Harter Lockdown: Unterschiedliche Reaktionen in SH
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat angekündigt, dass spätestens ab Weihnachten alles geschlossen wird - also ein ähnlich harter Lockdown wie im Frühjahr. Das wird im Land unterschiedlich beurteilt.
"Zu spät kommt er, der harte Lockdown." "Warum erst ab Weihnachten?" "Damit alle vorher noch mal in den Innenstädten dicht gedrängt shoppen gehen?" Der geplante verschärfte Corona-Kurs der Landesregierung sorgt bei den Nutzern von NDR.de und über den Messenger in der NDR Schleswig-Holstein App für viele Diskussionen. Zu viel "Rumgeeiere", kritisieren andere im Kommentarbereich. Und warum ist es in Schleswig-Holstein noch erlaubt, dass man sich privat zu Hause mit zehn Menschen treffen darf?
Einige fordern auch, jetzt schon die Schulferien einzuläuten. Während also viele schnellere und härtere Corona-Maßnahmen fordern, sind auch komplett andere Stimmen zu lesen: Lächerlich sei die Ankündigung eines harten Lockdowns. Die Menschen sollten anfangen, Dinge zu hinterfragen und selbst zu denken. Einige meinen, dass man die Maßnahmen mehr vom regionalen Geschehen abhängig machen sollte. Auch zu lesen: Die Dauer-Alleingänge von Herrn Günther gehen arg auf die Nerven.
Institut für Weltwirtschaft: Verträgliche Zeit für Lockdown
Aus der Wirtschaft sind ebenfalls unterschiedliche Stimmen zu hören. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel sagt, dass ein harter Lockdown ab Weihnachten vermutlich gar nicht so hart wäre, wie er klingt. "Ein Lockdown, der von - sagen wir mal - Heiligabend bis zum 10. Januar durchgeführt wird, wäre vergleichsweise glimpflich, denn das ist ohnehin ein Zeitraum mit sehr schwacher ökonomischer Aktivität", sagt der Konjunkturchef des Instituts, Stefan Kooths. "Wenn man schon einen Lockdown macht, dann ist das sozusagen die Zeit, wo es am ehesten verträglich ist für die wirtschaftliche Leistung im Land."
Einzelhandelsverband nicht begeistert
Der Einzelhandelsverband Nord sieht das anders. Gerade zwischen den Jahren sei in den Geschäften viel los. Viele kommen, um Gutscheine in den Geschäften einzulösen oder sich vom geschenkten Geld etwas zu kaufen, sagte eine Sprecherin NDR Schleswig-Holstein.
Grünen-Fraktionschefin für Lockdown ab kommender Woche
Grünen-Landtagsfraktionschefin Eka von Kalben ist für einen harten Lockdown in Schleswig-Holstein ab der kommenden Woche. "Das ist meine Position", sagte sie heute Vormittag. Am besten sei ein bundesweit abgestimmtes Vorgehen bei der Eindämmung der Corona-Pandemie, zumindest aber mit den anderen norddeutschen Ländern. "Wir brauchen eine schnelle Entscheidung. Wir müssen jetzt die Zahlen runter kriegen und nicht erst in zehn Tagen."
Günther fordert Verzicht auf Silvesterfeiern
Ministerpräsident Günther hatte gestern Abend angekündigt, dass es im Norden "spätestens ab Weihnachten" einen harten Lockdown geben werde - möglicherweise sogar früher. "Wenn wir die Phase nach dem 27. Dezember für Schließungen im Einzelhandel nutzen, richten wir weniger Schaden an, als in anderen Zeiten." Günther forderte außerdem einen Verzicht auf sämtliche Silvesterfeiern. Der Funke-Mediengruppe sagte er: "Das ideale Silvester sieht dieses Jahr so aus: Zu Hause im eigenen Hausstand bleiben, vielleicht gemütlich auf den Jahreswechsel anstoßen. Partys oder ein gemeinsames Anstoßen mit den Nachbarn zum Jahreswechsel - das muss dieses Mal ausfallen."
Weiter hohe Infektionszahlen
Die Corona-Zahlen bleiben hoch: Deutschlandweit meldete das Robert Koch-Institut rund 23.700 bestätigte neue Fälle (Stand Mittwochabend). In Schleswig-Holstein wurden 297 neue Infektionen gemeldet. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert im nördlichsten Bundesland liegt nun bei 58,5. Die Zahl der Todesfälle liegt laut Statistik der Landesmeldestelle bei 276 - fünf mehr als am Vortag.
