Erster Fall von Geflügelpest in Nutztierhaltung in SH
In Schleswig-Holstein ist ein unter Wildvögeln grassierender Geflügelpest-Erreger bundesweit erstmals auf Nutztiere übergesprungen. Betroffen ist ein Hühnerhof auf der Hallig Oland mit knapp 60 Tieren.
Um zu verhindern, dass sich die Geflügelpest weiter ausbreitet, sind laut dem Landwirtschaftsministerium alle Hühner in dem kleinen Betrieb gekeult worden. Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts, dem nationalen Referenzlabor, handelt es sich um den deutschlandweit ersten bestätigten Fall von Geflügelpest in einer Nutztierhaltung in diesem Herbst. "Das Wichtigste ist, dass den Anweisungen der zuständigen Veterinärämter in den betroffenen Kreisen jetzt auch Folge geleistet wird," betonte Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) am Donnerstag. Die Betriebe, die in den Risikogebieten Geflügel halten, sollten nach seinen Worten Aufstallungsmaßnahmen umsetzen. "Das ist der wichtigste Schritt, um ein Übergreifen auf andere Vögel zu vermeiden und es zumindest im Bereich der Wildtierpopulation zu belassen", sagte Albrecht.
"Hoffentlich geht alles gut"
Die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen, zeigte sich im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein beunruhigt. "Wir sind selber auch Geflügelhalter und haben Legehennen. Wir sind in großer Sorge und tun alles dafür, dass unser Bestand geschützt wird", sagte Volquardsen. "Wir hoffen natürlich, dass alles gut geht." Allein in Nordfriesland sind inzwischen 1.500 tote Wildvögel entdeckt worden. Ein Sprecher des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) ging bereits am Mittwoch davon aus, dass die Ursache höchstwahrscheinlich ein Vogelgrippe-Virus ist. Auch in Dithmarschen gibt es Fälle und in Eckernförde wurde bislang eine tote Wildgans gemeldet.
Aufstallungsgebot jetzt auch in Rendsburg-Eckernförde
Der Kreis Rendsburg-Eckernförde hat deshalb in einigen Regionen scharfe Auflagen für Geflügelhalter erlassen. Laut tierseuchenrechtlicher Allgemeinverfügung des Kreises muss jetzt an einem drei Kilometer breiten Streifen an Ostsee und Schleiufer Geflügel aufgestallt werden. Dazu kommen jeweils 500 Meter breite Uferstreifen entlang der Eider, des Nord-Ostsee-Kanals, der Stör sowie vieler Seen. Zusätzlich sind Ausstellungen, Märkte und Veranstaltungen ähnlicher Art von Geflügel und Tauben im gesamten Kreisgebiet verboten. Zuvor hatten bereits die Kreise Nordriesland und Dithmarschen ähnliche tierseuchenrechtliche Allgemeinverfügungen erlassen.
Forderung: Aufstallen auch auf Bio-Höfen
Gleichzeitig fordert der Geflügelwirtschaftsverband Schleswig-Holstein und Hamburg eine Aufstallpflicht für alle Geflügelhalter - auch auf Bio-Höfen. Bisher müssen die ab 10 Uhr vormittags die Hühner aus dem Stall lassen, um die Eier als Bio-Eier zu verkaufen. Der Verbandsvorsitzende Hans-Peter Goldnick fordert diese Regel kurzfristig aufzuheben. Er will damit verhindern, dass das Virus weitere Tiere auf anderen Höfen befällt.
