Marcelo Diaz (2.v.l.) trifft per Freistoß zum 1:1-Ausgleich gegen den KSC. © Witters

Dreimal Drama: Ein Rückblick auf den HSV in der Relegation

Stand: 30.05.2023 10:39 Uhr

Fußball-Zweitligist Hamburger SV hat den direkten Aufstieg in die Bundesliga auch im fünften Jahr verpasst und muss nun gegen den VfB Stuttgart nachsitzen. Zum vierten Mal in seiner Clubhistorie spielt der HSV die Relegation - so oft, wie kein anderer Verein. Ein Rückblick.

von Martin Schneider

Man könnte meinen, dass die Hamburger in ihrer bisherigen Vereinsgeschichte echte Profis geworden sind, was "Alles-oder-Nichts-Spiele" betrifft. Zweimal jubelten die "Rothosen" als damaliger Bundesligist über den Klassenerhalt, im letzten Duell mit Hertha BSC lernten sie jedoch auch die Schattenseite des "Umwegs" kennen, wie Trainer Tim Walter es nannte: "Wir haben im letzten Jahr schon Erfahrungen in der Relegation gesammelt, und die wollen wir in diesem Jahr für uns nutzen."

2022: HSV gewinnt in Berlin

Im Mai 2022 landete der HSV mit einem beachtlichen Saisonendspurt noch auf Rang drei und traf in der Relegation auf kriselnde Berliner, die mit Ach und Krach 16. der Bundesliga geworden waren. Die Hauptstädter hatten kurz davor noch einmal den Trainer gewechselt, der kein geringerer als HSV-Clubikone Felix Magath war. Jener orakelte auch mit dem Tag seiner Einstellung ein eben solches Szenario herbei - er mit der Hertha gegen "seinen" HSV in der Relegation.

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Wer setzt sich in der Relegation durch?

Im Hinspiel hatten Magath und die gastgebenden Berliner wenig zu lachen. Der HSV gewann durch einen Treffer von Ludovit Reis aus der Kategorie Zufallsprodukt, versäumte es allerdings, gegen angeknockte Herthaner nachzulegen. So lief mit dem knappen 1:0 im Rücken alles auf das Rückspiel im Volkspark hinaus.

Hertha verdirbt Aufstiegsparty

Dort war alles bereit für die große Aufstiegs- und Bundesligarückkehr-Party der Norddeutschen, doch Kevin Prince Boateng hatte etwas dagegen. Der Kapitän der Berliner hatte nach eigener Aussage nach der Enttäuschung im Hinspiel das Zepter in die Hand genommen und sich um die Mannschaftsaufstellung gekümmert.

Dies trug Früchte, gegen einen schwachen und ob des Drucks wie gelähmt wirkenden HSV gewannen die Gäste mit 2:0 und blieben damit erstklassig, während die Hamburger anschließend von ihren Fans getröstet und gefeiert wurden.

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2015: Nervenspiele gegen den Karlsruher SC

Selbst Grund zum Feiern hatten die "Rothosen" in der Relegation 2014/2015 als Bundesligist gegen den damaligen Zweitligisten Karlsruher SC. Die Norddeutschen, die bis zum 34. Spieltag auf einem direkten Abstiegsplatz standen und sich nur durch einen 2:0-Sieg gegen Schalke 04 am 34. Spieltag noch in die Entscheidungsspiele retteten, taten sich im Hinspiel vor heimischer Kulisse gegen die Badener extrem schwer.

Rouwen Hennings brachte die Gäste gegen seinen Ex-Club früh mit 1:0 in Führung, die zudem zwei Mal die Latte trafen. Wie ein angeschlagener Boxer schleppten sich die Gastgeber über den Rasen und waren gegen Ende der Partie mit dem Glück im Bunde: Ivo Ilicevic rettete dem HSV das 1:1, was allerdings ob der damals noch gültigen Auswärtstorregel auch eine Bürde für die Hansestädter war. Das Bundesliga-Gründungsmitglied musste auswärts treffen.

Diaz zu van der Vaart: "Tomorrow, my friend"

Über das Rückspiel ist mit dem Satz "tomorrow, my friend" wohl alles gesagt. Jene Worte sagte der HSV-Mittelfeldspieler Marcelo Diaz vor der Ausführung eines viel diskutierten Freistoßes beim Stand von 1:0 für den KSC zu Rafael van der Vaart, der auch gerne direkt geschossen hätte.

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Der Niederländer fügte sich, Diaz versenkte den Ball in der letzten Minute der regulären Spielzeit zum 1:1 und rettete die Hamburger in die Verlängerung. Dort sorgte Nicolai Müller in der 115. Minute für die Entscheidung - 2:1 und Klassenerhalt!

Nach der glücklichen Rettung sollte alles rund um den Volkspark besser, die Mannschaft umgebaut und in ihrer Struktur verändert, dem damaligen Trainer Bruno Labbadia Vertrauen geschenkt und Zeit gegeben werden, das Team zu entwickeln. Es kam anders und der fortwährende sportliche Niedergang des Clubs endete mit dem ersten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte am 12. Mai 2018.

2014: Zwei Remis gegen Fürth reichen

Dass sich alles ändern solle, hatten die "Rothosen" allerdings auch schon nach ihrer Relegationspremiere behauptet. Ein Jahr zuvor, Mai 2014: Der HSV beendete eine katastrophale Bundesliga-Saison mit 27 Punkten als 16. So schlecht war vorher und nachher kein Team mehr auf dem Relegationsrang. Das Hinspiel im Volksparkstadion gegen Greuther Fürth endete 0:0. Bei den Franken ging der HSV durch Pierre-Michel Lasogga früh mit 1:0 in Führung und wankte danach. Fürth gelang nur noch das 1:1 - zu wenig, aufgrund der Auswärtstorregel. Mit zwei Remis hielt der HSV die Liga.

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Pierre-Michel Lasogga vom Hamburger SV © Witters Foto: Valeria Witters

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Wieder aufstehen nach dem Rückschlag am letzten Spieltag

Am Donnerstag und am Montag wollen die aktuellen Spieler der Hamburger der Relegationsgeschichte ein erfolgreiches Kapitel hinzufügen und endlich in die Bundesliga aufsteigen. "Wir haben schon so oft gezeigt, dass dieser HSV wieder aufstehen kann, und das werden wir auch dieses Mal wieder tun", kündigte Kapitän Sebastian Schonlau nach dem Fast-Aufstieg in Sandhausen optimistisch an.

Einen Vorteil haben die Hamburger: Der VfB Stuttgart hat auch eine kleine Relegationshistorie, aber keine erfolgreiche: 2019 mussten die Schwaben gegen Union Berlin nachsitzen und stiegen nach zwei Remis (0:0 und 2:2) in die Zweite Liga ab, während die Köpenicker von dort an ihre Bundesliga-Erfolgsgeschichte starteten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 30.05.2023 | 23:03 Uhr

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2. Bundesliga

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