Reinhard Grindel verzieht bei der Verkündung seines Rücktritts als DFB-Präsident die Miene. © imago images / Jan Huebner

"Fünfstellige Geldauflage": Verfahren gegen Grindel eingestellt

Stand: 30.06.2022 10:27 Uhr

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main hat die Ermittlungen in der Steueraffäre gegen Reinhard Grindel eingestellt. Der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zahlte eine Geldauflage, obwohl er erneut seine Unschuld betonte.

Wie der "kicker" berichtet, zahlt der 60-Jährige genauso wie der einstige Generalsekretär Friedrich Curtius eine "fünfstellige Geldauflage". Curtius sprach von prozessökonomischen Gründen. Grindel erklärte: "Ich habe allein aus familiären und beruflichen Gründen zugestimmt, um eine langjährige Beschädigung meiner Integrität zu verhindern."

Alle Sachbeweise und Zeugenaussagen hätten ergeben, dass er unschuldig sei. Bei der steuerlichen Einordnung hat sich der gebürtige Hamburger nach eigener Aussage "immer auf den Rat der Finanzexperten und Berater des DFB verlassen".

Streitpunkt: 4,7 Millionen Euro aus Bandenwerbung

Im Oktober 2020 hatte es eine Großrazzia mit 200 Beamten in der Frankfurter Verbandszentrale des DFB gegeben. Außerdem wurden wegen des Verdachts der fremdnützigen Hinterziehung von Körperschafts- und Gewerbesteuern in besonders schweren Fällen bei insgesamt sechs hochrangigen DFB-Funktionären Hausdurchsuchungen gegeben.

Der DFB hat laut Staatsanwaltschaft Frankfurt Einnahmen aus der Bandenwerbung bei Spielen der Nationalmannschaft in den Jahren 2014 und 2015 in Höhe von 4,7 Millionen Euro nicht ordnungsgemäß deklariert. Grindel war damals Schatzmeister. Zum Zeitpunkt der Razzia hatte der DFB die strittigen Steuern bereits nachgezahlt.

Gegen Curtius' Vorgänger Helmut Sandrock waren die Ermittlungen bereits im Mai 2021 eingestellt worden, ebenso gegen Reinhard Rauball, der als DFL-Aufsichtsratschef zugleich DFB-Vize war. Im Oktober 2021 folgte die Einstellung gegen den damaligen DFB-Vize Rainer Koch.

Nur noch Verfahren gegen Schatzmeister Osnabrügge offen

Übrig ist nun noch Stephan Osnabrügge, der beim DFB als Schatzmeister auf Grindel folgte. Laut "kicker" hat Osnabrügge, der als Rechtsanwalt arbeitet, einem Angebot der Einstellung gegen eine Geldauflage nicht zugestimmt, weil er davon überzeugt sei, keine steuerlichen Pflichten verletzt zu haben. Zu diesem Fall wollte sich die Staatsanwaltschaft auf Anfrage allerdings nicht konkret äußern.

Osnabrügge hatte in der Vergangenheit bereits mit markigen Worten auf sich aufmerksam gemacht. Zu dem Vorwurf, der DFB betreibe ein Steuersparmodell, nannte er "blanken Unsinn". Und vor seinem Rückzug beim DFB erklärte er: "Ich will mein Leben zurück."

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 30.06.2022 | 09:17 Uhr

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