Bei stürmischen Seegang schleppt ein Seenotrettungsboot eine Inselfähre vor Norden-Norddeich ab. © dpa Foto: Die Seenotretter/Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger

Nach Havarie: Durfte die Schnellfähre "Töwi II" bei Sturm raus?

Stand: 21.02.2023 11:30 Uhr

Die Seenotretter mussten am Freitagabend bei Windstärke acht eine Schnellfähre mit zwölf Personen an Bord vor Norddeich bergen. Durfte die Minifähre bei der Windstärke überhaupt den Hafen verlassen?

"Wir dürfen bei der Windstärke acht mit der Minifähre ausfahren", erklärte der Reeder und Betreiber vom Töwerland-Express dem NDR in Niedersachsen. Es habe sich um einen Motorschaden gehandelt, wie er vorkommen könne. Als Reaktion auf den Vorfall sollen die Fähren der Reederei nun mit einem zweiten Außenbordmotor ausgestattet werden. Die Fähre "Töwi II" war bei stürmischem Seegang auf den östlichen Leitdamm von Norddeich gedrückt worden, nachdem ihr Außenbordmotor ausgefallen war. Sie musste von den Seenotrettern in den Hafen geschleppt werden. Personen waren bei dem Vorfall nicht verletzt worden.

Minifähren der Konkurrenz bleiben ab Windstärke sechs im Hafen

Die baugleichen Minifähren der konkurrierenden Reederei bleiben nach eigenen Angaben ab Windstärke sechs im Hafen. Der Töwerland-Express betreibt nach NDR-Informationen ausschließlich Minifähren. Wären die am Freitag im Hafen geblieben, hätte die Privatreederei folglich keine Einnahmen gehabt.

Havarierte Fähre vor Norddeich: Entscheidung liegt beim Kapitän

Die Entscheidung, ob ein Schiff rausfährt, liege letztendlich bei dem Bootsführer oder dem Kapitän, sagt Richard Koelber von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Er selbst ist Bootsführer des Seenotrettungsbootes "Otto Diersch" und hatte die havarierte Minifähre am Freitag gerettet. Wenn der Kapitän sage, er traut das seinem Schiff zu, dann mache er das, so Koelber. Jeder habe ein anderes Empfinden. Der Präsident des deutschen Motoryachtverbandes, Frank Dettmering, sieht das anders. Bei Westwind und Windstärke acht rauszufahren, sei mindestens fahrlässig, wenn nicht sogar lebensgefährlich. Minifähren gelten als Sportboote.


21.02.2023 11:04 Uhr

In einer früheren Version dieses Artikel hatten wir geschrieben, Richard Koelber sei der Kapitän des Seenotkreuzers "Otto Diersch". Das war falsch. Herr Koelber ist Bootsführer des Seenotrettungsbootes. Wir haben die entsprechende Passage korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

 

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Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 20.02.2023 | 18:00 Uhr

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