Obdachlose vorm Erfrieren schützen: Winternotprogramm startet
In vielen Orten Schleswig-Holsteins stellen Diakonie und Kommunen jetzt mehr Unterkünfte für Wohnungslose zur Verfügung.
Mit der kalten Jahreszeit startet das Winternotprogramm für Wohnungslose in Schleswig-Holstein. Dabei sorgen die Diakonie und die Kommunen für zusätzliche beheizbare Unterkünfte und Begegnungsmöglichkeiten. In den Tagestreffs und Beratungsstellen werden nun außerdem warme Kleidung und Schlafsäcke verteilt. Wohnungslose können sich in den Treffs aufwärmen, duschen, Wäsche waschen, ins Internet gehen und erhalten dort auch heiße Getränke.
Corona-Hygieneregeln einhalten ist schwierig
"Menschen, die auf der Straße leben, sind in diesem Winter besonders gefährdet", sagt Landespastor und Diakonie-Vorstand Heiko Naß. "Sich in Zeiten von Corona zurückzuziehen und Hygieneregeln einzuhalten, ist für sie fast nicht möglich." Neben dem Ziel, Obdachlose vor dem Erfrieren zu schützen, soll ihnen mit Hilfe des Winternotprogramms der Zugang zu sanitären Anlagen gegeben werden.
Zusätzliche Räume für Wohnungslose
In Kiel hat die Stadt neben den bestehenden Notunterkünften mehrere beheizbare Container mit 18 Plätzen bereitgestellt, die von Diakonie und Caritas betreut werden. In Lübeck stehen 25 zusätzliche Schlafplätze in Containern zur Verfügung, in Norderstedt weitere Räume in einem Gebäude. Die diakonische Wohnungslosenhilfe in Husum mietet wieder eine komplett eingerichtete Wohnung an, in der mehrere Personen untergebracht werden können. Außerdem werden in mehreren Städten Wohnungslose in Hostels oder Hotels untergebracht. Und weil viele Wohnungslose seit der Pandemie Kontakte vermeiden, gibt es ein paar Angebote, die darauf eingehen. In Norderstedt wird alternativ warmes Essen in einem Außenbereich ausgeben, in Pinneberg ein entsprechendes Angebot entwickelt. Das Land Schleswig-Holstein fördert das Winternotprogramm mit 20.000 Euro. Zusätzliche 10.000 Euro steuert die Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein bei.
Im Zweifel den Notruf wählen
Die Diakonie ruft alle Schleswig-Holsteiner dazu auf, in der kalten Jahreszeit Wohnungslose im Blick zu haben. "Ein heißes Getränk oder eine Suppe können helfen und ein Zeichen von Zuwendung sein. Liegt ein Obdachloser reglos auf dem Boden oder einer Bank und ist nicht mehr ansprechbar, sollte entweder die Polizei oder der Rettungswagen gerufen werden, unter 110 oder 112", so Landespastor Naß.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der von Wohnungslosigkeit betroffenen oder bedrohten Menschen in Schleswig-Holstein stetig gestiegen. 2019 haben nach Angaben der Diakonischen Wohnungslosenhilfe knapp 7.900 Menschen deren Beratungsangebote in Anspruch genommen. Das waren gut 400 mehr als im Vorjahr und knapp 2.500 mehr als 2014. Die Dunkelziffer an Wohnungslosen dürfte laut Naß noch höher liegen. Eine offizielle Statistik über Wohnungslosigkeit in Schleswig-Holstein gibt es nicht.
