Energiegipfel in Niedersachsen: "Kein Verein darf in die Insolvenz"

Stand: 21.09.2022 09:09 Uhr

Die steigenden Energiekosten belasten die Sportvereine in Niedersachsen stark. Ihre Hoffnungen liegen auf eigenen Sparmaßnahmen - und auf Hilfen des Landes wie in der Corona-Krise.

Angesichts steigender Energiekosten und zunehmender Existenzsorgen bei Sportvereinen haben sich Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD), der Landessportbund (LSB) sowie zahlreiche Fachverbände und Vereinsvertreter am Dienstag zu einem Energiegipfel des niedersächsischen Sports getroffen. Der LSB-Vorstandsvorsitzende Reinhard Rawe forderte dabei einen Härtefallfonds nach dem Vorbild der Corona-Nothilfemaßnahmen, wie ihn der Hamburger Finanzsenator den Sportvereinen in der Hansestadt bereits in Aussicht gestellt hat.

"Da wird uns ein Sieben-Millionen-Euro-Programm wie 2020 nicht reichen." Reinhard Rawe, LSB-Vorstandsvorsitzender

"Unser Ziel muss es sein, dass das Gleiche passiert wie bei dem Corona-Sofortprogrammen: Dass kein Verein in Niedersachsen wegen steigender Energiekosten in die Insolvenz geht", sagte Rawe. Er betonte aber auch: "Da wird uns ein Sieben-Millionen-Euro-Programm wie 2020 nicht reichen. Wir reden jetzt von anderen Dimensionen." Bei dem hybriden Format in der Zentrale des Landessportbunds in Hannover saßen Pistorius, Rawe, zwei Vereinsvorsitzende und der Präsident des Niedersächsischen Fußballverbands, Ralph-Uwe Schaffert, auf einem Podium zusammen.

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Vertreter von Vereinen und Fachverbänden saßen im Publikum oder konnten sich per Videoschalte einbringen. So rechnete der Vorsitzende des Wolfenbütteler Schwimmvereins vor, dass die Kosten für Strom und Gas für seinen Verein im Jahr 2023 mehr als 60 Prozent über dem Betrag von 2021 liegen werden. "Uns besorgen auch die zahlreichen Austritte von Mitgliedern aus Kostengründen. Auch das sind Gelder, die uns fehlen, um den Verein sicher durch diese Krise zu führen", sagte Maurice Waldmann. Man habe zudem "nicht viel Luft, unsere Beiträge sozialverträglich zu erhöhen".

Erhebliche Energie-Mehrkosten im Fußball

Auch der Niedersächsische Fußballverband habe laut Schaffert überschlagen, was 2023 an Energie-Mehrkosten auf diesen besonders viele Sportstätten unterhaltenden NFV zukomme. "Da liegen wir bei rund 2,8 Millionen Euro, das halten wir genau ein Jahr durch", sagte der Präsident. Angesichts solcher Zahlen setzen nun alle Vereine und Verbände auf eigene Sparmaßnahmen - und auf die Hilfe der Politik.

"Forderungen nach Schließungen nicht akzeptabel." Boris Pistorius, Innenminister Niedersachsens

Pistorius sagte, ihm sei wichtig, dass alle Sportstätten anders als in der Corona-Zeit in diesem Herbst und Winter geöffnet bleiben müssen. "Nicht akzeptabel sind Forderungen nach einer kompletten Schließung von Sportanlagen. Oder dem Abstellen von warmen Duschen. Das ist mit uns nicht zu machen", sagte Pistorius. "Man kann die Temperatur in einer Sporthalle um zwei Grad herunterdrehen. Und meinetwegen auch die Temperatur in einem Schwimmbad um zwei Grad reduzieren. Aber jede Sportlerin und jeder Sportler muss nach dem Sport oder dem Schwimmen wenigstens kurz warm duschen können."

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 20.09.2022 | 19:30 Uhr

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