Thomas Losse-Müller (SPD).

Losse-Müller: Vom "Maschinenraum" in die erste Reihe

Stand: 19.05.2022 11:08 Uhr

Einst Chef der Staatskanzlei in der Küstenkoalition, wird der Spitzenkandidat für die Landtagswahl nun die SPD-Fraktion anführen.

Mit hochgekrempeltem weißem Hemd steht Thomas Losse-Müller am Rednerpult beim Parteitag in Lübeck. Noch sind es einige Wochen bis zur Landtagswahl. Losse-Müller bringt an diesem Tag das Wahlprogramm der SPD ein. Klar strukturiert, unaufgeregt, aber nachdrücklich stellt der 49-jährige die Schwerpunkte vor: Mehr Geld für Klimaschutz, mehr Entlastungen für Eltern, eine bessere Digitalisierung.

Es ist der Moment, in dem Thomas Losse-Müller endgültig in die Öffentlichkeit tritt. Der Mann, der die Politik aus dem "Maschinenraum" kennt, wie es Parteichefin Serpil Midyatli immer sagt, bekommt seine eigene Bühne. Er will es besser machen als die amtierende Regierung.

Losse-Müller will Regierung "herausfordern"

Inzwischen ist die Wahl verloren. Der Wahlkampftrubel ist abgeklungen und Losse-Müller, der sich direkt nach der Wahl zunächst nicht um den Fraktionsvorsitz beworben hat, weil er sich als "das Gesicht das Kampagne" sieht – wird es nun doch. Von einer "bedeutenden Aufgabe" spricht er bei der Pressekonferenz. Die Wahlkampf-Themen werden ihn weiter beschäftigen – auch im Landtag will er die Regierung, so sagt er, "herausfordern."

Losse-Müller kennt sich in den Themen aus, hat viel Detailwissen. Spricht meist ruhig und erklärend. Einen "Mann mit einem Plan" hat Serpil Midyatli ihn im Wahlkampf genannt. Er selbst traut sich zu, große Aufgaben wie gesellschaftlichen Zusammenhalt oder Zukunftsfähigkeit zu "organisieren."

Von den Grünen zur SPD gewechselt

Bis 2020 war Thomas Losse-Müller noch Mitglied bei den Grünen - und wechselte dann zur SPD. Für ihn, so beschreibt er es, ein logischer Schritt, der sich länger angebahnt habe. Dass er nach kurzer Zeit schon zum Spitzenkandidaten gemacht wurde, sagt er, sei für ihn selbst überraschend gekommen.

In der Küstenkoalition war der 48-Jährige von 2012 bis 2014 zunächst Staatssekretär im Finanzministerium unter der Grünen-Politikerin Monika Heinold, bevor er als Chef der Staatskanzlei eng mit dem damaligen Ministerpräsidenten Torsten Albig von der SPD zusammenarbeitete.

Erst London, dann Washington

Auch an den Jamaika-Koalitionsverhandlungen 2017 war Losse-Müller beteiligt, wurde sogar für einen Staatssekretärsposten gehandelt - dazu kam es aber nicht. Bereits damals habe ihm der damalige SPD-Parteichef Ralf Stegner ein Beitrittsformular überreicht. Das habe er gut aufbewahrt, schreibt Losse-Müller auf seiner Internetseite.

In der Landespolitik war er eher ein Quereinsteiger - nach einem Studium der Volkswirtschaft arbeitete Losse-Müller zunächst mehrere Jahre im Risikomanagement der Deutschen Bank in London, war später bei der Weltbank in Washington im Bereich Finanz- und Privatsektorenentwicklung tätig. Politisch aktiv war er allerdings schon damals - und gründete 2007 sogar in Washington einen Ortsverband der Grünen.

Thomas Losse-Müller ist im Ruhrgebiet aufgewachsen – schwört jetzt aber auf das Meer und den Himmel in Schleswig-Holstein. Er lebt gemeinsam mit seiner Frau und seinen Töchtern am Bistensee.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 19.04.2022 | 19:30 Uhr

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