LNG-Terminal Wilhelmshaven: Bau der Pipeline gestartet
In Niedersachsen hat der Bau einer Gaspipeline begonnen. Das Ziel: Noch vor Weihnachten soll Flüssiggas von einer schwimmenden LNG-Plattform in Wilhelmshaven ins deutsche Netz geliefert werden.
"Das ist heute ein ganz entscheidender Tag dafür, uns aus der Umklammerung und Verhaftung Russlands zu befreien", sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) mit Blick auf die russischen Gaslieferungen nach Deutschland. Das Vorhaben beweise, dass Deutschland auch "Schnelligkeit" bei Bauprojekten könne. Ab dem 22. Dezember soll mithilfe der Pipeline Gas über den neuen Anleger importiert werden.
Normalerweise dauert Genehmigung und Bau acht Jahre
Die neue Pipeline soll über eine Strecke von 26 Kilometern das angelieferte Flüssigerdgas (LNG) von der Anlegestelle im Hafen aus zum Knotenpunkt beim Gasspeicher in Etzel (Landkreis Wittmund) befördern. Nach seiner Umwandlung wird es dann ins deutsche Gasnetz eingespeist. "Wir werden alles dafür tun, vor Weihnachten fertig zu sein", sagte Thomas Hüwener, Geschäftsführer des Gasnetzbetreibers Open Grid Europe (OGE). Auch er betonte das hohe Tempo, mit dem gebaut werde. Genehmigung, Planung und Bau liefen innerhalb von nur zehn Monaten ab. Das gelinge nur, indem Politik, Behörden, Landpächter und Unternehmen intensiv zusammenarbeiten. "Üblicherweise braucht dafür acht Jahre in diesem Land", sagte Hüwener. Möglich ist das schnelle Vorgehen durch das sogenannte LNG-Beschleunigungsgesetz, das den Bau von Pipelines erlaubt, bevor das dazugehörige Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist.
Entscheidung für weitere LNG-Terminals soll im August fallen
Energieminister Lies bestätigte, dass es zurzeit Überlegungen mit dem Bund für weitere LNG-Terminals in Wilhelmshaven gebe. "Wir werden für Wilhelmshaven prüfen, ob es nicht ein oder zwei weitere Einheiten geben wird, mit denen mehr Gas importiert werden kann." Eine Entscheidung darüber solle noch im August fallen.
Lies verwies auf drohende Energieknappheit
Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) hatte im Juli mit Blick auf den zügigen Bau der Pipeline gesagt: "Angesichts der drohenden Versorgungslücke ist das ein Signal, das Mut macht." Das Terminal in Wilhelmshaven war erst Anfang Juli genehmigt worden. Allein über Wilhelmshaven könnten Lies zufolge rund 7,5 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr ins Netz eingespeist werden. Künftig seien sogar bis zu 20 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr möglich. "Das würde allein 40 Prozent der jährlichen russischen Gaslieferungen der vergangenen Jahre ersetzen", hatte der SPD-Politiker gesagt.
Mehrere Einwände eingereicht: Entscheidung Ende August
14 Einwände gibt es gegen die Pipeline im laufenden Planfeststellungsverfahren. Die Umweltschutzorganisationen NABU und BUND hatten das beschleunigte Verfahren kritisiert. Auch vor dem Hintergrund einer drohenden Notlage bei der Gasversorgung dürften die Ziele der Energiewende nicht aufgegeben werden, forderten die beiden niedersächsischen Landesverbände. Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern müsse konsequent weiterverfolgt werden. Die Energieversorgung dürfe nicht zulasten geschützter Lebensräume und Arten gesichert werden. Andere Kritiker befürchten, dass sich der Boden absenken könnte - weil in dem Bereich die Kavernenanlage Etzel steht, ein unterirdischer Speicher für Erdöl und Erdgas. Insgesamt besteht die Pipeline aus 1.500 Einzelstücken. Die Rohre sollen unter Äckern und einer Bundesstraße verlaufen. Über die Einwände will das Landesamt für Bergbau bis Ende August entscheiden.
Unterdessen bekommt das zweite niedersächsische LNG-Projekt in Stade mit 100 Millionen Euro finanziellen Rückenwind aus Berlin.
