Vorratsliste im Test: So praktisch sind die Notfall-Empfehlungen
Schleswig-Holstein rüstet beim Zivilschutz auf. Die Behörden verweisen aber auch darauf, dass jeder selbst für einen Notfall gerüstet sein sollte. Es gibt Checklisten, wie sich Bürger einen Notvorrat für zu Hause aufbauen können.
Hochwasser, Sturm oder Stromausfall: Bei solchen Ereignissen kann es für eine Zeit lang schwer werden, an Lebensmittel zu kommen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt deshalb, einen Grundvorrat für mindestens drei Tage anzulegen. Wer sich stärker absichern will, sollte laut Ratgeber des Bundesamtes einen Vorrat für zehn Tage anlegen. Pro Tag deckt er einen Energiebedarf von 2.200 Kilokalorien ab.
Doch wie praktikabel ist die Checkliste? Vier Fragen stehen dabei im Vordergrund:
- Welche Lebensmittel sollen gekauft werden?
- Was kostet der Grundvorrat an Lebensmitteln?
- Wie lange dauert es, den Vorrat anzulegen?
- Wie viel Platz benötigt der Vorrat im Haus oder der Wohnung?
NDR Schleswig-Holstein Reporter Hauke von Hallern im Selbstversuch.
40 Liter Wasser für zwei Personen
Ich lege meinen Vorrat für zwei Personen an. Der erste Punkt auf der Liste sind Getränke. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe kalkuliert zwei Liter pro Person und Tag. Das ergibt 40 Liter. Neben Getränken ist auch ein Zuschlag für die Zubereitung von Kartoffeln, Reis oder Nudeln enthalten. Ich lade fünf Träger Mineralwasser in den Einkaufswagen, damit ist er schon halb voll.
Der nächste Punkt sind Getreideprodukte: Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis, insgesamt sieben Kilogramm. Hier entscheide ich mich für Nudeln und lade ganze vierzehn Packungen in meinen Einkaufswagen. Dazu kommen laut Checkliste acht Kilogramm Gemüse und fünf Kilo Obst und Nüsse. Wer sich für getrocknete Produkte entscheidet, muss zusätzliches Wasser einkalkulieren. Ich nehme Dosen. Diese sind günstig, einfach zu lagern und lange haltbar.
Haltbarkeit im Vordergrund
Das Thema Haltbarkeit spielt bei meinem Einkauf eine wichtige Rolle. Sicherlich schmecken frische Lebensmittel besser und sind gesünder. Mein Ansatz ist aber ein Vorrat, der über die Jahre möglichst wenig Pflege braucht, denn wer frische Lebensmittel kauft, muss sie regelmäßig austauschen. Für Milch und Milchprodukte kalkuliert die Liste für zwei Personen gut fünf Kilogramm, für Fisch, Fleisch und Eier drei Kilo. Auch hier bleibe ich als Pragmatiker bei einfachen Konserven und H-Milch.
Der letzte Punkt auf der Liste: Fette und Öle. Ich lege noch einen Liter Rapsöl in meinen Einkaufswagen. Dieser ist nun bis oben hin gefüllt und lässt sich nur noch mit viel Kraft schieben. Wer einen Grundvorrat für mehr als eine Person einkauft, sollte also lieber zu zweit einkaufen gehen.
Lob und Kritik für Checkliste des Bundesamtes
Beim Einkaufen werde ich von anderen Kunden angesprochen: Der große eigenwillige Warenkorb fällt auf. Eine ältere Dame hält die Idee eines Grundvorrates für völlig richtig. Der Blackout in Spanien und Portugal hätte gezeigt, wie aktuell das Thema gerade ist. Ein Mann mittleren Alters hält den Einkauf dagegen für übertrieben. Ich solle aufpassen, dass dann nicht die Nachbarn alle vor der Tür stehen, scherzt er.
Panikmache oder Aufruf zum Hamstern?
Vor meinem Einkauf habe ich mit einem Krisenforscher über die Sinnhaftigkeit eines Notvorrates gesprochen. Kritiker könnten die Checkliste des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe schließlich auch als Aufruf zum Hamstern oder als Panikmache empfinden.
Der Kieler Krisenforscher Frank Roselieb hält das Anlegen eines Grundvorrates aber grundsätzlich für richtig. "Bis die Katastrophenhelfer eine erste Notstruktur aufgebaut haben, könne es durchaus 72 Stunden dauern. Das sind drei Tage. In dieser Zeit und auch danach kann es erstmal schwer sein, an Lebensmittel zu kommen", erklärt er. Roselieb übt aber auch Kritik an der Liste des Bundesamtes. Wenn kein Strom da sei, dann könnten etwa Fertigprodukte nicht zubereitet werden.
Grundvorrat braucht Platz im Haus oder der Wohnung
An der Kasse bezahle ich meinen Einkauf. Auf dem Bon stehen am Ende 105,87 Euro. Ein Betrag, der allenfalls zur groben Orientierung dienen kann. Wer anders als ich frische Lebensmittel kauft, zahlt natürlich deutlich mehr. Auch die Auswahl des Supermaktes beeinflusst den Preis. Ich habe bei Edeka eingekauft. Es hat eineinhalb Stunden gedauert. Der Grundvorrat muss außerdem gelagert werden. Mein Einkauf nimmt etwa einen Kubikmeter Platz weg. In einer kleinen Wohnung kann es dann eng werden, vor allem wenn für mehr als zwei Personen vorgesorgt wird.
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