unter der Woche statt. Da lernen die Jungs, wie wir agieren", erklärte der 47-Jährige, der sich jeweils eine halbe Stunde vor und nach der Partie weder im Innenraum noch in den Umkleidekabinen, im Spielertunnel oder im Kabinengang aufhalten darf. Der HSV-Coach ließ offen, wer auf dem Spielberichtsbogen offiziell als sein Vertreter aufgeführt wird: "Das ist nur ein Name auf dem Papier. Ich habe drei Co-Trainer und einen Torwart-Coach, die Verantwortung übernehmen können. Diese muss aber auch die Mannschaft tragen."

Walter: "Wir steigen ganz sicher auf"

Sein Team soll die richtige Reaktion auf die Niederlage in Karlsruhe zeigen, die Walter nicht zu hoch hängen will: "Das Gefühl ist schnell wieder gereift, dass wir Zweiter sind, nur ein Spiel verloren haben und der Blick wieder nach vorne geht." Selbstbewusst ergänzte der Trainer: "Wir sind ganz weit weg von einer Delle und steigen ganz sicher auf."

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Einen Matchplan gegen Kiel hat Walter auch: "Wir müssen wissen, dass die Gegner im Umschaltspiel ihre Chancen suchen und müssen diese Situationen individuell besser verteidigen. Mit unseren unfassbaren Fans im Rücken werden wir es Kiel schwer machen, den Gegner bespielen und hinten reindrücken."

In der HSV-Abwehr mangelt es an Alternativen

Auch HSV-Kapitän Sebastian Schonlau will von einer Systemfrage nichts hören: "Wir haben als Mannschaft einfach einen ganz schlechten Tag erwischt", sagte der 28-Jährige dem "Hamburger Abendblatt" und beklagte "zu viele einfache Fehler". Trotz der vielen Gegentore sehe er keinen "Anlass, dass wir irgendetwas an unserer Spielweise ändern müssten".

Das kann man so sehen - und sicherlich gilt es auch zu berücksichtigen, dass der HSV seit Wochen ohne den des Dopings verdächtigten Innenverteidiger Mario Vuskovic auskommen muss. In Karlsruhe fehlte zudem in Schonlau der zweite etatmäßige Stamm-Innenverteidiger. Welcher Club kann solche Ausfälle so einfach wegstecken?

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Der HSV offensichtlich nicht, das zeigten die jüngsten Leistungen von Jonas David und Moritz Heyer beim KSC eindrucksvoll. Noah Katterbach wurde angeschlagen ausgewechselt, Javi Montero wird wegen seiner Gelb-Roten Karte gegen Kiel fehlen.

Blitz-Comeback für Schonlau?

Kein Wunder, dass HSV-Coach Walter auf eine Blitz-Heilung bei Schonlaus Außenbandverletzung hofft. Erste individuelle Einheiten hat der Kapitän schon wieder absolviert und sagt: "Es fühlt sich ganz okay an." Walter äußerte sich dennoch vorsichtig: "Bei Bascho schauen wir, was uns langfristig weiterbringt. Wir wollen keine Kurzschlussreaktion starten."

Sollte Schonlau tatsächlich spielen können, geht er mit einer Hypothek in die Partie: Vier Gelbe Karten hat er bislang kassiert, bei einer weiteren wäre er für die folgende Partie am 31. März in Düsseldorf gesperrt. Das gleiche Schicksal droht mit Miro Muheim einem weiteren Defensivspieler. Auch Bakery Jatta ist mit vier Gelben Karten vorbelastet.

Rapp: "Die Partie ist etwas Besonderes"

Bis auf Vuskovic und Montero stehen beim HSV alle Spieler zur Verfügung, bei Holstein Kiel fehlen der gelbgesperrte Patrick Erras sowie die länger verletzten Fin Bartels, Benedikt Pichler, Thomas Dähne, Aleksandar Ignjovski und Tim Schreiber.

Trainer Rapp blickt der Partie dennoch freudig entgegen - auch angesichts der erwarteten 5.500 Kieler Fans in Hamburg: "Wir werden einen tollen Support haben, zudem gibt es viele Querverbindungen zwischen den Spielern. Die Partie ist etwas Besonderes", so der Kiel-Coach.

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Dass die Kieler bei nur zwei Siegen aus den sieben Spielen nach der Winterpause in einer Ergebniskrise stecken, ist Rapp bewusst. Allerdings bekräftigte der 43-Jährige: "Man muss Ergebnis und Leistung trennen." So sei die Leistung seiner Mannschaft trotz der jüngsten 1:2-Niederlage gegen Regensburg in Ordnung gewesen. Darauf aufbauend könne auch in Hamburg ein Erfolg gelingen, auch wenn der HSV für Rapp "den mit Abstand besten Kader der Liga" hat.

Mögliche Aufstellungen:

HSV: Heuer Fernandes - Katterbach (Heyer), David, Heyer (Schonlau) Muheim - Meffert - Reis, Benes - Jatta, Dompé
Kiel: Himmelmann - Becker, Wahl, Lorenz, Kirkeskov - Schulz - Holtby, Sander - Skrzybski, Reese - Wriedt

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 19.03.2023 | 22:50 Uhr

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