HSV-Trainer Tim Walter beim Training © Witters

HSV-Coach Walter vor Paderborn: "Wir bleiben bei uns"

Stand: 05.05.2023 08:43 Uhr

Kritik am Spielsystem, zu viele Gegentore, mangelndes Selbstbewusstsein? HSV-Trainer Tim Walter ließ das alles vor dem Duell mit Verfolger SC Paderborn an sich abperlen und gab sich betont gelassen. Der Club sei weiter gefestigt im Aufstiegsrennen.

Lange hatte es am Mittwoch gedauert, ehe Walter auf der Pressekonferenz zum Zweitligaspiel heute Abend (18.30 Uhr, im NDR Livecenter) gegen die Ostwestfalen den Satz sagte, den er in den vergangenen Wochen wie ein Mantra vor sich hergetragen hatte: "Wir bleiben bei uns." Genau genommen fassten die vier Worte lediglich zusammen, was Walter während der gesamten rund halbstündigen Veranstaltung im wahrsten Sinne des Wortes von oben herab dozierte.

Die Rückschläge der Vergangenheit - wie die Niederlagen in Kaiserslautern oder jüngst in Magdeburg oder auch die vielen Gegentore - seien analysiert und abgehakt, versicherte der HSV-Coach. Und empfahl ein wenig oberlehrerhaft, nicht immer "wie es in Deutschland gang und gäbe" sei, nur ans Negative zu denken, sondern an das Positive: "Wir sind Dritter in der Tabelle - mit etwas Abstand nach vorne, aber auch mit sogar etwas mehr Abstand nach hinten", sagte der Trainer mit Blick auf die bereits 56 gesammelten Punkte ("So viele hatten wir in der letzten Saison nicht zu dem Zeitpunkt") und die 60 erzielten Tore.

Aufstiegsrennen könnte noch mal eng werden

Gegen Paderborn steht allerdings viel auf dem Spiel. Könnten die Gäste doch mit einem Sieg bis auf drei Punkte an den HSV heranrücken - ebenso der FC St. Pauli (in Darmstadt) und Fortuna Düsseldorf (gegen Kiel). Das Rennen um Relegationsplatz drei würde dann noch einmal richtig Fahrt aufnehmen.

Ein Szenario, das Walter ausblendet: Gegen den direkten Verfolger auf dem vierten Tabellenrang gehe es darum, "dass wir das Spiel bestimmen und wir dem Gegner unser Spiel aufdrängen", sagte der 47-Jährige. "Wir werden alles daran setzen, dass wir die Punkte hierbehalten."

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Wer ersetzt den gesperrten Jatta?

Mit welchem Personal das gelingen soll, ließ der Trainer offen. Stürmer András Nemeth, Linksverteidiger Noah Katterbach und Flügelstürmer Bakery Jatta werden im Duell mit den Ostwestfalen nicht dabei sein. Nemeth hatte sich eine Fraktur des Innenknöchels zugezogen, Katterbach das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen.

Auch, wer den gelb-gesperrten Jatta ersetzen wird, verriet Walter nicht: "Optionen haben wir viele. Ob wir mit einer anderen Formation spielen, mehr aus dem Mittelfeld agieren, ob wir die Position eins zu eins ersetzen, ob wir mit zwei Stürmern agieren oder mit vier Mittelfeldspielern spielen, ob wir mit einer Dreierkette spielen", sagte der 47-Jährige und schob lächelnd hinterher: "Was haben wir noch? Ihr werdet es von mir nicht erfahren, sondern könnt es euch selber ausmalen."

"Unser Spielsystem ist erfolgreich"

Kompromisslos zeigt sich Walter dagegen, wenn es um Kritik an seinem Spielsystem geht - und das könnte den HSV am Ende teuer zu stehen kommen. Aber zuviel Risiko, zu wenig Sicherheit? Der Trainer lässt das nicht gelten: "Es hat uns dahin gebracht, wo wir stehen." Die Mannschaft stehe hinter dem System, "sonst würde sie nicht so spielen. Und wenn man es ganz genau nimmt, ist es auch erfolgreich, sonst wären wir nicht Dritter." Ohnehin sei ihm die Kritik egal: "Jeder darf sagen, was er will. Mich interessiert das nicht."

Der HSV sei "von dem überzeugt, was wir tun. Das sehe ich an den Jungs, wie sie es spielen, wie sie daran glauben. Und deshalb gehen wir unseren Weg genauso weiter", erläuterte Walter. Dass nicht alles so umgesetzt wurde wie geplant, liege zum Teil auch daran, dass er beispielsweise in der Abwehr immer wieder zu Umstellungen gezwungen sei: "Da gibt es dann natürlich keine Kontinuität". Der HSV lasse sich "dadurch nicht abbringen. Manchmal haben wir auch eine Delle drin, aber oft machen wir das auch richtig gut."

"Entwicklung heißt nicht, dass es immer stetig bergauf geht." HSV-Coach Tim Walter

Die Rückschläge würden auch nicht das Selbstvertrauen erschüttern: "Wir haben nach dem Kaiserslautern-Spiel gegen St. Pauli gewonnen, obwohl wir da auch in Rückstand geraten waren." Den Einwand, dass dieser Derbysieg nun eben nicht wie prognostiziert "ganz viel Wind in die Segel" geschossen habe, weil anschließend die Niederlage in Magdeburg folgte, schmetterte Walter ab. Das sei von außen reingetragen worden: "Wir sagen immer, jedes Spiel in der Zweiten Liga ist schwer, jedes steht Spitz auf Knopf." Und dann folgte das Bekannte: "Wir bleiben bei uns."

Mögliche Aufstellungen:

HSV: Heuer Fernandes - Heyer, David, Schonlau, Muheim - Meffert - Reis, Kittel - Königsdörffer, Glatzel, Dompé
Paderborn: Huth - Hoffmeier, Müller, Humphreys - Justvan, Rohr, Schallenberg, Obermair - Conteh, Leipertz, Muslija

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: Pressmaster

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 05.05.2023 | 23:03 Uhr

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