Nach Großdemo für Lorenz A.: Auto vor Kneipe in Brand gesetzt

Stand: 02.05.2025 16:14 Uhr

Nach den tödlichen Polizeischüssen auf Lorenz A. hatten Tausende in Oldenburg friedlich protestiert. Danach brachen mehrere Feuer in der Stadt aus. Unter anderem wurde ein Auto vor einer Gaststätte angezündet.

Das Fahrzeug war den Polizeiangaben zufolge von einem Molotowcocktail getroffen worden. Die Gaststätte gehört laut Polizei dem Betreiber der Disco, vor der Lorenz A. in der Nacht seines Todes in Streit geraten war. Die Polizei geht nach aktuellem Ermittlungsstand davon aus, dass die Brändsätze gegen ihn gerichtet waren. Das Auto gehöre ihm jedoch nicht. Insgesamt zwölf kleinere Brände seien nach der Demo am vergangenen Freitag in Oldenburg ausgebrochen. Die Polizei kann bisher in keinem der Fälle einen Zusammenhang mit der Kundgebung beweisen und ermittelt weiter. Unbekannte hatten unter anderem die Reifen eines am Pferdemarkt abgestellten Reisebusses angezündet. Außerdem wurde eine Straßenbarrikade errichtet und ebenfalls in Brand gesteckt. Verletzt wurde niemand.

Lorenz A. stirbt nach Schüssen aus Polizeiwaffe

Ein Flixbus mit Brandspuren steht am Fahrbahnrand. © Lizenzfreie NDR Bilder Foto: Oliver Gressieker
Brandspuren an einem Reisebus: Mehrere Brände wurden nach der Demo für Lorenz A. in Oldenburg festgestellt.

Eine weitere Kundgebung zum Gedenken an Lorenz A. fand am Dienstag in Göttingen statt. Lorenz A. war am 20. April in der Oldenburger Innenstadt durch mehrere Schüsse aus einer Polizeiwaffe getötet worden. Zuvor soll der Schwarze 21-Jährige mit Reizgas gesprüht haben. Der Fall hat in Oldenburg und in der Region Trauer und Entsetzen ausgelöst. Tausende gingen daraufhin in mehreren Städten auf die Straßen. Dabei wurde auch der Vorwurf laut, rassistische Strukturen innerhalb der Polizeiarbeit hätten den Tod von Lorenz A. begünstigt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an, wie eine Sprecherin am Montag sagte. Neue Erkenntnisse gebe es bisher nicht.

Innenministerin Behrens verspricht Aufklärung

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) erlebt Oldenburg eigenen Angaben zufolge momentan sehr gespalten. Noch nie habe er eine solche Polarisierung in seiner Stadt erlebt, sagte er dem NDR Niedersachsen. Er bittet die Menschen darum, das Ende der Ermittlungen abzuwarten - auch wenn es Geduld erfordere. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sprachen von einem schrecklichen, aber ungewöhnlichen Fall. Behrens sicherte Aufklärung zu, die Polizei Niedersachsen habe selbst großes Interesse daran, sagte sie dem NDR Niedersachsen am Dienstag. Weil wies einen generellen Rassismusvorwurf gegen die Polizei zurück.

Aufruf in sozialen Medien für Gedenkminute

In den Sozialen Medien hatte sich zuletzt ein Aufruf unter Schülerinnen und Schülern verbreitet, eine Gedenkminute an den Oldenburger Schulen zu veranstalten. Zunächst gab es das Gerücht, Schulen würden dieses Vorhaben verbieten. Das Amt für Schule und Bildung in Oldenburg stellte klar, dass jede Schule selbst entscheiden könne, ob es eine Gedenkminute gebe oder nicht.


02.05.2025 16:15 Uhr

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand, dass das angezündete Auto dem Betreiber der Disco gehört, vor der Lorenz A. in der Nacht seines Todes in Streit geraten war. Richtig ist, dass die Gaststätte, vor dem das Auto in Brand gesetzt wurde, dem Disco-Betreiber gehört - nicht aber das Auto. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.

 

VIDEO: Fall "Lorenz A.": Debatte um Rassismus in der Polizei (2 Min)

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Hallo Niedersachsen | 28.04.2025 | 19:30 Uhr

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