Tim Walter (l.) und Fabian Hürzeler (Fotomontage) © Witters

HSV - St. Pauli: Prestige-Duell als Wegweiser im Aufstiegsrennen

Stand: 21.04.2023 08:46 Uhr

Das Hamburger Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli ist in dieser Zweitliga-Saison besonders brisant: Beide Clubs kämpfen noch um die Rückkehr in die Bundesliga. Das Duell heute Abend gibt die Richtung für die kommenden Wochen vor.

Die Ausgangslage vor dem Spiel ist klar: Wenn der Hamburger SV das Stadtderby gewinnt, ist der Rivale auf neun Punkte distanziert. Das dürften die Braun-Weißen in den verbleibenden fünf Partien nicht mehr aufholen. Fortuna Düsseldorf und der SC Paderborn wären, sollten sie ihre Spiele in Nürnberg bzw. in Sandhausen für sich entscheiden, die letzten verbliebenen Verfolger.

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Wer gewinnt das Hamburger Stadtderby?

St. Paulis Kapitän Jackson Irvine bezeichnete das heutige Duell im Volksparkstadion (18.30 Uhr, im NDR Livecenter) als "wichtiges Spiel für die Stadt", da brauche kein Spieler "eine Extra-Motivation". Und wenn es um die Bedeutung der Partie gehe, die mit 57.000 Zuschauenden ausverkauft ist, dann sei dies mit Abstand das größte Derby in seiner Karriere, sagte der australische Nationalspieler und WM-Teilnehmer.

"Du kannst zehn Spiele in Folge gewinnen, alle Rekorde der Welt brechen, aber alles, was jeden interessiert, ist das Derby. Könige der Stadt zu sein, auch nur für dieses Wochenende." St.-Pauli-Kapitän Jackson Irvine

18 Grad Celsius und bestes Fußball-Wetter sind für den Abend vorhergesagt. HSV-Trainer Tim Walter geht fest davon aus, dass es in ihm und den Spielern "schon ein bisschen hitziger" zugehen wird, forderte aber: "Man muss bei solch einer Atmosphäre kühlen Kopf bewahren."

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Ergebnis-Delle des HSV kommt nicht von ungefähr

Das ist dem Team zuletzt allerdings nicht immer gelungen. Beim 0:2 auf dem Betzenberg unterliefen ausgerechnet Antreiber Ludovit Reis zwei herbe Fehler, die prompt zu den Toren führten. "Wir lassen nicht viel zu. Aber wir haben gerade das Pech, dass unsere Fehler oft ausgenutzt werden", sagte Walter.

"Es ist wichtig, von der eigenen Spielidee überzeugt zu sein. Die einen sagen, das ist Arroganz, die anderen sagen, das ist selbstbewusst. Das kann jeder für sich bewerten." HSV-Coach Tim Walter

Seine Mannschaft hat in den vergangenen sieben Partien, aus denen nur neun Punkte geholt worden sind, weniger Chancen zugelassen und sogar einen höheren Wert bei den Expected Goals erspielt. Gleichzeitig verloren die Spieler häufiger den Ball im Dribbling, gerade in der Defensive wurden deutlich weniger Zweikämpfe gewonnen.

HSV trotzdem so gut wie noch nie in der Zweiten Liga

Trotz allem hat Walter nicht vor, einen Deut von seiner Linie abzuweichen. Schließlich habe die Spielidee den HSV überhaupt erst in die gute Ausgangsposition gebracht, der zudem zu diesem Zeitpunkt der Zweitliga-Saison noch nie so viele Punkte hatte wie jetzt (53). Schlecht aus Sicht des HSV nur, dass Darmstadt und Heidenheim noch mehr Zähler geholt haben.

"Wir werden nichts Besonderes machen, nur weil es alle erwarten", betonte Walter. "Wir spielen aggressiv und immer intensiv. Wir wollen immer den Ball haben. Und wenn wir ihn nicht haben, wollen wir ihn wiederhaben."

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Allerdings kündigte Fabian Hürzeler an, nicht einfach zuschauen zu wollen, wenn der HSV wie gewohnt sein dominantes Spiel aufzieht. "Alle Teams, die gegen den HSV mutig waren, haben auch etwas geholt", sagte St. Paulis Coach. "Deshalb wollen auch wir unser Spiel durchziehen. Den Rest macht dann hoffentlich die Motivation."

Walter meinte dazu: "Wir bleiben bei uns. Wir sind der HSV, wir stehen für was. Aber es ist legitim, dass sich die Gegner gegen uns immer etwas Besonderes ausdenken."

St. Pauli will nach Niederlage neue Serie starten

Eigentlich war nach der Niederlage des HSV auf dem Betzenberg am vergangenen Samstagabend für St. Pauli schon alles angerichtet. Mit einem Dreier gegen Braunschweig wäre der Rückstand auf drei Punkte geschrumpft und mit einem Erfolg im Derby hätten Hürzeler und Co. sogar mit dem Rivalen punktemäßig gleichziehen können. Zur Erinnerung: Zum Ende der Hinrunde hatte der HSV noch 17 Punkte Vorsprung.

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Daniel Heuer Fernandes (l.) und Nikola Vasilj © Icon Bild drucken  In neuem Tab öffnen    14.10.2022    IMAGO Bildnummer: 1016375946    3177x2117 Pixel    IMAGO / KBS-Picture

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Aber nach zehn Siegen in zehn Spielen unter dem neuen Trainer patzte St. Pauli gegen die "Löwen" (1:2). "Jetzt geht es darum, den Ärger darüber in positive Energie zu verwandeln", forderte Hürzeler. Mit anderen Worten: St. Pauli will mit dem Sieg im Derby eine neue Serie starten.

Personell sieht es bei seinem Team gut aus. Sogar der gegen Braunschweig in der Defensive vermisste Eric Smith wird wohl rechtzeitig fit: "Er war gestern wieder im Mannschaftstraining dabei, die Tendenz für Freitag ist positiv", sagte Hürzeler am Mittwoch. Wenig später erklärte allerdings auch Walter, dass er keine Ausfälle habe. Beim HSV kehren die zuletzt fehlenden Jonas Meffert und Moritz Heyer auf den Platz zurück.

Hürzeler spürt vor dem Derby schon das Knistern

Im Hamburger Derby geht es immer um viel Prestige. Diesmal könnte es allerdings auch zum Wegweiser im Aufstiegsrennen werden. "Es wird definitiv ein besonderes Spiel, das die Massen elektrisiert. Im Umfeld merkt man schon, dass es knistert. Wir dürfen uns aber von den Emotionen nicht beeinflussen lassen", warnte St. Paulis Hürzeler und gönnte sich noch eine Spitze Richtung des Gegners: "Der HSV will seit Jahren aufsteigen. Deshalb glaube ich definitiv, dass da etwas im Kopf passiert."

"Der HSV will seit Jahren aufsteigen. Deshalb glaube ich definitiv, dass da etwas im Kopf passiert." St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler

Sein Gegenüber versuchte derweil trotz mehrfacher Nachfrage, die Bedeutung des Spiels herunterzuspielen. Ein Big-Point-Spiel? "Es gibt für die Tabelle wie immer drei Punkte. Und alle Teams haben danach noch fünf Spiele."

Aber auch Walter gestand ein, dass es "emotional etwas ganz anderes ist. In diesem Spiel ist viel Energie und Leidenschaft." Und sicher würde den HSVern kein Sieg so gut schmecken wie im Derby gegen St. Pauli, mit dem sie die letzten Aufstiegsträume des Rivalen beenden würden.

Mögliche Aufstellungen

HSV: Heuer Fernandes - Heyer, David, Schonlau, Katterbach - Meffert - Reis, Benes - Jatta, Glatzel, Kittel
FC St. Pauli: Vasilj - Medic, Smith, Mets - Saliakas, Irvine, Hartel, Paqarada - Metcalfe, Daschner, Afolayan

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 21.04.2023 | 23:03 Uhr

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