Sonderfahrt zum Flughafen: Stadtwerke Osnabrück in der Kritik
An einem Abend im Mai mussten Fahrgäste in Osnabrück länger auf den Bus warten. Ein Fahrer der Linie M1 war aus dem laufenden Betrieb abgezogen worden, um Führungskräfte am Flughafen FMO einzusammeln.
Über die Geschichte hinter der kuriosen Sonderfahrt hatte zuerst die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet. Demnach bekam der Vorstand der Osnabrücker Stadtwerke, Stephan Rolfes, an besagtem Maiabend einen Anruf. Stadtbaurat Frank Otte erzählte am Telefon, dass er mit etwa 40 Kolleginnen und Kollegen am Flughafen Münster-Osnabrück (FMO) nach einem internen Führungskräfte-Seminar festsitze, weil der für die Gruppe gebuchte Reisebus nicht dort sei. Die Stadtwerke sind Betreiber des Nahverkehrs in und um Osnabrück. Rolfes soll auf den Anruf hin einen Fahrer von der Linie M1 abgezogen haben, um einen Bus zum FMO zu schicken. Da es keinen Ersatzfahrer gab, mussten reguläre Fahrgäste der M1 an jenem Abend warten.
CDU-Osnabrück: "Inakzeptabler Vorgang"
Das sorgt für Kritik. Die CDU-Vorsitzende Verena Kämmerling spricht von einem "starken Stück Vetternwirtschaft" - sollte sich das ganze so zugetragen, wie berichtet. "Die Stadtwerke Osnabrück sind kein Taxiunternehmen für Dezernenten", teilte sie mit. Von Vetternwirtschaft will der Grünen-Fraktionsvorsitzende Volker Bajus nicht gleich sprechen. Allerdings fielen Busse schon genug aus, das müsse man nicht noch verschärfen, so Bajus. Die Grünen bilden im Stadtrat zusammen mit der SPD und Volt die Mehrheit. Volt bezeichnet den Vorfall als "Unverschämtheit".
Stadtwerke Osnabrück weisen Kritik zurück
Die Stadtwerke Osnabrück weisen das von sich. Als Dienstleister sei es richtig, Stadt, Polizei oder Feuerwehr kurzfristig in Sondersituationen zu helfen. Die Stadt habe die Fahrt bezahlt, sagte ein Sprecher. Und dass sich die "Sondersituation" im Nachhinein anders darstelle, konnte man in dem Moment nicht wissen. Der gebuchte Reisebus des privaten Unternehmens war nämlich vor Ort. Er wartete auf seine Gäste nur auf einem anderen Parkplatz.
Landesnahverkehrsgesellschaft spricht von "Verstoß"
Aufsichtsbehörde für den Busbetreiber Stadtwerke Osnabrück ist die Landesnahverkehrsgesellschaft. Sie hat das kommunale Unternehmen zu einer Stellungnahme aufgefordert und spricht von einem Verstoß - allerdings von einem geringfügigen. Die beiden Initiatoren der Sonderfahrt, Stadtwerkevorstand Rolfes und Stadtbaurat Otte haben sich bislang nicht öffentlich geäußert.