NABU: Holz verheizen hilft nicht in der Energiekrise
Mit Holz zu heizen ist gerade im Trend wie noch nie. Aber wie sinnvoll ist das? Nicht besonders, sagt der NABU. Bereits vor dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine stiegen die Energiepreise in die Höhe.
Die aktuelle Gasmangellage trifft Wirtschaft und Privathaushalte mit voller Wucht und der Druck alternative Energiequellen finden zu müssen, steigt. "Dies führt in Unternehmen und bei der Bevölkerung nicht selten zu vorschnellen Entscheidungen", sagt Ingo Ludwichowski, NABU-Landesgeschäftsführer in Schleswig-Holstein. Damit meint er zum Beispiel den Umstieg auf die Holzverbrennung zur Energieerzeugung. Doch die Holzindustrie ist in Aufruhr, denn auch in dieser Branche droht eine Rohstoffkrise.
Privathaushalte sind größter Verbraucher von Holz
Privathaushalte sind schon jetzt größter Verbraucher von Waldholz für die Gewinnung von Energie. Aktuell gibt es insgesamt über 400.000 Kamine und Holzöfen in Schleswig-Holstein. Der Pelletsverbrauch liegt bei rund drei Millionen Tonnen in Deutschland und mehr als 20 Millionen Tonnen Scheitholz werden momentan pro Jahr verbraucht - Tendenz steigend. Wenn keine Einschränkungen durch das Gebäudeenergiegesetz kommen, dann werde die Kombination der vorgeschriebenen 65 Prozent erneuerbaren Energien ab 2024 mit der Förderung zu einem weiteren Boom der Holzfeuerung führen, sagt Ludwichowski. Hinzu komme, dass auch die Industrie die Holzfeuerung für sich entdeckt hat. Gespräche über die Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Holzbiomasse würden in Deutschland intensiv geführt.
NABU fordert nachhaltiges Handeln
Laut NABU erfordert die aktuelle Rohstoff- und Naturkrise vorausschauendes, nachhaltiges Handeln. Dazu gehöre auch, dass es gesetzliche Einschränkungen für Holzheizungen geben muss und keine weiteren Fehlanreize durch die Förderung von Pelletheizungen. "Wer jetzt vorschnell auf die falsche Energiequelle setzt, wird am Ende wiederum finanzielle Verluste in Kauf nehmen müssen. Zudem können wir es uns in der aktuellen Situation gar nicht leisten, Holz derart intensiv als Energiequelle zu nutzen", erläutert Ludwichowskis Kollege, NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Der Wald als CO2-Senke für natürlichen Klimaschutz und als Lebensraum für tausende Tier- und Pflanzenarten ist bereits jetzt in Gefahr."
Keine Öfen mehr beim Fachhändler
Eine Abfrage von NDR Schleswig-Holstein hat ergeben, dass keine Firma im Land für diesen Winter noch einen Kamin- oder Pellet-Ofen liefern und einbauen kann. Doch die Anfragen kommen weiterhin, berichtet zum Beispiel Peter Frohmeyer, Chef der Kieler Firma Feuerland: "Doppelt so viele wie sonst - so etwas haben wir noch nicht erlebt. Mittlerweile geht es bei den Anrufen nicht mehr um das Modell, entscheidend ist nicht mehr was gefällt. Viele fragen uns: Welcher Ofen ist noch frei?" Die Antwort lautet aktuell: keiner. Feuerland ist ausverkauft. Frohmeyer hat sein Geschäft nun häufiger mal geschlossen und geht auch nicht mehr ans Telefon. "Nur so können wir mit dem Papierkram noch hinterherkommen."
Wegen der zu erwartenden Gasknappheit wollen viele Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohnungen und Häusern mindestens noch einen Ofen haben. "Für diesen Winter ist da nichts mehr zu machen. Und trotzdem bestellen die Kunden wie verrückt für einen Einbautermin im kommenden Jahr." Frohmeyer macht sich Sorgen, dass es später zahlreiche Stornierungen geben könnte.
In vielen Baumärkten hingegen stehen noch Kaminöfen, aber die Märkte werden sie nicht los. Denn dort bekommen Kunden weder einen Einbau noch die Bau- und Prüfanträge erledigt. Die Fachfirmen bauen nur eigene Geräte ein.
Schornsteinfeger haben sehr viel zu tun
Auch die Schornsteinfegerinnen und -feger haben mit Anfragen zu Öfen zurzeit sehr viel zu tun. Bei fast jedem zweiten Kehrbesuch entsteht plötzlich Beratungsbedarf, sagt Bezirksschornsteinfeger Hauke Stuhlmacher: "Viele meiner Kunden wollen jetzt sogar einen zweiten Kamin anschließen. Und ältere Menschen fragen nach Pelletheizungen, weil sie vermeintlich so leicht in der Handhabung seien und vieles automatisch funktioniert." Stuhlmacher macht derzeit in der Woche zahlreiche Überstunden durch die spontanen Beratungsgespräche.