Zwei Herzen aus Stoff mit Abstand © photocase.de Foto: Eliza

Liebe und Dating in Zeiten von Corona

Stand: 11.02.2021 12:07 Uhr

In der Corona-Pandemie müssen wir alle auf Abstand zueinander gehen. Doch wie sollen Singles jemanden kennenlernen und jemanden näherkommen? Und wie sieht die Situation der Paare aus?

von Torben Steenbuck

"Körperliche Nähe, Zuneigung, was auch immer, das fehlt doppelt in diesen Zeiten, und das empfinde ich echt als hart", erzählt Eva, 27, aus Hamburg. Sie ist Single und auf der Suche nach einem Partner. Sie beneidet ihre Mitbewohnerin, wenn diese abends Besuch von ihrem Freund bekommt. Dann denke sie oft: "Oh Mann, gerade jetzt, wo man irgendwie keinen umarmt und so, ist das Scheiße."

Singles fühlen sich einsamer

Mit diesem Gefühl ist Eva nicht alleine. In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des größten deutschen Dating-Portals, Parship, sind Alleinstehende besonders stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Jede zweite Single-Frau gab an, sich einsamer zu fühlen als vor Corona.

Das beobachtet auch der Hamburger Single-Coach Eric Hegmann, der unter anderem als Berater für Parship arbeitet, bei seinen Klientinnnen und Klienten. "Es gibt natürlich viele Singles, die sehr unter der Einsamkeit durch die Kontaktbeschränkungen leiden. Und das darf man nicht unterschätzen. Einsamkeit ist wirklich etwas ganz Schreckliches. Aber wir haben auch ein paar Umfragen gemacht und was interessant war: Ein Drittel der Singles sagte, sie wollen die Zeit sozusagen für sich nutzen. Also, sie finden es ganz gut, mal weniger Kontakte gleichzeitig zu pflegen, weniger Verabredungen zu haben, sich auf wenige einzelne Menschen länger fokussieren zu können."

Intensivere Gespräche - mit Distanz

Ein gebasteltes Smartphone mit einem Herz auf dem Display. © go2 / photocase.de Foto: go2 / photocase.de
Das erste Kennenlernen findet oft digital statt.

Jeder dritte Single kann demnach dieser Zeit auch etwas Positives abgewinnen: weniger Kontakte, dafür aber tiefergehende und emotionalere Gespräche - aber oft auf Distanz. Dieses Phänomen erlebt auch die 27-jährige Eva beim Dating während Corona. "Also ich glaube, das außergewöhnlichste Corona-Date war ein Video-Date. [...] Du siehst natürlich sofort das private Umfeld, das fand ich spannend." Aber am Ende war es für sie nur ein Gespräch auf Distanz. "Du redest halt mit jemandem auf dem Display. Und es fehlt zum Beispiel der Geruch. Wie bewegt er sich in der Öffentlichkeit oder im Restaurant? Dann würdest du auch merken, wie er mit Kellnern umgeht."

Paare: Zu viel Nähe in Corona-Zeiten?

  1. Doch nicht nur Singles haben es in der Corona-Krise nicht leicht. Auch Paare werden vor eine besondere Herausforderung gestellt. Das merkt auch die Hamburger Psychologin und Paartherapeutin Christine Geschke: "Die Anfrage ist tatsächlich gestiegen. Durch Corona nehme ich an. Es ist allerdings auch so, dass Paare sich nicht melden mit dem Anliegen, wir kommen mit Corona nicht klar, sondern es sind die alten Themen, die aber jetzt so spürbar geworden sind, weil man sich nicht mehr aus dem Weg gehen kann und sich damit diese Themen immer wieder stellen, immer lauter werden, sodass das Paar nicht mehr umhinkommt, hier eine Verantwortung zu übernehmen."

Einen erfreulichen Anblick bieten

Zu mehr Trennungen ist es in der Corona-Pandemie bisher nicht gekommen. Das ergaben eine Umfrage unter Scheidungsanwälten und mehrere Einschätzungen deutscher Paartherapeuten. Doch die Paare müssen laut Geschke neue Mechanismen entwickeln, um die positive Spannung zueinander aufrecht zu halten. So auch bei der Sexualität. Sie meint: "Wenn man den anderen den ganzen Tag in der Jogginghose sieht und in einem gammeligen T-Shirt, dann ist das natürlich nichts, was einem sexuell inspiriert. Und insofern finde ich es durchaus sinnvoll, auch in diesem runtergefahrenen Kontext, dass man sich ein bisschen Mühe gibt, sich ein bisschen nett anzieht, zwischendurch sich vielleicht auch mal schminkt, dass man sich pflegt und dem anderen irgendwie einen erfreulichen Anblick bietet."

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Dieses Thema im Programm:

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